So ein (Bilderbuch-)Theater! Kaum ist der Riese Knurr unterwegs, hüpfen alle Tiere davon. Dabei haben sie gar keinen Grund, sich zu fürchten! Zeichensetzerin Alexa hat den Riesen in Heinz Janischs und Astrid Henns Bilderbuch „Der Riese Knurr“, das mit dem Leipziger Lesekompass ausgezeichnet wurde, näher kennengelernt.
Spaziert der Riese durch den Wald, flüchten die Tiere vor Schreck. Der Himmel wird plötzlich ganz dunkel, die Äste verbiegen sich, Angst liegt in der Luft. Und dann bleibt er stehen, ihm knurrt der Magen, weil er vergessen hat, sich satt zu essen, und die Tiere fürchten sich („Was der Riese wohl damit sagen will?“). Aber drei mutige Mäuse sprechen ihn an und laden ihn zum Tortenessen ein. Ob er „ganz und gar fürchterlich“ sei, fragen sie ihn. Und der Riese antwortet: „Ich fürchterlich? Wo denkt ihr denn hin? Ich hab doch nur Torten und Kuchen im Sinn! Eine Torte für mich allein! Was könnte schöner sein!“
Das ist nicht nur der Beginn einer großen Feier, sondern auch einer neuen Freundschaft, die erst durch Mut und die Überwindung von Vorurteilen ermöglicht wurde. Damit reiht sich das Bilderbuch „Der Riese Knurr“ zu den vielen anderen Geschichten ein, die Angst vor Riesen beziehungsweise dem Unbekannten thematisieren. Das Besondere an diesem Buch ist daher nicht die Story, sondern die Art, wie sie umgesetzt wurde.
Eine Reimgeschichte
„Der Riese Knurr“ ist nämlich eine Reimgeschichte, die durchgehend in Paarreimen erzählt wird – und das so geschickt, dass eine amüsante Sprachmelodie entsteht, bei der Betonungen theatralisch gesetzt werden können. Großen Spaß machen insbesondere die Verse, die sich wiederholen und – ähnlich wie beim Bilderbuch „Der Grüffelo“ – das auswendige Mitsprechen der Kinder ermöglichen: „Rumms und Kawumm! Im Wald geht was rum! Die Sonne versteckt sich, die Luft wird kalt. Der Riese Knurr stapft durch den Wald.“
Generell bietet der Text viele Anregungen und Anlässe für Gespräche. So heißt es an einer Stelle, dass der Himmel „schwarz, schwärzer und grau“ werde. Doch wie kann etwas noch schwärzer sein als schwarz? Andere Textstellen hingegen sensibilisieren die Wahrnehmung: „Hört, wie das dröhnt!“ Oder wie es „poltert“, „stolpert“, „stampft“ und „mampft“. Die Sprache in diesem Bilderbuch ist lebendig. Dieser Eindruck wird einerseits auf inhaltlicher und andererseits auf typografischer Ebene durch unterschiedliche Schriftarten und -größen geweckt.
Ein buntes Abenteuer
Das große, bunte Wort „Knurr“ auf dem Cover kündigt im Grunde schon an, dass es bei diesem Bilderbuch bunt zugehen wird: Helle und dunkle, grelle, klare und trübe Farben, Schattierungen, Farbtupfer, Details, großflächige Elemente – die Illustrationen beinhalten vielfältige Farben, Ebenen und Perspektiven und erscheinen somit genauso lebendig wie der Text.
„Der Riese Knurr“ ist ein spannendes Bilderbuch, das Spaß macht und sich hervorragend zum Vorlesen und Nachspielen eignet, beispielsweise in Form eines Theaterstücks oder als Klanggeschichte. Empfehlenswert für Kinder ab 4 Jahren.
Der Riese Knurr. Heinz Janisch. Illustration: Astrid Henn. Ravensburger Buchverlag. 2017.
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