Ein Blick in die dunklen Abgründe der menschlichen Psyche

von | 04.06.2018 | Belletristik, Buchpranger

Der Ex-Söldner Richard Dunkel arbeitet als Security auf dem Gelände einer stillgelegten Mine. Als er eine Entdeckung macht, eskalieren die Ereignisse in dem kleinen rheinländischen Dorf Altglück. Buchschatzmeisterin Rosi schaut in die Abgründe krimineller Machenschaften in einer strukturschwachen Gegend.

Sven Heucherts Thriller „Dunkels Gesetz“ malt zunächst das Bild einer öden und trostlosen, irgendwie kaputten Landschaft. Dadurch wird den Lesern ein Gefühl von Trostlosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Resignation vermittelt, wie es in einer solchen Gegend leicht aufkommen kann.

Ein Krimi nur für Hartgesottene

Irgendwie passt es, dass eine der Hauptfiguren, Richard Dunkel, nach Altglück verschlagen wird. Richard Dunkel ist ein ehemaliger Söldner, der schon auf der ganzen Welt gekämpft hat. Er wird verfolgt von seiner Vergangenheit, von der Erinnerung an seinen gefühlskalten Vater, aber auch an seine Geliebte, deren Leben er doch eigentlich beschützen sollte, deren Tod er jedoch nicht verhindern konnte. Ein alter Freund hat ihm den Job als Wachmann auf dem Gelände einer stillgelegten Mine besorgt.

Richard Dunkel lernt eine abgehalfterte Prostituierte kennen und beginnt ein Verhältnis mit ihr. Die besten Zeiten sind vorbei, und sie lebt mit ihrer Tochter bei dem Tankstellenbesitzer Achim in Altglück. Achim behandelt sie schlecht, schlägt sie. Sie verdient sich mit Liebesdiensten Geld, das sie vor Achim versteckt. Im Grunde hat sie resigniert und erwartet nichts Gutes mehr von ihrem Leben. Nur ihre Tochter Marie soll es einmal besser haben und eine gute Schulausbildung genießen. Dies ist ein Symbol für den Wunsch nach Veränderung, nach Besserung, aber auch für die Resignation der Mutter.

Marie ist erst 16 Jahre alt. Mit ihrem leiblichen Vater hat sie keinen Kontakt. Sie muss bei Achim auf der Tankstelle als Verkäuferin arbeiten. Marie erkennt das Scheitern und die Resignation ihrer Mutter, weiß aber nichts dagegen zu tun. Achim hat längst ein Auge auf sie geworfen.

Das Böse tritt hervor

Achim schließlich ist ein verarmter Tankstellenbesitzer und genauso abgehalftert wie seine derzeitige Flamme. Er träumt vom schnellen großen Geld und bietet dem Kriminellen und Zuhälter Falco einen Deal um Rauschgift an. Dabei sieht er sich als gewiefter Gauner, der alles und jeden im Griff hat, doch Falco schaut nur auf ihn herab. Sogar die bulgarischen Drogenlieferanten wollen ihn und seine Kumpels über den Tisch ziehen.

Im Laufe der Erzählung wird Achim und damit der Thriller zunehmend brutaler: gegenüber der Prostituierten, gegenüber den Drogenlieferanten, gegenüber den Kumpels, gegenüber Marie – und gegenüber Dunkel, der zufällig Achims Geheimnis entdeckt. Achims unbändige Brutalität zeigt sich gegenüber Menschen und wehrlosen Tieren. Er hat im wahrsten Sinne des Wortes Blut geleckt und scheut vor nichts mehr zurück. Als er sich an Marie heranmacht, sieht ihre Mutter Rot; um jeden Preis will sie ihre Tochter vor dem gleichen Schicksal, wie sie es erfuhr, beschützen.

Prädikat: Besonders lesenswert

Sven Heucherts Thriller vermittelt zunächst die Tristesse einer abgehängten und verarmten Region. Dabei beschreibt er sehr eindrucksvoll die Lebenswege der Einwohner. Alkohol und Drogen sind an der Tagesordnung. Um ihren Traum vom schnellen Reichtum zu verwirklichen, gehen einige Menschen im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen. Die Handlung wird zunehmend brutaler, bis die Situation schließlich eskaliert.

Der Thriller lebt von seinen Hauptfiguren und ihren gut gezeichneten Charakterzügen, die nach und nach hervortreten. Eine jede hat ihre Träume, schleppt aber zu viele Probleme mit sich herum, um diese verwirklichen zu können. „Dunkels Gesetz“ bietet insofern viel mehr als eine solide Krimi-Handlung und verdient das Prädikat „Besonders lesenswert“.

Dunkels Gesetz. Sven Heuchert. Ullstein-Verlag. 2017.

 

Bücherstadt Magazin

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