Eine Bereicherung für jedes Bücherregal: Irmina

von | 28.01.2015 | Buchpranger, Graphic Novels, Comics, Manga

Inspiriert vom Leben ihrer Großmutter erzählt Barbara Yelin mit „Irmina“ die Geschichte einer Frau während des Nationalsozialismus ohne dabei in Klischees zu verfallen. – Von Zeilenschwimmerin Ronja

Kurz vor dem zweiten Weltkrieg reist die junge Irmina von Deutschland nach England, um dort an einer Sekretärinnenschule ihre Ausbildung zu beginnen. Sie ist wissensdurstig und abenteuerhungrig und erkundet das fremde Land mit Begeisterung. Auf einer Party lernt sie den dunkelhäutigen Howard kennen, der in Oxford studiert. Sie freunden sich schnell an, vor allem, da sie beide täglich Erfahrungen mit Ausgrenzung machen. Howard aufgrund seiner Hautfarbe und Irmina da sie Deutsche ist. Während sich die Lage in Deutschland zuspitzt, fühlt Irmina sich von Howard, der für seine Abschlussprüfungen lernt, immer mehr vernachlässigt. Als sie schließlich auch noch ihre Unterkunft verliert, kehrt sie zu Howards Entsetzen nach Deutschland zurück…

„Irmina“ ist eine Graphic Novel und erzählt die Geschichte der Titelfigur von ihren jungen Jahren bis ins hohe Alter. Der Leser wird zu Beginn direkt in die Geschichte hineingeworfen, begleitet Irmina manchmal durch sehr ausführliche Lebensabschnitte und wird dann wiederum von zeitlichen Schnitten überrascht, die einen fast filmischen Eindruck entstehen lassen. Gleichzeitig ist das Buch in drei große Abschnitte (London, Berlin, Barbados) unterteilt, durch die wiederum die Romanhaftigkeit betont wird.

Ein großer Pluspunkt ist die Gestaltung des Buches. Der Hardcovereinband liegt trotz der Größe des Buches gut in der Hand und ist schon an sich ein kleiner Hingucker. Aber auch der Inhalt stimmt. Die Seiten haben eine angemessene Stärke und die Druckqualität ist hervorragend, sodass Barbara Yelins atmosphärische Zeichnungen wunderbar zur Geltung kommen.

Die Bilder strahlen unglaublich viel aus. Die Grundstimmung verändert sich von Abschnitt zu Abschnitt durch unterschiedliche Farbmischungen. Besonders bezeichnend dabei ist die Hervorhebung der Farbe Blutrot im zweiten Abschnitt, die die ständig herrschende Bedrohung auch für den Leser spürbar macht. Unterstrichen wird das Ganze noch durch angenehm realistische und gut lesbare Dialoge, sodass der Leser immer weiter in die Geschichte hineingezogen wird.

Barbara Yelin behandelt in ihrer Graphic Novel gleich mehrere ernste Themen. Neben dem zweiten Weltkrieg, der Judenverfolgung und Rassismus geht es auch um Emanzipation. Trotzdem schlägt Yelin keinen belehrenden Ton an, sondern präsentiert auf gefühlvolle Weise ein Leben, das tatsächlich so oder so ähnlich stattgefunden haben könnte. Das moralische Urteil bleibt dem Leser überlassen.

„Irmina“ ist eine Bereicherung für jedes Bücherregal und bietet inhaltlich als auch künstlerisch viel zu entdecken, sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene.

Irmina. Barbara Yelin. Reprodukt. 2014. Eine Leseprobe findet ihr auf der Verlagsseite.

 

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

1 Kommentar

  1. Avatar

    Ich fand’s gut, wie schleichend Yelin die oppurtunistische Haltung ihrer Protagonistin wechselt, aber auch irgendwie schwer nachvollziehbar.

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  1. Buchgeschenk: Irmina | Bücherstadt Kurier - […] Unsere Rezension zu “Irmina” findet ihr hier. […]

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