„To the Moon“ ist eine Geschichte von zwei Doktoren, die Sterbenden helfen, ihren letzten Herzenswunsch zu erfüllen. Dies tun sie auf sehr spektakuläre Weise, da ihre Patienten nicht mehr bei Bewusstsein sind. Das ganze Spiel über wird man von Musik begleitet, die den richtigen Nerv trifft und die Stimmungen mit unterstützt. Bücherstädterin Jessica ist mit dem Spiel durch eine Welt der Erinnerungen gereist.
Unsere Reise beginnt im Haus von Johnny, dem Patienten. Dort lernen wir seine Haushälterin mit ihren beiden Kindern kennen. Von ihr erfahren wir Johnnys größten Wunsch: Zum Mond fliegen. Um ihm diesen Wunsch erfüllen zu können, gibt es eine Maschine, die uns hilft in seine Gedanken zu sehen. Aber bevor wir anfangen können, müssen wir erst das Haus erkunden und weitere Informationen sammeln.
Nachdem wir damit fertig sind, geht unsere Reise in Johnnys Erinnerungen los. In vielen kurzen Sequenzen gehen wir private Erinnerungen durch, die zwar einfach gestaltet sind, aber doch sehr tiefgründig wirken. Damit unser Ziel erfolgreich abgeschlossen werden kann, müssen wir bis zu einer frühen Kindheitserinnerung zurückspringen. Das läuft aber nicht in großen Sprüngen, deshalb können wir viele schöne und traurige Erinnerungen miterleben. Da wir seine Lebensgeschichte am Ende beginnen, werden viele Fragen aufgeworfen, die oft erst in sehr viel früheren Erinnerungen aufgeklärt werden.
Eine Frage drängt sich dabei aber immer wieder auf: Darf man in die Erinnerungen fremder Menschen „eindringen“? Wir sehen viel Privates, was man in manchen Momenten nicht ungefiltert teilen möchte. Wenn man genau darüber nachdenkt, sortieren wir doch alle und behalten einiges für uns. Die Erinnerungen in diesem Spiel sind nicht sehr fein, treffen aber doch immer den richtigen Nerv, um unsere Gedanken weiter anzuregen. Im weiteren Verlauf der Sprünge durch die Erinnerungen kommt ein Punkt, an dem es passieren kann, sich selbst zu hinterfragen.
Immer, wenn das Spiel dazu neigt, zu melancholisch zu werden, schaffen es die Dialoge einen zum Lachen zu bringen. Es sind viele kleine Neckereien und Anspielungen versteckt und es macht Spaß, sie zu suchen und ich möchte behaupten, dass es nicht nur mir so geht.
„To the Moon“ wurde im November 2011 von Freebird Games als erstes eigenes kommerzielles Videospiel herausgebracht. Das Entwicklungsstudio wurde 2007 von Kan Gao mit dem Ziel gegründet, Geschichten mit der Hilfe von Erzählungen und Musik erlebbar zu machen.
Die Story von „To the Moon“ stammt aus der Feder von Gao selbst, genauso der 53 minütige Soundtrack, den er selbst komponiert und eingespielt hat. Gerade diese Kombination merkt man diesem Spiel an. Sie sorgt für eine unvergessliche Atmosphäre, die einen für Stunden in ihren Bann zieht und nicht mehr loslässt.
Hinzu kommt die unverwechselbare Grafik. Das komplette Spiel wurde mit dem Programm RPG Maker erstellt und erinnert mit seinen Pixeln an Rollenspiele aus den 80ern und 90ern, mit denen viele von uns früher schon in Berührung gekommen sind und so manche schöne Spielstunden verbinden. Gerade dieser Retrocharme, gepaart mit unserer Nostalgie, machen das Spiel auf den ersten und zweiten Blick interessant und runden es ab. Mit viel Witz und Charm wird eine Geschichte erzählt, die immer wieder zum Lachen, aber auch zum Nachdenken anregt.
To the Moon. Freebird Games. 2011.
Ein Beitrag zum Special #philosophiestadt. Hier findet ihr alle Beiträge.
0 Kommentare