Terézia Mora erhält 63. Bremer Literaturpreis

von | 24.01.2017 | Buchpranger

Am Montag, dem 22. Januar, hat die Schriftstellerin Terézia Mora ihrer Liste an bedeutenden Literaturpreisen einen weiteren hinzufügen können: Für ihren jüngst erschienenen Erzählband „Die Liebe unter Aliens“ bekam sie den Bremer Literaturpreis. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis ist einer der renommiertesten Literaturpreise der Bundesrepublik. – Von Satzhüterin Pia

Die Jury begründete die doch ungewöhnliche Wahl eines Erzählbandes wie folgt: „Terézia Mora erhält den Bremer Literaturpreis 2017 für ihren Erzählungsband „Die Liebe unter Aliens“, in dem sie mit Nüchternheit und Emphase gleichermaßen das Innenleben ihrer Figuren zu Panoramen der Seele ausfaltet. Ihre genau komponierten Texte erzählen von Einsamkeit und Verlorenheit, handeln von den Augenblicken des kurzen Glücks, von der Sehnsucht nach Liebe und vom anhaltenden Scheitern vor den Ansprüchen des Alltags. Sprachmächtig und mit Sinn für Rhythmus und Melodie porträtiert sie Menschen an den Bruchstellen ihrer Existenz .“

Am Abend vor der Preisverleihung, die traditionell im feierlichen Rahmen des Bremer Rathauses stattfand, gab es eine moderierte Lesung im Bremer Konzerthaus „Die Glocke“. Mit von der Partie war auch Senthuran Varatharajah, der mit dem Förderpreis geehrt wurde. Die Jury begründete dies folgendermaßen: „Der Förderpreis geht an Senthuran Varatharajah für seinen Roman „Vor der Zunahme der Zeichen“, in dem ein junger Mann aus Sri Lanka und eine junge Frau aus dem Kosovo von ihren Herkunftswelten und ihrer Ankunft in Deutschland erzählen und zugleich eine Forschungsreise in ihre neue Sprache unternehmen .“

Moderiert wurde die Lesung von Dr. Lothar Müller (Süddeutsche Zeitung), dem Vorsitzenden der Jury des diesjährigen Bremer Literaturpreises. Thema des Gesprächs zwischen Müller, Mora und Varatharajah war immer wieder die Sprache. Mora, in Sopron, Ungarn geboren, lebt seit 1990 in Berlin, Varatharajah ist gebürtig aus Sri Lanka und lebt ebenfalls in Berlin. Als „Inbegriff der Zweisprachigkeit“ bezeichnete Müller die frischgebackene Preisträgerin. Der 32-Jährige Varatharajah erzählte von der „kognitiven Dissonanz“, die zu seiner Überraschung offenbar immer noch vorherrsche: schwarz und deutschsprachig sorgen für Verwirrung. Oft würde vor Interviews gefragt, in welcher Sprache dieses geführt werden solle, manchmal spreche man ihn direkt auf Englisch an.

Die Auszüge aus den Romanen „Die Liebe unter Aliens“ von Mora und „Vor der Zunahme der Zeichen“ von Varatharajah machten Lust auf mehr. Mora, deren schmales Œuvre mehrfach für Begeisterung sorgte, gilt nicht umsonst als eine der wichtigsten zeitgenössischen Autorinnen und Übersetzerinnen aus dem Ungarischen. Aber auch vom Förderpreisträger Varatharajah dürften wir noch einiges hören.

Vor der Zunahme der Zeichen. Senthuran Varatharajah. S. Fischer-Verlag. 2016. // Die Liebe unter Aliens. Terézia Mora. Luchterhand Literaturverlag. 2016.

 

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