Aufmüpfige Planeten und intergalaktische Amazonen

von | 15.05.2016 | Buchpranger, Graphic Novels, Comics, Manga

Es ist zwar weder ihr Lieblingsdoctor noch ihr Lieblingscompanion, aber Buchstaplerin Maike hat sich den Comic „Der Zwölfte Doctor“ von Panini vorgeknöpft und begleitet Twelve und Clara bei zwei Abenteuern. Aus künstlerischer Perspektive enttäuscht, kann sie dem Sammelband dennoch viel abgewinnen.

Doctor Who_Der Zwölfte DoctorEigentlich sollte es ein Skiausflug werden, aber der Planet, auf den der Doctor Clara ausführen will, ist plötzlich zu einem tropischen Urwald geworden. Irgendwas kann hier nicht mit rechten Dingen zugehen, und tatsächlich: Ein reicher Privatmann hat sich den Planeten zu seinem persönlichen Sandkasten gemacht – doch die „Terraformer“ sind dabei auf eine uralte Bedrohung gestoßen, die sie nicht kontrollieren können…
In der zweiten Story des Sammelbandes geht es etwas mystischer zu: Ein mörderischer Kali-Kult, angeführt von einer einflussreichen Familie, fordert im Indien der Vergangenheit und Zukunft seine Opfer. Selbst der Doctor kommt zu spät, um einem alten Freund zu helfen. Doch mit der Hilfe einer Astronautin und einer säbelschwingenden Kriegerin scheint es möglich, den Tod vieler Millionen Unschuldiger abzuwenden. Aber dann verschwindet Clara, und die Göttin des Todes erhebt sich…

Von den Doctor Who Comics, die bisher bei Panini erschienen sind, sind die Zeichnungen in diesem Band am wenigsten gelungen. So wirken einige Panels unfertig und leer, und auch bei der Darstellung der Figuren geht der Lesespaß verloren. Denn nicht nur, dass der Doctor und Clara im Vergleich zu ihren filmischen Vorbildern manchmal kaum wiederzuerkennen sind, mit der Konsequenz, dass in der zweiten Geschichte in einigen Panels die weiblichen Figuren nur an Kleidung und Frisur zu unterscheiden sind. Oft sehen die Gesichtsausdrücke der Figuren verzerrt aus und wirken den Emotionen, die sie eigentlich darstellen sollen, auf groteske Weise entgegen.

Das ist schade, denn gerade die beiden Stories in diesem Band haben Potential und bieten – wie immer verzerrt durch den Filter Science-Fiction und die generelle Verdrehtheit des Whoniversums – einen kritischen Blick auf moderne Szenarien. Die erste Story „Der Wilde Planet“, warnt etwa davor, sich die Natur aus wirtschaftlichen Interessen zu unterwerfen, während „Die Schwerter von Kali“ durch das selbstverständliche Einbauen einer lesbischen Beziehung die Möglichkeit gibt, über Beziehungen und Verlust nachzusinnen.

Dieser Band trifft den Ton und die Philosophie der Serie – aber nicht die Ästhetik. Wer sich aber von den künstlerischen Mängeln nicht beirren lässt und klassische Doctor Who Abenteuer mag, die sich außerdem gegen Ausbeutung und Homofeindlichkeit aussprechen, ist hier genau richtig.

Doctor Who: Der Zwölfte Doctor. Band 1: Der Wilde Planet. Robbie Morrison.
Zeichnungen: Dave Taylor. Übersetzung aus dem Englischen: Claudia Kern. Panini. 2016.

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