Da muss man durch – Klassiker in der Schule

von | 27.09.2016 | Kreativlabor

„Wenn wir das Buch im Unterricht durchnehmen würden, dann hätten Sie danach keinen Spaß mehr an diesem Buch“, hat der Lehrer von Sätzchenbäckerin Daniela gesagt, als die Schüler ihn fragten, ob sie nicht auch moderne Klassiker im Unterricht lesen könnten. Wahrscheinlich hatte er Recht. Manche Bücher sollte man einfach nur zur Unterhaltung lesen, anstatt sie auseinander zu nehmen. Aber das heißt nicht, dass die Schule alle Bücher ruiniert.

(Kein) Spaß am Lesen

An viele Bücher erinnere ich mich kaum noch, gerade aus der Unter- und Mittelstufe, weil sie mich überhaupt nicht interessierten und es eine Qual war, sie lesen zu müssen. Natürlich muss in der Schule über Literatur geredet, mit Texten gearbeitet und diskutiert werden. Ein Buch wird auch nicht immer jedem gefallen. Aber weder haben die Bücher mich thematisch angesprochen, noch hat es in irgendeiner Form Spaß gemacht, sie zu lesen – wenn ich sie denn gelesen habe. So blicke ich auf einen Berg von Büchern zurück, die ich nicht oder nur zum Teil gelesen habe, aber deren Inhalte kenne, weil wir darüber bis zum Abwinken diskutiert haben. Die Hälfte hätte ich mir wirklich sparen können.

kruemel-klassiker-in-der-schule_maikeWoran liegt das? Zum einen daran, dass es Bücher mit Themen waren, die mich nicht ansprachen und auch heute nicht ansprechen würden. Das waren Bücher mit ellenlangen Beschreibungen, wie man sich eine Hütte auf einer einsamen Insel baut oder über eine jüdische Familie, der ein Mord in die Schuhe geschoben wurde. Diese Bücher sorgten schnell dafür, dass ich auch zu Hause keine Lust zum Lesen hatte.

Ein erster Höhepunkt

Es gibt ein Buch, das mir in positiver Erinnerung geblieben ist: „Ich knall euch ab!“ von Morton Rhue, das ich in der Achten gelesen habe. Hierbei geht es um einige Außenseiter an einer amerikanischen High School, die einen Amoklauf planen und durchführen. Das war ein Thema, das mich irgendwie ansprach, da es auch in den Medien diskutiert wurde und damit nicht so weit weg war, wie alle anderen Lektüren.

Anstrengend!

Alle anderen Bücher waren immer anstrengend zu lesen. Ich bin ungewöhnlichen Texten nicht abgeneigt, aber ein „Michael Kohlhaas“ lässt sich einfach nur sehr schleppend lesen, wenn man keine Kapitel setzt, geschweige denn Absätze. Gerade deshalb war ich immer froh über jeden Text, der sich flüssig lesen ließ.
Als in der Oberstufe die Bücher dann deutlich mehr wurden, reichte aber auch das flüssige Lesen nicht mehr, wenn der Text von der Handlung her sehr anstrengend war. Besonders die gesellschaftskritischen Texte nervten, da sie mir meistens zu aufgesetzt waren. Da war mehr als ein Buch, das versuchte kritisch zu sein, indem es mit schlechten Beispielen um sich warf. Ein Text, der von vorneherein schrie „Ich bin so kritisch!“, war schnell bei mir unten durch.
Mein Problem war damit immer, dass ich es lesen musste, auch wenn es mir überhaupt nicht gefiel und dass mein ganzer Kurs der Lehrerin nachredete, dass sie es auch gut fänden.

Nicht alles ist schlecht

Damit möchte ich nicht sagen, dass alle Bücher, die ich in der Schule lesen musste, schlecht waren. Die schlechten – besonders aus meiner Oberstufe – haben sich leider nur hart in meinem Kopf festgebrannt. Aber bei dem einen oder anderen Buch bin ich sehr froh, dass wir es im Unterricht besprochen haben. Diese Bücher hatten meistens eine spannende Handlung und die Themen, die sie behandelten, waren gut eingeflochten. Ohne die Schule hätte ich mich nie mit ihnen beschäftigt.
Genauso habe ich für Referate Klassiker sogar freiwillig gelesen und dadurch, dass ich sie mir aussuchen durfte und damit frei war, sie zu lesen, haben sie mir wirklich Spaß gemacht.

Viele Bücher

Insgesamt bin ich aber froh, dass ich in der Schule lesen musste. Ich war immer – und bin es heute leider oft noch – jemand, der nicht viel liest. Dennoch kann ich auf viele Bücher und damit Geschichten zurückblicken, die ich nun kenne, und auch wenn ich an viele mit Schaudern zurückdenke, so gab es für mich auch immer wieder die Bücher, die ich keineswegs bereue gelesen zu haben und an deren Geschichten ich mich bis heute gerne erinnere.

Illustration: Buchstaplerin Maike

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