Vier Freunde und der Dreißigjährige Krieg

von | 06.06.2016 | Buchpranger, Kinder- und Jugendbücher

Der Dreißigjährige Krieg. Wallenstein. Die Schwarzen Musketiere. Für Lukas sind das Worte, die noch weit weg sind. Bis er eines Tages mitten drin steckt. Wie er sein Dasein in einem Land voller Aufruhr meistert und wie vielleicht durch den Einsatz von Magie und Hexerei vielleicht doch noch alles zum Besseren gewendet werden kann, erzählt Oliver Pötzsch in dem spannenden Jugendroman „Die Schwarzen Musketiere“. Bücherbändigerin Elisabeth hat sich auf eine magische Zeitreise begeben.

Die schwarzen MusketiereLukas wächst als Sohn eines Grafen mit seiner Familie auf einer Burg in der Nähe von Heidelberg auf. Sein Vater ist dem Herrscher treu ergeben und durch die Ausweitung des Dreißigjährigen Krieges immer im Kriegsdienst. Doch bisher scheinen sie verschont geblieben zu sein, auch wenn das Kriegstreiben immer näher kommt.
Eines Tages bricht dann der Schrecken über die ganze Familie herein. Der Vater wird vor den Augen der Kinder getötet, die Mutter vom Inquisitor Waldemar von Schönborn als Hexe angeklagt. Lukas und seine Schwester Elsa können sich erst verstecken, doch dann wird auch Elsa verschleppt. Lukas flieht. Außer der vom Vater erlernten Fechtkunst und den schrecklichen Erinnerungen besitzt er nichts mehr. Durch Zufall trifft er in der größten Not drei gleichaltrige Jungs – ebenfalls Fechter – und tut sich mit ihnen zusammen.

Endlich haben sie ein Ziel vor Augen: Sie können nicht mehr davon laufen, der Krieg ist überall. Also wollen sie sich den Schwarzen Musketieren anschließen, der Schutztruppe Wallensteins. Und da ist noch Lukas´ Schwester, die er wiederfinden muss, da er seinen Eltern ein Versprechen gegeben hat. Warum taucht nur dieser Inquisitor wieder auf, der schon seine Mutter verurteilt hat? Und warum verhält sich dieses Amulett immer so eigenartig, das Lukas als Andenken an die als Hexe angeklagte Mutter erhalten hat? Und die nagendste Frage von allen: Lebt seine Schwester noch oder kommt er zu spät?

Das Jugendbuch „Die Schwarzen Musketiere“ ist mitten in die Kriegswirren des Dreißigjährigen Krieges hineingeschrieben. Der geschichtliche Hintergrund ist real, ebenso die örtlichen Beschaffenheiten. Von Heidelberg bis Weißenfels treibt es Lukas und seine Freunde auf dem abenteuerlichen Weg, zum Guten zu wenden, was noch möglich ist.

Der Autor erzählt die Geschichte spannend und ohne langwierige Passagen. Die Beschreibungen von historischen Gegebenheiten sind detailliert, aber nicht vordergründig, sodass man sich als Leser ein gutes Bild machen kann, ohne davon überrollt zu werden. Im Vordergrund steht allerdings ohnehin eine sehr bildhafte und gut vorstellbare Sprache mit vielen spannenden Momenten.

Dem Autor gelingt es sehr gut, die Handlung weiter zuspitzen zu lassen. Dafür verwendet er das Einsetzen von übernatürlichen Kräften und Magie, die am Anfang des Buches noch gar keine Rolle spielt, sodass man glaubt, man befinde sich in einem rein historischen Roman. Doch durch das Amulett, das sich eigenartig verhält, den Inquisitor, der es auf Lukas abgesehen zu haben scheint und verschiedene andere magische Momente wird der Geschichte der Schwarzen Musketiere noch eine weitere spannungsfördernde Komponente hinzugefügt.

„Die Schwarzen Musketiere“ funktioniert als Jugendbuch sehr gut. Der Spannungsbogen nimmt keinen Abbruch, die Beschreibungen und Komplexität halten sich auf einem einfachen und dennoch nicht zu kindlichen Level und trotzdem gibt es viele Überraschungsmomente, die man nicht vorhersehen kann. Die Beschreibung des Krieges wird auf einem eher oberflächlichen Niveau gehalten, auch wenn Kampfhandlungen, in welche die vier Freunde verwickelt sind, ausführlicher beschrieben werden, die Fechthandlungen gut und genau beschrieben sind und auch in Verletzungen resultieren. Mit diesem Buch werden sich mit Sicherheit auch vermehrt Jungs angesprochen fühlen.

„Die Schwarzen Musketiere“ ist spannend und unterhaltsam, der historische Rahmen und die geografische Definition beziehen die Geschichte noch intensiver in einen Kontext. Zudem funktioniert das Buch nicht nur als Jugendliteratur. Auch Erwachsene schafft es durchwegs in seinen Bann zu ziehen.

Die Schwarzen Musketiere – Das Buch der Nacht. Oliver Pötzsch. bloomoon. 2015.

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