„Glaubst du denn, sie sind verrückt?“

von | 24.04.2019 | Belletristik, Buchpranger

„Am Ende des Regenwaldes“ von Marion Achard nimmt die Leserinnen und Leser mit in den Amazonas. Dort, wo der Lebensraum der Ureinwohner und deren Leben von Ausbeutung durch Menschen gefährdet werden. Eine aufrüttelnde, ergreifende Geschichte über zwei Mädchen, die ums Überleben kämpfen. – Von Zeichensetzerin Alexa

„Ich heiße Daboka. Ich lebe im Bauch des großen Waldes. Dort, wo die Bäume so hoch sind, dass die Sonnenstrahlen das Blätterdach so gut wie nie durchdringen. Dort, wo sich die Insekten, Affen, Schlangen und Vögel viel lebhafter bewegen und unterhalten als die Menschen.“ (S. 7)

Marion Achard erzählt in „Am Ende des Regenwaldes“ von Daboka und ihrer Schwester, die bei einem indigenen Stamm im Regenwald leben. Bis irgendwann andere Menschen mit ihren Maschinen auftauchen und alles, was ihnen in den Weg kommt, zerstören. Gewaltsam fällen sie Bäume und töten Tiere und Menschen, um den Ort zu erobern. Hier sollen Straßen und Ölplattformen gebaut werden – und sie glauben, dass nichts und niemand sie aufhalten kann.

Daboka und ihre Schwester können gerettet werden. Sie erhalten die Chance, weitab von derartigen Gefahren zivilisiert aufzuwachsen. Doch Daboka zieht es in ihre Heimat zurück – in die tiefen Wälder. Sie und ihre Schwester fliehen, um ihre Verwandten vor der Bedrohung zu warnen.

„Am Ende des Regenwaldes“ ist inspiriert von einer wahren Begebenheit und thematisiert die Gefährdung des Regenwaldes und somit des Lebensraums indigener Völker. Zur Förderung der Erdölgewinnung wurden bereits kilometerlange und sehr breite Straßen, die Gebiete unterschiedlicher Völker durchziehen, gebaut.

In nur 96 Seiten erzählt Marion Achard sehr bewegend und aus der Ich-Perspektive eines Mädchens von der Schönheit der Natur und der Grausamkeit der Menschen. Und auch wenn die Protagonistin Glück hat und trotz ihrer Erlebnisse weder die Hoffnung noch den Mut verliert, den Regenwald und ihre Verwandten zu retten – so bleibt die Frage, was einigen Menschen das Recht gibt, über das Leben anderer zu entscheiden, es zu gefährden und die Natur zu zerstören. Es ist und bleibt unbegreiflich.

„Der Regenwald ist riesig. Sie schaffen es nicht, alles kaputt zu machen. Sie wissen nur zu gut, dass sie, wenn sie das Leben bewahren wollen, den Geist des Waldes brauchen. […] Glaubst du denn, sie sind verrückt?“ (S. 89)

„Am Ende des Regenwaldes“ ist ein kleines Büchlein in einem besonderen hochkantigen Format und mit einem kreativ gestalteten Cover. Trotz der Kürze transportiert es auf poetische Weise wichtige Botschaften und erinnert an die Gefährdung unserer Welt.

[tds_note]„Am Ende des Regenwaldes“ wurde für den Deutsch-Französischen Jugendliteraturpreis nominiert. Die Begründung der Jury: „[…] Ein kurzer, dichter Text, schön und poetisch, schlicht und ergreifend, der uns berührt und mitnimmt in diese Ecke der Welt, die so gefährdet ist. Ein wunderbarer, unbedingter Aufruf, um das Überleben eines Volkes und das des Planeten zu retten.“ www.df-jugendliteraturpreis.eu[/tds_note]

Am Ende des Regenwaldes. Marion Achard. Übersetzung: Anna Taube. Magellan Verlag. 2019.

 

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