Philosophische Reisen im tierischen Geiste

by Geschichtenzeichnerin Celina

Nach dem Win­ter erwacht René der Bär mit dem Vor­satz, etwas Welt­be­we­gen­des durchs Den­ken zu ver­mit­teln. Er tritt mit sei­nem Kum­pel Mar­tin, einem Wasch­bär, der gerne liest, eine phi­lo­so­phi­sche Reise an. Geschich­ten­er­zäh­le­rin Celina hat die bei­den im Comic „Renés Medi­ta­tio­nen“ begleitet.

René kommt es gele­gen, dass er und Mar­tin zu Beginn des 36-sei­ti­gen Comics in einen Zoo ver­schleppt wer­den. Hier nun kann René end­lich sei­ner Lei­den­schaft, dem Phi­lo­so­phie­ren, nach­ge­hen. Ander­wei­ti­ges, wie das Beschaf­fen von Essen, lenkt ihn nicht mehr ab. Gemein­sam phi­lo­so­phiert er mit sei­nem Kum­pel Mar­tin. Beide zwei­feln alles an und hin­ter­fra­gen, was exis­tiert, bezie­hungs­weise was sie für wahr und real erachten.

Bezug zur Phi­lo­so­phie des René Descartes

Der Comic „Renés Medi­ta­tio­nen“ von Tho­mas Well­mann geht auf die Erkennt­nis­theo­rie des Phi­lo­so­phen René Des­car­tes (1596−1650) aus dem Jahr 1641 ein. Er erklärt diese all­ge­mein­ver­ständ­lich mit ein­fa­chen Bei­spie­len, sodass es viel Spaß macht, René auf sei­nem phi­lo­so­phi­schen Weg zu fol­gen. Dazu trägt auch die neu­zeit­li­che Aus­drucks­weise der char­man­ten Car­toon-Cha­rak­tere bei.

René Des­car­tes war Begrün­der des moder­nen früh­neu­zeit­li­chen Ratio­na­lis­mus. In ins­ge­samt vier Media­tio­nen stellte er ent­schei­dende The­sen der Phi­lo­so­phie­ge­schichte auf. In der ers­ten ist sein berühm­tes Dic­tum „cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich.“) ent­hal­ten. Im zwei­ten ana­ly­sierte Des­car­tes sich selbst als zwei­feln­des Ich und bestimmte sich somit als ein urtei­len­des, den­ken­des Ding („res cogi­tans“). Ab der drit­ten Medi­ta­tion wird die Exis­tenz Got­tes hinterfragt.

Wei­ter­hin gilt Des­car­tes als Ver­fech­ter der mecha­nis­ti­schen Natur­auf­fas­sung und ver­tritt somit die Ansicht, dass Tiere gefühls­lose Maschi­nen seien. Dass er selbst eines Tages als Bär kari­kiert wird, hätte er wohl nicht gedacht. Dadurch erscheint Tho­mas Well­manns Werk, über seine erklär­li­chen, phi­lo­so­phi­schen Absich­ten hin­aus, satirisch.

Phi­lo­so­phie und Car­toon, ein Zusam­men­spiel sondergleichen

Durch die Art der Erzäh­lung und den bril­lan­ten Ein­satz von Ges­tik und Mimik kön­nen sich Leser von René ein­fach mit­rei­ßen las­sen und in die Tie­fen des gro­ßen Den­kers ein­tau­chen. Die lus­ti­gen Car­toon­zeich­nun­gen zum Bei­spiel dann, wenn René ver­wirrt drein­blickt, da er wie­der auf ein phi­lo­so­phi­sches Hin­der­nis gesto­ßen ist, las­sen das ganze Thema locke­rer erschei­nen und es macht Spaß, ihm beim Den­ken zuzusehen.

Farb­lich ist der Comic in Schwarz und Weiß mit flä­chi­gem, blauem Hin­ter­grund und Schat­tie­run­gen gehal­ten. Dadurch wirkt er nicht zu bunt und ent­hält doch Farb­nu­an­cen. In jedem Fall ergän­zen sich hier Phi­lo­so­phie und Car­toon gegen­sei­tig. Die­sen Comic kann man all jenen emp­feh­len, die Des­car­tes‘ Phi­lo­so­phie in humor­vol­ler Art und Weise betrach­ten möchten.

Renés Medi­ta­tio­nen. Tho­mas Well­mann. Roto­pol­press. 2012.

Ein Bei­trag zum Spe­cial #phi­lo­so­phie­stadt. Hier fin­det ihr alle Beiträge.

Weiterlesen

Leave a Comment

Diese Seite verwendet Cookies. Mit der Nutzung unserer Website erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Erfahre mehr