GlücksStadt

von | 17.02.2014 | Bilderbücher, Buchpranger

Mit „GlücksStadt“ haben Andreas Steinhöfel und Sabine Wilharm ein kleines literarisches Kunstwerk geschaffen. Das Bilderbuch erschien 2013 im Aladin Verlag. – Von Zeichensetzerin Alexa

Gleich das erste, das auffällt, sind die fantasievollen, farbenfrohen Illustrationen, die eine recht ungewöhnliche Perspektive aufzeigen. Auf dem Cover ist ein gigantischer Mensch zu sehen. Er läuft durch die Stadt wie ein Riese, auf dem Rücken und in der Jackentasche ein Dutzend Schweine tragend. Einige Schweinchen fliegen gerade vom Wind weggeweht davon. Auf einem Blatt schwebt direkt vor dem Riesen ein kleiner Mensch mit einem Regenschirm in den Händen. „Was für ein verrücktes Bild!“, denkt man beim Betrachten und der Gedanke zieht sich über das ganze Buch. Denn jedes Bild ist so fantasievoll oder – um es mit den Worten der Protagonistin zu sagen, wenn auch in einem anderen Zusammenhang: „das ist so überaus eigenartig, nachgerade sonderbar und derartig denkwürdig, dass ich fast sagen möchte: es ist höchst befremdlich.“ Befremdlich ja, aber doch auf eine so angenehme Art und Weise, dass man sich gerne auf die Geschichte einlässt und zu träumen beginnt.

Worum es geht? Die Protagonistin bricht auf, um ihre Freunde zu besuchen. Unterwegs schreibt sie Postkarten an Lena und erzählt ihr, was sie gerade erlebt. Zu jeder Illustration ist somit ein kurzer Text vorhanden. Während der Text nur das Wichtigste aussagt, von den Gefühlen und Gedanken der Protagonistin erzählt, verdeutlichen die Illustrationen die erlebten Situationen. Es ist ein Zusammenspiel von Bild und Text, eine gegenseitige Ergänzung, sodass man weiß: dieser Text wäre ohne die Illustrationen nur halb so schön und andersherum genauso. Eine meiner Lieblingsillustrationen ist die zweite im Buch. Auf der Postkarte an Lena – Lena wird übrigens immer wieder anders genannt, wie z.B.: Le-Na-Na, Lenate – werden die Gedanken verdeutlicht:

Gerade fiel mir ein, Lieblenchen,

wie häufig ich mich schon als Kind eingesperrt fühlte.
Der Heimatort war mir zu klein, das Haus zu eng,
Schneckendorf, Schneckenhaus.

Nur mein Kopf war groß genug.
Immerzu träumte ich mich irgendwohin.
Streckte irgendwann die Fühler aus, stieß an und zuckte zurück,
träumte weiter und fühlte erneut… suchte weiter… suchte weiter…
Und ohne es zu bemerken, war ich am glücklichsten immer dann,
während ich suchte.

Nachdenklichst,
K.

Dieses verrückte, übertriebene Bild sieht man rechts vom Text und beginnt es intensiv zu betrachten, als suche man nun selbst nach etwas. Tatsächlich macht man sich zusammen mit der Protagonistin auf die Reise und erlebt die spannendsten Abenteuer! Am Ende verabschiedet sich K. vom Leser mit der Überzeugung: „Das Leben ist eine große Reise und die Zukunft blüht uns rosig!“ Na, wenn das nicht vielversprechend ist!

Autorenportrait

Andreas Steinhöfel wurde 1962 in Battenberg geboren, arbeitet als Übersetzer und Rezensent und schreibt Drehbücher – vor allem aber ist er Autor zahlreicher, vielfach preisgekrönter Kinder- und Jugendbücher. Sein Bestseller „Die Mitte der Welt“ wurde 1999 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und ist mittlerweile in vielen Ländern der Welt erschienen. Nach Peter Rühmkorf, Loriot, Robert Gernhardt und Tomi Ungerer hat Andreas Steinhöfel 2009 den Erich Kästner Preis für Literatur verliehen bekommen. Außerdem erhielt er 2009 mehrere Preise für „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis, den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis und die Auszeichnung „Lesekünstler 2009“, verliehen vom Sortimenterausschuss des Börsenvereins Deutscher Buchhandel.

Illustratorenportrait

Nachdem Sabine Wilharm ihr Studium der Illustration an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg beendet hatte, begann sie 1976 als freie Illustratorin für Zeitschriften und Buchverlage zu arbeiten. Mit ihren Illustrationen der deutschen Harry Potter Bücher hat sie das Bild des Zauberlehrlings in Deutschland maßgeblich geprägt.

GlücksStadt. Text: Andreas Steinhöfel. Illustration: Sabine Wilharm. Aladin Verlag. 2013.

 

Bücherstadt Magazin

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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