Das Ende ist der Anfang

von | 14.12.2017 | Belletristik, Buchpranger

Wie bitter ist das Gefühl, ein gutes Buch beendet zu haben. Zu schnell ist man am Ende angelangt, hat den letzten Satz, das letzte Wort gelesen – und dann? Dann fängt alles von vorne an. Vorausgesetzt, das Buch ist so gut, dass der Wunsch geweckt wird, es erneut zu lesen. Bedeutend ist dabei der Ausgang der Geschichte. Schließlich ist es das Ende, das uns auf eine erneute Reise schickt. Wäre es daher nicht naheliegend, zuerst das Ende einer Geschichte zu lesen und dann zu entscheiden, ob man das ganze Buch lesen möchte?

Eine Möglichkeit, so an Literatur heranzugehen, bietet Pablo Bernasconi mit seinem Werk „Ende: Berühmte letzte Sätze der Weltliteratur“. Hier finden sich viele bekannte Titel und Autorennamen wie Jack London (Der Ruf der Wildnis), James Joyce (Ulysses), Ernest Hemingway (Der alte Mann und das Meer) und Vladimir Nabokov (Lolita). Insgesamt 56 Klassiker finden Platz in diesem illustrierten Werk. Mal sind es nur wenige Zeilen, mal füllen die letzten Sätze eines Klassikers eine ganze Seite. Abwechslung gibt es außerdem durch unterschiedliche Genres: Kinderliteratur (Alice im Wunderland) ist ebenso vertreten wie unter anderem Science-Fiction (Solaris) und Dystopie (1984).

Das Besondere an diesem Buch sind jedoch nicht die ausgewählten Zitate aus Klassikern, sondern die Illustrationen. Jeder Text wird mit einem ganzseitigen Bild illustriert. Elemente, welche aus den Texten herauszulesen sind, können in den Illustrationen wiedergefunden werden. Bernasconi interpretiert den Text neu, spielt mit Materialien, Farben und Strukturen, arbeitet mit vielen Details und unterschiedlichen Techniken. Wiederkehrende Techniken sind die Collage und die Malerei – verknüpft mit Naturmaterialien.

Bernasconi verleitet mit seinen Bildern zum mehrmaligen Lesen und Betrachten und beweist damit, dass ein Bild ähnlich wie ein Text funktioniert: Man kann das Werk zu Ende und wieder von Neuem „lesen“ – und dabei jedes Mal ein wenig mehr entdecken.

Zeichensetzerin Alexa

Ende: Berühmte letzte Sätze der Weltliteratur. Pablo Bernasconi. mixtvision. 2016.

Dieser Text ist erstmals in der 21. Ausgabe des Bücherstadt Kuriers erschienen. Anlässlich der Blogparade #schraegesEnde von schraeglesen haben wir die Rezension nochmal hervorgeholt.

Über die Angewohnheit, das Ende immer zuerst zu lesen

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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