Marion Poschmann in Bremen

von | 20.01.2014 | Buchpranger

Am 19.01.14 las Marion Poschmann im Literaturcafé Ambiente in Bremen aus ihrem neuen Roman „Die Sonnenposition“. Viele Zuhörer waren erschienen, um die Autorin live zu erleben, nicht zuletzt, weil ihr Roman für den Deutschen Buchpreis 2013 nominiert war. – Von Zeichensetzerlin Alexa

Schon vor Beginn der Lesung ist allen klar: der Raum der Lesung hätte viel größer sein müssen. Das Interesse des Publikums ist höher als erwartet und so müssen die Anwesenden näher zusammenrücken und Platz machen für weitere, neu dazu geholte Stühle. Ein bisschen improvisiert, aber kein Weltuntergang – das Publikum entspannt sich bei einem Glas Wein und begrüßt die Autorin mit einem kräftigen Applaus.

Prof. Dr. Gert Sautermeister spricht einige einleitende Sätze und stellt die Autorin vor. Marion Poschmann, geboren 1969 in Essen, studierte Germanistik, Philosophie und Slawistik in Bonn und Berlin. Für ihre Werke erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis. „Die Sonnenposition“ erschien 2013 im Suhrkamp-Verlag und landete auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises.

Für diese Lesung wählte Poschmann vier verschiedene Stellen aus ihrem Roman. Als sie zu lesen beginnt, ist alles still und es wirkt, als sei die Zeit stehen geblieben. Das einzige, das man vernehmen kann, ist Poschmanns ruhige Stimme. „Die Sonne bröckelt. […] Schatten lässt sich nur ableiten. Schatten ist da, wohin mein Blick nicht fällt. Dennoch weiß ich um ihn, denn das Licht entsteht aus der Finsternis.“ Lyrische Worte, ruhige Worte, entspannte Atmosphäre, in der man versinkt. Ein Blick in Richtung der Zuhörer verrät: sie haben den Raum bereits verlassen und schweben in ihrer Fantasie davon, in eine Welt, die der unseren fremd und doch so vertraut ist.

Was ist normal? Ab wann ist jemand oder etwas unnormal? Das sind die Fragen, die sich einem beim Zuhören stellen. Marion Poschmann gibt uns mit ihrem Roman die Antwort darauf: es ist nicht einfach zu definieren, ab wann jemand unnormal ist, aber wenn man genauer hinschaut, so sieht man doch, dass eigentlich jeder von uns Schwächen hat.

Auch wenn die Autorin auf jede noch so tiefsinnige Frage eine Antwort findet: am Ende bleibt die nachdenkliche Stimmung und das Gefühl von lyrischer Ruhe.

„Die Sonnenposition“ – Kurzbeschreibung:

Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im »Ostschloss«, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, es bedrängen ihn Erinnerungen, und auch seine Familiengeschichte mit ihren Verlusten holt ihn ein. Altfrieds ganzes bisheriges Leben scheint auf die Situation im Schloss zuzulaufen: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird.

Marion Poschmanns lange erwartete neue Prosa ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht – funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

Unsere Rezension zum Buch findet ihr in der nächsten Ausgabe des „Bücherstadt Kuriers“, welche am 01.03.14 erscheint.

Diese Lesung fand im Rahmen der LiteraTourNord statt. Weitere Lesungen mit Marion Poschmann:
21.01.2014, 20:00 Uhr, Rostock / 22.01.2014, 20:00 Uhr, Lüneburg / 23.01.2014, 19:30 Uhr, Hannover

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

2 Kommentare

  1. Avatar

    Danke für deinen schönen Bericht! 🙂 In Momenten wie diesen bereue ich immer, dass ich nicht mehr in Bremen wohne. Schön, dass ich durch deine Beiträge zumindest ein klein wenig dabei sein konnte. 🙂

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