Von Clemens Brentano hat man gehört. Manchen ist auch der Name seiner Schwester, Bettina von Arnim, bekannt. Aber was ist mit ihrer Großmutter? Zeilenschwimmerin Ronja jedenfalls hatte noch nie von Sophie La Roche gehört, bis sie Renate Feyls „Die profanen Stunden des Glücks“ las.
Sophie La Roches erster Roman – erschienen 1771 – wird mit großer Begeisterung in gutbürgerlichen und adeligen Kreisen aufgenommen. Aus ihrer guten gesellschaftlichen Stellung heraus genießt sie mit bescheidener Zurückhaltung das Lob, besonders wenn es von gebildeten und geistreichen Personen kommt. Als ihr Mann jedoch plötzlich vom Fürsten ohne Pension entlassen wird, wird aus dem Schreiben als Hobby ein Beruf.
Renate Feyl berichtet empfindsam und mit schönen Worten vom Leben einer Autorin aus einer Zeit, in der es gerade für Frauen verpönt und besonders schwer war, mit dem Schreiben Geld zu verdienen. Als Kind ihrer Zeit hatte Sophie La Roche natürlich Ansichten, die nicht mit den heutigen Vorstellungen von Feminismus übereinstimmen. Und dennoch war sie eine emanzipierte Frau, die es vermochte, einen Haushalt zu führen, den Ansprüchen der Gesellschaft zu entsprechen und gleichzeitig den Mut und die Kraft zu finden, sich gegen alle Widrigkeiten als Autorin einen Namen zu machen.
Sophie La Roche gab die erste Frauenzeitschrift im deutschsprachigen Raum heraus und verkehrte in denselben Kreisen wie viele heute noch bekannte Größen: Goethe, Schiller, Herder … Ihr Name verlor jedoch schon zu ihren Lebzeiten an Bedeutung und ist heute fast vergessen.
„Letztlich galt auch hier, was seit jeher Gesetz war: Die Leistungen der Männer wurden in Erz gemeißelt, die der Frauen in den Sand geschrieben.“ (S. 350)
„Die profanen Stunden des Glücks“ ist für mich ein Überraschungsfund, den ich unbedingt weiterempfehle.
Die profanen Stunden des Glücks. Renate Feyl. Kiepenheuer & Witsch. 2011. // Mehr über Sophie von La Roches ersten Roman „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ könnt ihr hier lesen.
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