Mit dem Film „Prometheus – Dunkle Zeichen“ lieferte Regisseur Ridley Scott im Jahre 2012 einen hart umstrittenen Teil aus dem „Alien“-Universum. Die Route dieses zunächst als Prequel zum ersten „Alien“-Film von 1979 konzipierten Films schlägt nun das im Winter 2014/2015 veröffentlichte vierteilige Crossover-Projekt aus dem Hause Dark Horse Comics ein. Seit September liegt die Reihe, die ursprünglich in vier Heftreihen zu jeweils vier Heften von unterschiedlichen Zeichnerteams produziert wurde, komplett in deutscher Sprache im Verlag Cross Cult vor.
Es handelt sich bei diesem Crossover-Projekt um das erste, das nun auch „Prometheus“ mit einbezieht. In Fankreisen übt der Film eine stark polarisierende Wirkung hinsichtlich der infrage gestellten Zusammenhänge besonders zum ersten „Alien“-Teil aus. Daher erscheint die Einbindung von „Prometheus“ als besonders interessanter Schritt in der Geschichte der seit den 1980ern erscheinenden „Alien“-Comics.
Während „Prometheus“ offiziell als eigenständige Erzählung gilt, die zeitlich vor den Geschehnissen im ersten „Alien“-Film um Ellen Ripley im Jahre 2122 auf dem Planetoiden LV-426 im selben Universum spielt, umfasst „Feuer und Stein“ sowohl diesen, Teile der „Alien“-Reihe als auch das „Predator“-Franchise. Die Welten werden in diesem Projekt in eine zusammenhängende Geschichte gebracht, deren Verlauf nur durch den zweiten Band – den „Aliens“-Teil – chronologisch unterbrochen wird. Dieser erzählt von der Flucht der Siedler von LV-426 knapp vierzig Jahre früher und knüpft an den Ereignissen der Handlung des zweiten Films „Aliens“ an.
Band 1 der Reihe wurde von Paul Tobin (u.a. „The Witcher“) getextet und von Juan Ferreyra (u.a. „Gotham by Midnight“) unter Mitarbeit von Eduardo Ferreyra gezeichnet. Die Cover- und Kapitelillustrationen stammen aus der Feder von David Palumbo (u.a. zahlreiche Artworks für „Magic: The Gathering“).
Auf den Spuren der Prometheus
Das Forschungsschiff USCSS Prometheus ist nie von seiner Reise auf der Suche nach den Ursprüngen der menschlichen Existenz vom Planetoiden LV-223 zurückgekehrt. Etwa 125 Jahre später, im Jahr 2219, macht sich ein neues Team im Auftrag der Weyland Corporation auf die Suche nach den Überresten der Expedition. Ihre Crew vorsätzlich im falschen Glauben lassend, es handele sich um eine reine Bergungsmission ohne jegliches Gefahrenpotential, führt Captain Angela Foster ihre Mannschaft auf den Mond. Dabei begleitet sie ein mehrköpfiges Filmteam, das die Bergung für die Nachwelt und weitere Forschungen aufzeichnen soll.
Um das Ziel des verschwundenen Firmenchefs Peter Weyland zu erreichen, die sogenannten Konstrukteure zu finden, wurden diesmal insgesamt vier Schiffe losgeschickt. Unterstützt durch das Triebwerkskernschiff Geryon, das Bergungsschiff Kadmos und das Patrouillenschiff Perses, erreicht die Helios den Planetoiden LV-223 ohne weitere Zwischenfälle.
Einen kargen, wüstenhaften Ort erwartend, betreten Foster und mehrere Crewmitglieder den Planeten und staunen nicht schlecht: Sie erwartet ein wahrer Dschungel voller Leben. Sogar die Luft ist verträglich. Verwirrt begeben sie sich auf die Suche nach der Prometheus. Dabei überrascht sie nicht nur die florierende Vegetation und die merkwürdig anmutenden Tierwesen, sondern eine seltsame, überall vorkommende, schwarze Flüssigkeit. Anstelle der Prometheus finden sie bald ein anderes Schiff, mit dem keiner gerechnet hätte: die Onager von der Hadley’s Hope. Da dieses vom Außenposten auf dem Nachbarmond LV-426 stammt, dessen gesamte Kolonie 2179 von einer Atomexplosion ausgelöscht wurde, ist die Neugier groß. Was befindet sich in dem Schiff?
Schnell stellt sich heraus, dass sie das Schiff lieber unangetastet gelassen hätten. Eine Flut von Xenomorphen stürzt sich auf die Besatzungsmitglieder und dezimiert sie einen nach dem anderen. Nur knapp schaffen es die wenigen Überlebenden zurück zur Helios. Allerdings werden der Astrobiologe Francis und der Android Elden von der Gruppe getrennt und suchen Zuflucht in einer Höhle. Dort hat anscheinend vor langer Zeit jemand gelebt und Forschungsnotizen hinterlassen, die Francis auf eine ziemlich dumme Idee bringen, was den Einsatz der schwarzen Flüssigkeit angeht…
Science-Fiction-Unterhaltung vom Feinsten
Den Leser erwartet eine faszinierende Geschichte, deren erste Versuche, die Franchise-Inhalte miteinander zu verknüpfen durchaus zu überzeugen wissen. Das Spektrum von Kreaturen wird sinnvoll erweitert, eine „neue“ Welt wird erschaffen, in der die Expedition sich bewegt und ums Überleben kämpft. Die Geschichte mag klassisch beginnen und weiterhin erscheinen, bietet aber durch das Crossover schon bald sehr interessante neue Ansätze, deren Fortführung der Leser gespannt weiterverfolgt.
Der erste Band der Reihe ist sicherlich vor allem jenen ans Herz zu legen, die in den beteiligten Franchises zu Hause sind und neues Material begrüßen. Auch Interessierte ohne weitere Vorkenntnisse wird der Band leicht in die Geschichte einführen und unterhalten.
Fans von „Prometheus“ freuen sich über die Würdigung des Films und auch Skeptikern sei ein längerer Blick sehr empfohlen – die Reihe bietet nicht nur gute Science-Fiction-Unterhaltung, sondern auch ausgesprochen wunderschönes Artwork. Dieses setzt vor allem die Xenomorphe in ein faszinierendes Licht und trifft deren tödliches Wesen wunderbar, und auch die außerirdische Umgebung weiß zu überzeugen.
Ein besonderes Highlight stellen die ausgezeichneten Cover und Kapitelillustrationen von Palumbo dar. Zusätzlich enthält der Band kommentierte Skizzen und Konzeptzeichnungen.
Werden die Überlebenden doch noch die entscheidende Spur zur Prometheus finden und den Klauen der Xenomorphe entgehen? Was wird aus Francis und Elden? Der erste Band zeigt innovative Ansätze auf, deren Weiterführung man voller Spannung erwartet.
Feuer und Stein: Prometheus. Paul Tobin, Juan & Eduard Ferreyra, David Palumbo.
Übersetzer: Hudson Hicks. Cross Cult. 2015; ab 16 Jahren.
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