Ein Klassiker unter den Schauergeschichten

von | 11.11.2017 | Belletristik, Buchpranger

Susan Hills Roman „Die Frau in Schwarz“ erschien erstmals 1983 und gilt als Klassiker unter den Schauergeschichten. Er wurde unter anderem für das Fernsehen und das Theater adaptiert. Im Jahre 2012 wurde die Geschichte in dem gleichnamigen Horrorfilm mit Daniel Radcliffe in der Hauptrolle neu verfilmt. – Von Bücherhorterin Claudia

Bewegt durch quälende Erinnerungen an ein ihn prägendes Erlebnis aus seiner Vergangenheit und der eher spielerisch gemeinten Bitte, eine Geistergeschichte zu erzählen, beginnt Arthur Kipps an einem Heiligabend, seine eigene furchtbare Geschichte aufzuschreiben. Diese beginnt im London kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Kipps strebt als junger Anwalt einem Karriereaufstieg und der damit verbundenen Vermählung mit seiner Verlobten Stella entgegen. So nimmt er erwartungsfreudig einen besonderen Auftrag seines Chefs Mr Bentley an. Dieser führt ihn in die kleine Ortschaft Crythin Gifford, wo er als Vertretung der Kanzlei an der Beerdigung der kürzlich verstorbenen Mandantin Mrs Drablow teilnehmen und sich um ihren Nachlass kümmern soll. Der ehemalige Wohnsitz der alten Frau, das Eel Marsh House, befindet sich weit abgeschieden draußen in den Marschen und ist nur zur Ebbe erreichbar.

Unheimliche Begegnungen

Alle Versuche, über den Grund seiner Arbeit zu sprechen, stoßen in dem Örtchen auf Ablehnung und Schweigen. Dazu kommen unheimliche Begegnungen mit einer Frau in Schwarz, die Kipps zu denken geben. So reist er voller Erwartungen hinaus zum verlassenen Wohnsitz, dem sich sogar der Kutscher nur unwillig nähert.

Mit der Erkenntnis, die Arbeit nicht in den ihm verbleibenden wenigen Stunden erledigen zu können, will Kipps auf eigene Faust zurück über den Damm gehen, ohne auf den Kutscher zu warten, und hört im plötzlich aufziehenden Nebel die Geräusche eines verunglückenden Pferdewagens, verbunden mit den Todesschreien eines jungen Kindes. Fast verläuft er sich im Nebel und schafft es gerade so noch, von Angst erfüllt und unter Schock stehend, zurück zum Haus.

Trotz dieser furchtbaren Erfahrung beschließt er, erneut voller Elan, im Eel Marsh House zu nächtigen, um dort seine Arbeit zu beenden. Kipps kann zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, was ihn in den folgenden zwei Nächten in dem alten Haus noch erwarten und welche Auswirkungen dies auf sein weiteres Leben haben wird…

Der Wahrheit auf der Spur

„Die Frau in Schwarz“ ist eine Geschichte, die ins ländliche England mit seinen endlos scheinenden Marschen und plötzlich wirkenden Naturgewalten entführt. Durch die Erzählweise aus der Sicht des durchaus sympathisch wirkenden Arthur Kipps‘ erfahren die Leser immer nur so viel, wie der Erzähler auch weiß und nimmt an seinen ausgiebig geschilderten Empfindungen umso stärker Anteil. Dementsprechend groß ist auch das Geheimnis um die Frau in Schwarz, die Verstorbene Mrs Drablow und das düstere Eel Marsh House. Ratlos tappen die Leser mit Kipps im Dunkeln und versuchen, eine Verbindung zu all den unheimlichen Vorkommnissen herzustellen und der Wahrheit auf die Schliche zu kommen.

Dabei entfaltet sich das Grauen nur langsam und schleichend – wer hier auf eine Horrorgeschichte mit viel Blut und sich überschlagenden Ereignissen hofft, sollte lieber zu einer anderen Lektüre greifen. Das Grauen ergibt sich hier viel mehr aus der völligen Abgeschiedenheit von jeglicher Zivilisation und dem Zweifeln am eigenen Verstand, denn kann es wirklich sein, dass Kipps einen Geist gesehen hat? Für Freunde des leisen und psychologischen Horrors sehr zu empfehlen.

Die Frau in Schwarz. Susan Hill. Knaur. 2012.

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