Staatsgeheimnisse oder Freiheitsrechte

von | 03.03.2018 | Filme, Filmtheater

Im neu erschienenen Film „Die Verlegerin“ (Originaltitel: „The Post“) von Steven Spielberg bringen Enthüllungsjournalisten im Jahr 1971 die Pentagon-Papiere, also Staatsgeheimnisse über den Vietnamkrieg, an die Öffentlichkeit. Eine entscheide Rolle kommt der Washington-Post-Verlegerin Kay Graham zu. Geschichtenzeichnerin Celina hat sich dieses spannende Historiendrama nicht entgehen lassen.

Inwieweit dürfen Staatsgeheimnisse unter Verschluss bleiben? Ist es Recht und Pflicht der Presse, diese an die Öffentlichkeit zu tragen? Dies sind entscheidende Fragen, mit denen sich der auf wahren Begebenheiten beruhende Film „Die Verlegerin“ auseinandersetzt.

Durch die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere, die insgesamt etwa 7000 Seiten umfassten, konnte die Bevölkerung der USA unter anderem erfahren, dass der Vietnamkrieg schon vor dem offiziellen Eingreifen und im Rahmen der Bekämpfung des Kommunismus geplant war. Erster Herausgeber eines Teils dieser Dokumente war die New York Times, die daraufhin vor dem US-Gericht zur Verantwortung gezogen wurde. Doch die Welle der Empörung war groß, zumal es sich um einen Krieg handelte, in dem viele Soldaten gefallen waren und der bis dato von der Regierung beschönigt wurde.

Auch die Washington Post, ein bis dahin lokales Blatt, das von Verlegerin Katharine „Kay“ Graham (Meryl Streep) und Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks) geleitet wird, ist bemüht, an die Quelle heranzukommen. Die Quelle sind Whistleblower, darunter Daniel Ellsberg, die bereits an die New York Times Material weiterreichten. Die Washington Post, welche im Focus des Films steht, will mit von der Partie sein und helfen, die Pentagon-Papiere weiter zu veröffentlichen, jedoch wagt sie sich dafür in sehr unsicheres Terrain.

Wie wichtig ist die Pressefreiheit?

„Die Pressefreiheit ist die Freiheit, Tatsachen, Meinungen (Gedanken), Stellungnahmen und Wertungen durch jede Art von Druckerzeugnissen (z.B. Bücher, Zeitungen, Flugblätter) zu verbreiten.“ Somit stellt die Pressefreiheit im gewissen Sinne ein Instrument der Aufklärung dar. Jedoch muss ebenso die Verantwortung für die jeweiligen Publikationen beziehungsweise für die Ausübung der vierten Gewalt übernommen werden. Es ist eine Gradwanderung zwischen dem, was veröffentlicht werden darf und dem, was veröffentlich werden muss. In diesem Film wird gezeigt, wie bedeutsam die Pressefreiheit ist, da sie etwas ans Tageslicht bringt, das der Bevölkerung verheimlicht wurde und somit zur Aufklärung beiträgt.

Welchen Stellenwert hatten die Rechte der Frauen in der Gesellschaft?

Gegen die männerdominierten Bereiche im Zeitungswesen und an der Börse muss sich Protagonistin Katharine „Kay“ Graham behaupten. Als einzige Frau sticht sie hier hervor. Erst erscheint sie noch recht verunsichert, aber gewinnt im Laufe des Films mehr an Selbstbewusstsein. Auch die dargestellten Traditionen und Sitten der Gesellschaft spiegeln das damalige Frauenbild wider, indem sich beispielsweise die Frauen nach dem gemeinschaftlichen Essen aus dem Raum entfernen, wenn die Männer anfangen über Politisches zu reden. Die Szene, in der Frauen vor der Börse stehen und warten müssen, während die Männer drinnen sind, zeigt dies ebenso auf.

Katharine „Kay“ Graham stellt zu dieser Zeit eine Ausnahme dar, weil sie nach dem Selbstmord ihres Mannes seine Rolle als Verleger der Washington Post übernimmt und aufzeigt, wie wichtig es ist, sich nicht unterkriegen zu lassen.

Aktualität

Der Enthüllungsjournalismus ist ein stetig wiederkehrender Aspekt in der Geschichte, der immer wieder zu Veränderungen beigetragen hat. Es werden Dokumente der Geheimhaltung, Vertraulichkeit, Zensur oder die anderweitig keine Zugänglichkeit haben, herausgegeben. Dies erinnert auch stark an aktuellere Enthüllungsplattformen wie WikiLeaks. Es geht immer um die Preisgabe von Informationen und was diese schlussendlich bewirken; ebenso auch die Folgen für diejenigen, die jene Papiere veröffentlichen oder entwenden. Diese Thematik wird somit weiterhin präsent sein und noch lange bleiben. Daher ist es umso erstaunlicher, wenn man durch Filme wie „Die Verlegerin“ die Möglichkeit hat, in die Vergangenheit zu blicken und zu erkennen, wie aktuell dies ist und wie entscheidend es ab diesem historischen Moment war, die politischen Entscheidungen mehr zu hinterfragen.

Die Gleichstellung der Geschlechter ist bis heute ein prägnantes und wichtiges Thema, zumal man weiterhin davon spricht, dass die Situationen in der Gesellschaft ungleich sind. Die Gleichberechtigung ist ein anhaltender Prozess, wobei es heutzutage nicht mehr so wie im Film zugeht, aber dennoch Verbesserungsbedarf besteht.

Das war klar: Nominierung für den Oscar

„Die Verlegerin“ ist für die Oscars 2018 als „Bester Film“ und Meryl Streep als die „Beste Hauptdarstellerin“ nominiert. Dies ist nicht verwunderlich, da der Film spannend bleibt und man mit den Charakteren mitfiebert bis zum Schluss. Die Besetzung mit Meryl Streep und Tom Hanks ist grandios gelungen, da beide ihrer Rollen authentisch transportieren. Sie, die eine Charakterentwicklung durchläuft und er, der den selbstbewussten Chef raushängen lässt und dennoch Sensibilität besitzt.

Weiterhin spiegeln das detaillierte Bühnenbild und die Kostüme die damalige Zeit passend wider, sodass man ein recht realistisches Bild von 1971 in den USA präsentiert bekommt. Somit werden ebenso die damaligen technischen Möglichkeiten und die Sitten, wie etwa, dass Frauen nur Kleider und Röcke trugen, veranschaulicht. Spannend bleibt abzuwarten, wie die Oscar-Verleihung am 4. März 2018 ausgeht.

Die Verlegerin. Regie: Steven Spielberg. Drehbuch: Liz Hannah, Josh Singer. Darsteller: M. Streep, T. Hanks u.a. Universal. USA. 2018. 117 Min. FSK 6.

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