Mit „Book Rebels – 75 Heldinnen aus der Literatur“ ist ein weiterer Band der „Rebel Girls“-Reihe des Hanser Verlags erschienen. Der Sammelband verspricht, die bekanntesten Mädchen und Frauen aus der Literatur vorzustellen. Büchertänzerin Michelle-Denise konnte die Protagonistinnen leider nicht ausreichend kennenlernen.
In diesem von Annette Pehnt herausgegebenen Werk werden 75 literarische Heldinnen mit Vorbildfunktion aus antiken Klassikern sowie modernen Bestsellern präsentiert. Die Texte hierzu wurden von 32 Autorinnen und Autoren verfasst und behandeln bekannte, als auch weniger bekannte Rebellinnen von A bis Z.
Düster trotz Farben
Jeder Heldin ist eine Doppelseite gewidmet. Der Aufbau ist bei allen Protagonistinnen der gleiche: Links ein einfarbiges, buntes Bild, das die Rebellin mitsamt ihres Namens zeigt, rechts ein kurzer Text über sie und ihre Geschichte. Die Mädchen und Frauen sollen auf den einfachen Zeichnungen farbenfroh erscheinen, aber auf mich haben sie trotz der Farben einen düsteren Eindruck gemacht, den ich eher als lieblos und abschreckend empfand.
Die rechte Seite greift die Farbe des Bildes der linken Seite auf. Hierbei werden Buchtitel, Erscheinungsjahr, ein Buchzitat sowie der Name der Verfasserinnen und Verfasser der Texte bunt gehalten. In einzelnen Texten sind zudem ausgewählte Worte wie Super-GAU, Anschluss, Diskriminierung oder Sowjetunion und Taliban (um nur einige zu nennen) farblich hervorgehoben, jedoch gibt es dazu keine Fußnoten. Mir hat sich die farbliche Abhebung der Worte deshalb nicht auf Anhieb erschlossen. Erst nach der vollständigen Lektüre habe ich im hinteren Abschnitt das Glossar entdeckt, das Erklärungen zu den einzelnen Begriffen aufführt. Es wäre schön gewesen, wenn zuvor z.B. durch Fußnoten darauf hingewiesen worden wäre.
Oberflächliche Beschreibung der Heldinnen
Die kurzen Texte sind von unterschiedlichen Autorinnen und Autoren geschrieben, deren Schreib- und Erzählstile sich teilweise sehr stark voneinander unterscheiden. So sind manche Geschichten der rebellischen Protagonistinnen aus der Sicht des Ich-Erzählers geschrieben, andere wiederum ähneln einer Berichterstattung oder sind einfach eine knappe Zusammenfassung der Bücher, in denen die Heldinnen agieren. Dieses Durcheinander empfand ich als verwirrend und störend bei einer längeren Lektüre des Buches. Eines haben jedoch alle Texte gemeinsam: Sie sind recht neutral geschrieben.
Ich hätte mir detaillierte Texte gewünscht, die in die Tiefe gehen und die Geschichten der Mädchen und Frauen näher beleuchten und analysieren. Warum sind sie Rebellinnen und was hat sie dazu bewegt? Was können wir von ihnen lernen? Ist eine Rebellin immer gleichzusetzen mit einer Heldin? Vielleicht hatte ich auch einfach zu große Erwartungen an die einzelnen Beschreibungen der Heldinnen. Für einen umfassenden Überblick über die Protagonistinnen der Bücher dient dieses Werk leider nicht.
Raum für eigene Gedanken
Im Anschluss an die Texte bietet eine weitere Doppelseite Platz, um über die eigenen Bücherheldinnen zu schreiben und das Buch für sich persönlich zu ergänzen. Der letzte Abschnitt des Buches bietet neben dem Glossar zudem eine Auflistung der Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die die beschriebenen Rebellinnen erschaffen haben und eine Auflistung der Autorinnen und Autoren dieses Buches.
Auf den ersten Blick fand ich die Idee des Buches wirklich sehr schön, leider hat es mich inhaltlich und optisch nicht überzeugt. Es eignet sich durch die in sich geschlossenen Texte nicht zur längeren Lektüre. Hierbei handelt es sich eher um ein Buch, das man gezielt auf einer vorher ausgewählten Seite aufschlägt, um sich in aller Kürze über die einzelnen Heldinnen zu informieren.
Laut Nachwort soll das Buch dazu animieren, die Geschichten der rebellischen Mädchen und Frauen zu lesen, um sie näher oder neu kennenzulernen. Für einen kurzen Überblick mag das passen, aber näher kennenlernen wird man die Protagonistinnen durch die Lektüre dieses Buches leider nicht.
Book Rebels – 75 Heldinnen aus der Literatur. Annette Pehnt (Hrsg.). Illustrationen: Felicitas Horstschäfer. Carl Hanser Verlag. 2021.
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