Marco Ansing

von | 26.07.2013 | Buchpranger, Im Interview, Stadtgespräch

Du sitzt da als Autor des Skriptes und denkst: wow! Was passiert hier? Wie sprechen die Figuren? Alles wird plötzlich lebendig.

Foto © Stefan Zimmermann; marco-ansing.de *Klick*

Marco Ansing besuchte uns in der Bücherstadt und erzählte Bücherstädterin Alexa von seinem aktuellen Projekt „Die letzte Instanz“.

BK: Marco Ansing, bitte stelle dich kurz unseren Lesern vor.

MA: In erster Linie bin ich Autor. Ich habe viele Kurzgeschichten geschrieben und relativ viele Hörspielskripte angefertigt. Das ist der Bereich aus dem ich komme. Ich bin immer wieder zu erleben gewesen auf verschiedenen Lesungen, meistens was in Richtung Humor und Grusel, wobei Humor mein Hauptaugenmerk ist. Dann bin ich mehr oder minder in den Steampunkbereich hinein geplumpst, weil ich auf dem Aethercircus – das ist ein Steampunkfestival – eine Lesung gehalten habe. Ich habe mich schon immer für Steampunk bzw. für die Zeit von Jules Verne interessiert, und nach der Lesung hat es mich so sehr gepackt, dass ich angefangen habe, in dem Bereich zu schreiben. Momentan arbeite ich auch an einem Steampunkroman, aber der hängt jetzt ein bisschen wegen des aktuellen Projekts hinterher.

BK: Neben dem Schreiben von Geschichten, produzierst du auch gerne Hörspiele. Wie kamst du zu diesem Hobby?

MA: Also erstmal bin ich ein ganz großer Hörspielfan. Ich habe die drei Fragezeichen gehört, John Sinclair, als ich noch klein war Benjamin Blümchen, Bibi Blocksberg und natürlich ganz viel von Astrid Lindgren. Ich war also schon immer Hörspielfan und hatte Lust, eigene Hörspiele zu produzieren und mal selber zu sprechen. Und so kam ich auf das Hörspielprojekt, eine Seite im Netz, wo jeder quasi mitmachen kann. Dafür braucht man nur technische Geräte, wie z.B. ein gutes Mikro, und ein bisschen schauspielerisches Talent. Dann habe ich selbst angefangen zu produzieren. Ich habe eine Serie „Dr. Ernst Garner“ – das ist eine Mysterieserie, die wir tatsächlich erst ab 16 freigegeben haben, weil wir dabei an einem Horror arbeiten, der etwas gruseliger ist. Und irgendwann habe ich dann gesagt: so, jetzt möchte ich mal was anderes ausprobieren, ich möchte ein Live-Hörspiel auf die Bühne bekommen.

BK: Die Live-Hörspielinszenierung „Die letzte Instanz“ hast du zusammen mit Kristina Lohfeldt geschrieben – wie seid ihr auf die Idee gekommen und wie verlief die Zusammenarbeit?

MA: Wir haben uns kennengelernt und hatten Lust, zusammen ein Projekt zu machen. Dabei wollten wir unsere Fähigkeiten einsetzen. Kristina ist mit ihrem Roman „Too bad to be god“ auch sehr auf Humor gedrillt, hatte aber noch nie ein Hörspielskript geschrieben. Da ich das gelernt hatte, schlug ich vor, es mit ihr zusammen zu machen. Und sie hat ein richtig gutes Händchen für Dialoge! Zusammen wollten wir Figuren erschaffen, die ein bisschen Tiefgang haben, und doch humorvoll sind. Wir wollten eine Geschichte mit Witz und doch ein Krimi, so etwas wie eine Mysterie-Intrige. Die Geschichte sollte so gestaltet sein, dass der Zuschauer sich fragt: spukt es auf diesem Luftschiff? Und jede Figur hat seine kleinen Geheimnisse, die nach und nach aufgedeckt werden – aber wenn ich jetzt noch weitererzähle, verrate ich ja die Geschichte, und das will ich ja gar nicht!
Dezember 2012 haben Kristina und ich angefangen uns einmal die Woche zu treffen, saßen dann stundenlang am Skript, haben uns eine Geschichte überlegt und geschrieben. Unser Ziel war es, das Skript bis Ende des Jahres fertig zu haben. Am Ende hatten wir ein Skript von 60 Seiten und ein Hörspiel von einer Stunde Länge.
Dann habe ich noch mehrere Songtexte geschrieben und mindestens einer wird von Drachenflug gespielt. Er handelt von der Liebe und wird aus der Sicht einer Spieluhr erzählt. Sie singt dann zum Beispiel: „Sei so zärtlich, zieh mich auf.“
Kristina selbst spielt auch eine Figur: Elsa Stahl, eine etwas ältere Dame, die in der Frauenbewegung ist. Das ist jetzt wirklich Steampunk. Zu der Zeit um 1900, und wir spielen ja 1888, gab es noch gar keine Frauenbewegung, aber wir haben ein bisschen geschummelt in der Historie und wollten es reinbringen, weil die Rechte der Frauen eins der großen Probleme dieser Zeit war. Ich finde es interessant so ein Problem zum Thema zu machen und es dann gleich ein bisschen humorvoll anzupacken.

BK: Wie kann man sich die Arbeit an einem solchen Projekt vorstellen? Welche Vorbereitungen müssen getroffen werden? Was muss beachtet werden?

MA: Ich fange erstmal mit den schönen Dingen an: Schauspieler, die du findest und die Lust auf das Projekt haben, jemand, der ein Art-Work macht, ein Organisationsteam, das dich unterstützt. Und dann geht’s los: die erste Probe. Man trifft sich, das Skript ist geschrieben und dann merkst du, dass du noch Dinge im Skript ändern musst, weil die Schauspieler sagen: meine Figur ist ganz komisch hier! Das kann doch nicht sein!
Deine Figur wird dann ganz anders interpretiert. Du sitzt da als Autor des Skriptes und denkst: wow! Was passiert hier? Wie sprechen die Figuren? Alles wird plötzlich lebendig. Das ist ganz toll, aber man muss als Regisseur auch immer ein bisschen Druck machen und sagen, was noch nicht passt. Wir haben uns auch darauf geeinigt, zwei kleine Aufführungen zu veranstalten, um auf uns aufmerksam zu machen und eventuell besser über Startnext unterstützt zu werden, damit die Hauptaufführung überhaupt stattfinden kann.
Der harte Teil an so einem Projekt ist: du musst jeden Tag dran arbeiten, Werbung machen, damit die Community merkt, was für ein tolles Projekt das ist. Ich bringe in dieses Projekt sehr viel Herzblut, arbeite hart dran, damit es auch klappt. Wir drehen kurze Videos, planen Aktionen, z.B. das Steampunkpicknick im Stadtpark. Dort habe ich auch eine Lesung gehalten, Fragen beantwortet und Flyer verteilt.

BK: Zu „Die letzte Instanz“ soll es auch Mini-Comics geben. Kannst du uns etwas darüber erzählen? Wann sollen die Comics erscheinen?

MA: Über Startnext werden die Comics finanziert – dort kann man sie bekommen. Es gibt zudem einen Satz Comics, der Euch zur Verfügung gestellt wird.

BK: Wie kann man das Projekt unterstützen?

MA: Man kann uns über Startnext (http://www.startnext.de/letzte-instanz-live) unterstützen, indem man verschiedene Angebote kauft, z.B. eine Eintrittskarte, ein Mini-Comic, eine Minirolle auf der Bühne. Sollten wir das Projekt nicht finanziert bekommen, wird es leider nicht stattfinden und alle, die uns über Startnext unterstützt haben, bekommen ihr Geld zurück.

BK: Wann und wo können wir die Live-Hörspielinszenierung sehen?

MA: Wenn das Projekt finanziert werden kann, dann wird es im Theater An der Marschnerstrasse, Marschnerstraße 46, 22081 Hamburg, am Samstag, den 10. August, stattfinden. Um 20 Uhr geht’s los, aber Einlass ist schon um 18 Uhr. Dort wird es auch verschiedene Stände geben, wo man sich über das Projekt informieren und mit uns ins Gespräch kommen kann. Man kann sich etwas zu Essen und zu Trinken holen. In der Pause werden wir dann auch 10 SteamNoir-Comics des Cross Cult-Verlags unter den Startnext-Leuten verlosen.

BK: Gibt es noch etwas, das du unseren Lesern mitteilen möchtest?

MA: Oh ja! Unterstützt diese Aktion! Schaut Euch die Videos an, informiert Euch, teilt unser Projekt und erzählt es weiter. Wenn Ihr Fragen habt, dann schreibt mir, ich bin auf jeden Fall zu erreichen.

BK: Abschließend unsere berühmten Bücherstadt Kurier-Fragen: Wenn du ein Buch wärst, welches wärst du?

MA: Ich wäre ein Buch von Michael Ende. Entweder „Momo“ oder „Die unendliche Geschichte“, weil ich beide Bücher schon immer unheimlich faszinierend fand. Michael Ende ist mein absoluter Lieblingsautor, der es geschafft hat, Gegenwart und Fantasy zu vermischen, Probleme, die Kinder haben, mit philosophischen Fragen zu untermauern. Ich denke, ich würde auch eher „Momo“ nehmen, denn es handelt von „Zeit nutzen und nehmen“. Es zeigt dir, dass dein Leben nicht nur aus dem besteht, was die Gesellschaft von dir fordert. Man muss nicht immer arbeiten, sollte die Zeit auch mal genießen. Das hat mir „Momo“ beigebracht, weshalb ich dieses Buch auch liebe.

BK: Welche Frage hast du dir in einem Interview schon immer mal gewünscht? Wie würde die Antwort auf diese Frage lauten?

MA: Oh, schwierig… vielleicht die hier: Marco, warum hast du Geschichte studiert? Und die Antwort wäre: Ich finde es spannend, geschichtliche Hintergründe herauszufinden, nachzuforschen und Ereignisse in einen Kontext zu setzen. Das Studium hat mir geholfen, meinen Geschichten einen starken Hintergrund zu geben, der Hand und Fuß hat.

Vielen Dank für das nette Interview!

Alexa Sprawe

Alexa Sprawe

Alexa ist als Chefredakteurin an den verschiedensten Orten der Bücherstadt anzutreffen, vor allem dort, wo die Redaktionsmitglieder an neuen Ideen tüfteln, ein kritischer Blick auf Texte gefragt ist oder es um Gestaltungsfragen geht. Sie hat Germanistik und Kunst-Medien-Ästhetische Bildung an der Uni Bremen studiert und den Bücherstadt e.V. mitgegründet. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern und zwei Katzen in Halle an der Saale, studiert Angewandte Medien- und Kulturwissenschaft, schreibt für diverse Magazine und gestaltet Websites.

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