Ein Sommermärchen am Ende der Welt

von | 07.11.2015 | Belletristik, Buchpranger

Man nehme eine kleine Mittelmeerinsel, eine sizilianische Hochzeit, beste Freundinnen, zwischen denen ein unschönes Geheimnis steht, einen etwas skurrilen Spieleentwickler und einen Mann, der sich von seinem ehemaligen Mitbewohner betrogen fühlt. Dazu eine Portion Humor, etwas Romantik und spritzige Dialoge – fertig ist Richard Mackenrodts locker-leichte Sommerkomödie „Die kleine Insel am Ende der Welt“.

Die Erzählung rankt sich um eine anstehende Hochzeit auf der abgelegenen Mittelmeerinsel Linosa. Lisa, erfolgreiche Unternehmerin, macht sich auf den Weg dorthin, denn die Braut ist niemand anderes als ihre beste Freundin und Geschäftspartnerin Chiara. Doch Lisa kann sich so gar nicht auf die bevorstehende Hochzeit freuen, hat sie doch schwer mit dem großen Geheimnis zu kämpfen, das sie vor ihrer besten Freundin hat. Sie muss Chiara endlich die Wahrheit sagen – doch hat sie dazu noch das Recht? Ein Geständnis würde nicht nur die Beziehung der beiden Frauen für immer verändern.
Lisas innere Zerrissenheit ist das zentrale Thema der Geschichte. Doch sie ist nicht die einzige, die sich mit solch schwierigen Entscheidungen quält. Auch Phillip Schwarz, Gründer und Firmenchef der Spielefirma „Nero Black Enterprises“, will sich endlich der Wahrheit stellen und begibt sich auf den Weg nach Linosa. Und auch der Verlierer Bernd hat noch seine ganz eigene Rechnung offen.

Die einzelnen Handlungsstränge wechseln sich schnell ab und werden erst nach und nach zum großen Showdown auf der beschaulichen Insel zusammengeführt. Leider ist der Weg dorthin ziemlich vorhersehbar. Zwar gibt sich der Autor alle Mühe, die Spannung aufrecht zu erhalten, aber dem Leser ist bereits nach wenigen Seiten klar, mit welchem Geheimnis Lisa hadert, was Phillip Schwarz auf der Insel möchte und welche Motivation hinter Bernd Moers Handeln steckt.
Vielleicht ist dies vom Autor ja sogar gewollt? Immerhin bedient er sich recht offensichtlicher Klischees der romantischen Drama-Komödie. Dementsprechend bleiben die Figuren in ihrem Handeln äußerst vorhersehbar und auch die Auflösung bietet keine große Überraschung. Positiv hervorzuheben sind allerdings die auflockernden Stilelemente, wie beispielsweise eine veränderte Schriftart, wenn Lisa ihren sehr ausschweifenden Tagträumen nachhängt. Sie geben dem Werk eine gewisse eigene Note zurück.

Alles in allem ist „Die kleine Insel am Ende der Welt“ ein kurzweiliges Buch, das sich praktisch in einem Rutsch durchlesen lässt. Es erfindet das Rad nicht neu, bedient sich gängiger Klischees und verführt den Leser keinesfalls zu tiefgründigen Gedanken. Zum sommerlichen Schmökern am Strand ist es aber gut geeignet und lässt den Leser vielleicht sogar mit einem Schmunzeln zurück.

Annette

Die kleine Insel am Ende der Welt, Richard Mackenrodt
Edition Takuba, 2015

Bücherstadt Magazin

Bücherstadt Magazin

Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir sind umgezogen!

Wir sind kürzlich umgezogen und müssen noch einige Kisten auspacken. Noch steht nicht alles an der richtigen Stelle. Solltet ihr etwas vermissen oder Fehler entdecken, freuen wir uns über eine Nachricht an mail@buecherstadtmagazin.de – vielen Dank!

Newsletter

Erhaltet einmal im Monat News aus Bücherstadt. Mehr Informationen zum Newsletter gibt es hier.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner