Poirot 15 : Fabelforscher 0

von | 01.08.2019 | Belletristik, Buchpranger

Kann man es im Lösen von Kriminalfällen mit Hercule Poirot, einem der besten Detektive der Welt, aufnehmen? Fabelforscher Christian hat den Versuch gewagt – und ist kläglich gescheitert.

Im Sammelband „Das große Hercule-Poirot-Buch“ bekommt es Hercule Poirot, Agatha Christies brillanter Belgier mit dem unverkennbaren Schnurrbart, mit 15 Fällen zu tun, die es in sich haben. Ob im trüben London, dem verschneiten Kings Lacey oder unter der glühenden Sonne Ägyptens, Hercule Poirot ist stets zur Stelle, wenn es einen Fall zu lösen gibt. Wie so oft sind auch hier verschiedene von Poirots üblichen Begleitern wie Arthur Hastings oder (Chef-)Inspektor Japp mit von der Partie. Die enthaltenen Geschichten haben verschiedene Längen, sodass für jede Situation, ob lange Zugfahrt oder ein paar Seiten vor dem Einschlafen, etwas dabei ist.

Gewohnt souverän löst der adrette Meisterdetektiv Fall um Fall, wobei er in „Die Pralinenschachtel“ tatsächlich ins Straucheln gerät und – nach seinen eigenen Maßstäben – versagt. Aus meiner Sicht geht der Punkt dennoch an Poirot, weil ich mir, wie so oft auch seine Begleiter, mit traumwandlerischer Sicherheit die falsche Theorie zurechtlege.

Knapp daneben

Beim „Geheimnis der spanischen Truhe“ war ich der Lösung tatsächlich am nächsten. In dieser Geschichte erregt ein Mord großes öffentliches Aufsehen. In besagter Truhe wird die Leiche eines Mannes gefunden, der zur Tatzeit eigentlich in Schottland und nicht in London, wo die Truhe steht, geschäftlichen Angelegenheiten nachzugehen hatte. Der Hausherr und Besitzer der Truhe ist der einzige Verdächtige, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unschuldig (jedenfalls für Poirot).

Als Indizien bekommen die Leser lediglich ein paar kleine, unbedeutende Löcher und einen leicht verschobenen Wandschirm serviert. Zwar bin ich dadurch darauf gekommen, wie der Mord passiert ist, am Ende hat mich Poirot mit seinen kleinen grauen Zellen aber auf der Zielgeraden überholt, weil ich leider auf das falsche Pferd gesetzt hatte und einen Unschuldigen für den Mörder hielt.

Gestaltung

Natürlich sind in diesem Band nicht alle Geschichten um den drolligen Detektiv mit dem Eierkopf enthalten; es bleibt also zu hoffen, dass der Atlantik Verlag sich ein Herz fasst und weitere Bände mit den restlichen Geschichten herausbringt. Besonders eine Sammlung mit allen „Arbeiten des Herkules“, zwölf Fälle, die lose an die Aufgaben des griechischen Halbgottes Herakles angelehnt sind, um in den Olymp aufgenommen zu werden, wäre toll.

Für die Nerds unter uns sei angemerkt, dass der Buchrücken von „Das große Hercule-Poirot-Buch“ (ich beziehe mich hier auf die Taschenbuchausgabe) sich leider nicht hundertprozentig in die sehr schön gestaltete Romanreihe von Agatha Christie bei Atlantik einfügt; so ist die „Agatha Christie“ Signatur etwas kleiner als bei anderen Bänden und das charakteristische Piktogramm, das auf den Ermittler hindeutet, fehlt. Die Unterschiede fallen aber nur dem geübten Auge auf.

Das große Hercule-Poirot-Buch. Die besten Kriminalgeschichten. Agatha Christie. Aus dem Englischen von Michael Mundhenk. Atlantik. 2018.

 

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  1. Der Gärtner ist (fast) immer der Mörder – Bücherstadt Kurier - […] sind auch dort ent­hal­ten. Die Geschichte mit Poi­rot fin­det sich eben­falls im gro­ßen „Hercule-Poirot-Buch“. Alles in Allem ist der…
  2. Der Gärtner ist (fast) immer der Mörder – Bücherstadt Kurier - […] sind auch dort ent­hal­ten. Die Geschichte mit Poi­rot fin­det sich eben­falls im gro­ßen „Hercule-Poirot-Buch“. Alles in Allem ist der…

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