Kann man ernsthaft mit jemandem befreundet sein, der eine Bryan Adams Platte im Regal stehen hat? Nick Hornby erzählt in „High Fidelity“ über (Pop-)Musik, Beziehungen und das Erwachsenenleben. Worteweberin Annika hat den Klassiker der Popliteratur gelesen – und vielleicht hört sie nachher noch ein Lied von Bryan Adams?
Wenn Rob Flemming für etwas brennt, dann ist das seine Plattensammlung. Mit jeder Frau, die aus seinem Leben verschwindet (und das sind nicht gerade wenige), sortiert er seine Platten um – und damit sollte der Trennungsschmerz auch schon wieder vergessen sein, denn eine potenzielle nächste Beziehung wartet bestimmt schon hinter der nächsten Ecke. Als Laura aus der gemeinsamen Wohnung auszieht und kurz darauf die aufregende amerikanische Sängerin Marie La Salle auftaucht, ist Rob davon überzeugt, dass diese Trennung es niemals unter seine Top-5 schaffen wird. Oder etwa doch? Und kann es eigentlich ewig so weitergehen, oder sollte Rob sich nicht doch irgendwann einmal festlegen?
„Von allen Menschen, die ich kenne, haben diejenigen am wenigsten Glück in der Liebe, denen Popmusik am meisten bedeutet. Ich weiß nicht, ob Popmusik der Auslöser dieses Unglücklichseins ist, aber ich weiß, daß sie schon länger traurige Songs hören, als sie ein unglückliches Leben führen.“ (S. 36)
Nick Hornby ist der Meister der Popliteratur und auch „High Fidelity“ ist gespickt mit Anspielungen auf ganz verschiedene Teile der Popkultur der 90er Jahre. Gut, dass im Anhang ein Glossar angefügt ist, denn nicht jeder kennt heute noch die britischen B-Promis von vor 20 Jahren. Besonders wichtig ist im Roman die Musik, worauf ja schon der Titel hinweist – und immerhin sammelt Rob nicht nur haufenweise Platten, er verkauft auch welche in seinem Laden, der mehr schlecht als recht läuft.
„High Fidelity“ ist eine unterhaltsame Lektüre, die sich schnell weglesen lässt. Obwohl Rob nicht immer sympathisch oder auch nur halbwegs perfekt ist, wünscht man sich die ganze Zeit, dass er noch die Kurve kriegt und erkennt, was er an seinem Leben alles ändern müsste. Die Lösung, auf die der Roman schließlich zusteuert, hat aber zumindest mich nicht vollkommen überzeugt. Der Film zum Roman erschien im Jahre 2000 und zeigt John Cusack in der Rolle des Rob.
High Fidelity. Nick Hornby. Aus dem Englischen von Clara Drechsler und Harald Hellmann. Kiepenheuer & Witsch. 1996.
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