Im zweiten Band der Blake und Mortimer Bibliothek verschlägt es die beiden Protagonisten nach Ägypten und statt mit machtbesessenen Tibetern bekommen sie es diesmal mit Mumien und Magie zu tun. Fabelforscher Christian hat sich an ihre Fersen geheftet.
Nach den Ereignissen in „Kampf um die Welt“ begibt sich Professor Mortimer nach Ägypten, um sich zu erholen und bei Ahmed Rassim, einem befreundeten Ägyptologen, einem seiner Hobbys nachzugehen: der Archäologie. Bei einem Rundgang durchs ägyptische Museum wird Mortimer auf eine Steintafel aufmerksam, die von der sagenhaften Kammer des Horus berichtet, die sowohl die Mumie des Pharaos Echnaton, als auch unvorstellbare Reichtümer enthalten soll. Ahmed hält die Kammer für eine Legende. Bei der Untersuchung einer Mumie entdeckt Ahmeds Assistent indessen ein Papyrusfragment, das von ebenjener Kammer berichtet und plötzlich scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie tatsächlich gefunden wird.
Alte Bekannte
Natürlich ist auch in diesem Band Olrik wieder mit von der Partie. Diesmal verdingt er sich als Kopf einer Schieberbande für Gold und wertvolle Altertümer – und wo könnte man mehr Gold und wertvolle Altertümer an einem Fleck erwarten, als in der Kammer des Horus. Das Erscheinen von Olrik ruft auch Professor Mortimers Freund Captain Blake vom Secret Service auf den Plan. Danach überschlagen sich die Ereignisse. Wer weiß alles von der Kammer des Horus? Gibt es tatsächlich nach Jahrtausenden immer noch Aton-Priester, die über sie wachen? Welche Rolle spielt der exzentrisch-verschrobene Amateurägyptologe Doktor Grossgrabenstein?
Hintergründliches
Die einzelnen Panels sind – typisch für Edgar P. Jacobs – teilweise sehr textlastig, was meiner Meinung nach aber nicht störend wirkt, sondern der Handlung eine gewisse Tiefe ermöglicht, die bei auf opulente Optik getrimmten Comics häufig zu wünschen übrig lässt. Bezüglich seiner Recherchen legt Jacobs eine Akribie an den Tag, die ihresgleichen sucht: Die Inschrift auf dem Stein, der den Helden von der Kammer des Horus berichtet, wurde eigens für den Comic von einem angesehenen Ägyptologen in Hieroglyphen übersetzt. Der Stein selbst ist leider reine Fiktion. Auch die Schauplätze, wie die Villa Grossgrabenstein oder das Hotel, in dem Mortimer in Kairo unterkommt, werden detailliert in Szene gesetzt – und das obwohl der Autor nie in Ägypten war. Lediglich inspiriert von Fotografien erschafft Jacobs eine glaubwürdig und lebendig wirkende Welt, in der man sogar die magischen Handlungselemente nicht in Frage stellt.
Auch der zweite Band der Blake und Mortimer Bibliothek hat in Puncto Hintergrundmaterial einiges zu bieten; so sind zum Beispiel für einige Panels verschiedene Produktionsstadien abgedruckt, was einen tollen Überblick über den Entstehungsverlauf bietet. Auch die Cover der Originalausgabe sowie einige Storyboards sind enthalten, insgesamt ist die Ausstattung des ersten Bandes jedoch umfangreicher.
Das Geheimnis der großen Pyramide. Die Blake und Mortimer Bibliothek. Edgar-Pierre Jacobs. Aus dem Französischen von Ilse Strasmann. Carlsen. 2019.
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