„Wenn ich will, passt die ganze Welt hinein“

von | 17.02.2016 | Bilderbücher, Buchpranger

Häuser und Höhlen zu bauen ist eine spannende Tätigkeit – nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder: Da wird aus einem Tisch mit einer großen Decke darüber eine eigene Höhle, und auch ein großer Pappkarton erfüllt seinen Zweck. Hannes, der Protagonist aus Maria Stalders Bilderbuch, geht die Sache noch etwas experimenteller an, indem er beschließt: „Mein Rucksack ist mein Haus“. – Von Zeichensetzerin Alexa

Wie soll denn das gehen?, fragt sich die Mutter. Und auch Hannes‘ Versuch, möglichst viele seiner Gegenstände aus dem Kinderzimmer mitzunehmen, ist reichlich komisch. „Der Rucksack ist zu klein“, behauptet die Mutter. Darauf antwortet Hannes so überzeugt, dass er einem gleich sympathisch ist: „Doch, das geht. […] Wenn ich will, geht das ganze Zimmer hinein. Mein Rucksack ist mein Haus.“ Was sich als kleine Spielerei anhört, ist für Hannes purer Ernst. Er hat nämlich tatsächlich vor, „in die Welt hinein“ zu gehen. Und so packt er, während die Mutter telefoniert, ein wenig Proviant ein, verabschiedet sich leise von ihr, ohne dass sie es merkt, und zieht los.

Das Abenteuer beginnt und nimmt einen verrückten Verlauf, bei dem man gar nicht weiß, was wirklich passiert und was sich der Junge in seiner lebhaften Fantasie nur vorstellt. Eines ist aber gewiss: Ohne seinen Rucksack sähe das Abenteuer dann doch recht ausweglos aus. Und dass da mehr Platz ist, als man denkt, beweist Hannes immer wieder aufs Neue.

„Mein Rucksack ist mein Haus“ überzeugt vor allem auf der Erzählebene. Die Kommunikation zwischen den Eltern und dem Kind sowie dessen Selbstbewusstsein, bringen einen immer wieder zum Schmunzeln. Auf eine unaufdringliche Weise zeigt dieses Buch, dass Kinder ernst genommen werden wollen – und dass auch sie Recht haben können.

Der Text ist leicht verständlich und kurz, auf den Seiten dominieren die Bilder, auch wenn sie überwiegend einfach wirken. Teils erinnern die Bilder an Collagen. Im Gesamtbild erscheinen Text und Illustration ergänzend zueinander. Beides ist so schlicht gestaltet, dass die Art, wie diese Geschichte erzählt wird, weniger im Vordergrund steht als die Aussage. „Wenn ich will, passt die ganze Welt hinein“ mag auf den ersten Blick naiv und kindlich wirken, aber vielleicht steckt tatsächlich mehr dahinter?

Wer auf der Suche nach einem Bilderbuch ist, das Realität und Fantasie verbindet und Spaß macht, der ist bei „Mein Rucksack ist mein Haus“ genau richtig.

Mein Rucksack ist mein Haus. Maria Stalder. Atlantis. 2015. www.mariastalder.ch

 

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