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Activity- und Malbücher sind momentan der Trend unter Erwachsenen. Bei Kunstmann ist jetzt ein ganz besonderes Buch erschienen: Buchstaplerin Maike hat sich „Das feministische Mach-Mit-Buch“ von Gemma Correll vorgenommen. Ihr Fazit vorab: Feminismus ist kein Schimpfwort, sondern macht ganz schön viel Spaß.
Kennt ihr noch die guten alten Freizeitbücher aus der Kindheit, mit denen man so manche Ferien oder lange Autofahrten totgeschlagen hat? Ausmalseiten, Rätsel aller Art, Suchbilder, Lückentexte, Bingo-Spiele, manchmal sogar mit Stickern oder Sammelkarten? In genau dieser Verkleidung kommt „Das feministische Mach-Mit-Buch“ der Comiczeichnerin Gemma Correll daher. Dass sie sich für feministische Themen einsetzt, ist kein Geheimnis, jetzt aber regt sie ihre LeserInnen dazu an, sich spielerisch mit diesen Themen zu beschäftigen.
Während sie ihrem schrägen Humor und minimalistischen Zeichenstil treu bleibt, gelingt ihr ein Rundumschlag ohne erhobenen Zeigefinger. So findet sich eine kleine Geschichte der Frauenbewegung neben Tipps, wie man Sexismus im Alltag erkennt und bekämpft. Locker fordern die Activity-Seiten dazu auf, sich mit Sexualkunde zu befassen (Menstruationsprodukte rot anmalen statt blau wie in der Werbung) oder Heldinnen der Vergangenheit und Gegenwart (wie Frida Kahlo, Malala Yousafzai oder Simone de Beauvoir) kennenzulernen. Alles mit der Ermutigung, sich so albern, bunt oder sarkastisch auf den Seiten auszutoben, wie man möchte.
„Findest du, dass alle Menschen – egal welchen Geschlechts – gleich sind?“
So witzig die einzelnen Seiten auch daherkommen, haben sie doch ernste Hintergründe. Je länger man sich mit ihnen beschäftigt, umso mehr bleibt das Lachen im Hals stecken. Ein paar Beispiele: Zunächst erscheint die Seite mit männlichen Brustwarzen zum Ausschneiden absurd. Dann aber kommt man ins Grübeln, warum in sozialen Medien weibliche Brustwarzen auf Fotos zensiert werden, eine männliche Brust aber nicht anstößig ist. Und warum wird ein Mann, der vehement seine Meinung vertritt, eher als selbstbewusst und souverän wahrgenommen, eine Frau in derselben Situation hingegen als herrische Zicke? An einer Ausschneidepuppe stellt sich die Frage, warum Frauen immer nach dem Äußeren bewertet werden, es aber nie jemandem Recht machen können: Ihre Kleidung ist immer zu freizügig, zu prüde, zu mädchenhaft, zu maskulin – so als läge das Problem gar nicht wirklich an der Kleidung?
„Ich zieh an, worauf ich verdammt noch mal Lust habe!“
„Das feministische Mach-Mit-Buch“ ist dennoch eher etwas für Menschen, die dem Thema Feminismus von vornherein aufgeschlossen sind. Dann aber macht das Buch nicht nur allein, sondern besonders in Gruppen Spaß: Ob gemeinsam Buttons oder Sammelkarten zu entwerfen, Lieblingsfilme danach zu überprüfen, ob sie den Bechdel-Test[1] bestehen, oder hitzige Diskussionen zu führen – Gemma Correll verführt fast schon unbewusst zum Umdenken. So sind in der Redaktion des Bücherstadt Kuriers unter großem Gelächter T-Shirt-Sprüche wie „Frauen an die Macht“ oder „Ich schenk mir selber Wein ein, A****loch“ entstanden, oder eine absurde Titelseite einer Frauenzeitschrift, die unerfüllbare Schönheitsideale entlarvt. Letztendlich wird klar: Feminismus ist kein Schimpfwort, sondern eine Einstellung für Gleichberechtigung auf vielen Ebenen. Und manchmal ist der Schritt von Activity zu Aktivismus ein ganz kleiner, unbedrohlicher.
[1] Bechdel-Wallace-Test: Untersucht, ob sich in einem Film zwei Frauen miteinander über etwas anderes als einen Mann unterhalten. Selbst viele Hollywood-Filmen überwinden nicht einmal diese niedrige Hürde.
Buchverlosung!
Wir verlosen ein Exemplar des Buches! Um in den Lostopf zu hüpfen, schreibt uns eine E-Mail an info@buecherstadtkurier.com und beantwortet die Frage: „Wer ist deine ganz persönliche Heldin?“ Der Einsendeschluss ist der 7.09.17 (20:00Uhr). Der Gewinner / die Gewinnerin wird hier in den Kommentaren bekannt gegeben und per E-Mail informiert. Viel Glück!
Das feministische Mach-Mit-Buch. Gemma Correll. Übersetzung: Ruth Keen. Kunstmann. 2017.
Liebe Bücherstädter,
wir freuen uns über die zahlreichen E-Mails! Soeben haben wir gelost – und den Namen Eva F. aus dem Topf gezogen. Wir wünschen viel Spaß mit dem Buch!
Eure BK-Redaktion