Anke Bär ist Autorin, Illustratorin und Kulturwissenschaftlerin. Sie lebt und arbeitet in Bremen, ist aber auch gerne unterwegs für Workshops, Lehraufträge und Szenische Lesungen. Wir haben sie im Atelier „ratzbärkönig“ besucht und ihr Fragen zu ihren Büchern und ihrem Beruf gestellt. Was sie uns geantwortet hat, erfahrt ihr nun im Audio-Interview. 

Wilhelms Reise – Eine Auswanderergeschichte

In ihrem ersten Sachbilderbuch „Wilhelmsreise – Eine Auswanderergeschichte“, thematisiert Autorin und Illustratorin Anke Bär das Zeitalter der Auswanderung. Die Geschichte beginnt im Jahr 1872 in Bremerhaven und wird aus der Sicht des Jungen Wilhelm erzählt. Dieser verlässt mit einer Gruppe von anderen Auswanderern seine Familie, um mit der Columbia nach Amerika zu reisen. Der Abschied fällt ihm nicht leicht – Eltern, Geschwister und Freunde muss er zurücklassen, um der Armut des Dorfes zu entfliehen und neues Glück in einem anderen Land zu finden. Seine Erlebnisse, Erkenntnisse und Beobachtungen notiert er in seinem Skizzenbuch. In diesem Stile ist auch dieses Bilderbuch gestaltet; überall finden sich Notizen, mit Bleistift geschrieben, und Bilder, einer Collage gleich.
Dank Wilhelm begeben sich auch die Leser auf eine Reise und lernen neben der Auswanderungsgeschichte nach Amerika auch viele andere historische Ereignisse und Fakten kennen. So wird beispielsweise die Columbia beschrieben sowie das Leben auf dem Schiff: Seekrankheit, Zeitvertreib, Ernährung, Spiele, Lieder. Doch ein solcher Aufbruch ist auch mit einem Risiko verbunden, denn nicht alle überlebten aufgrund von Krankheit die Schifffahrt und nicht alle wurden in Amerika aufgenommen.
Enttäuschung und Unglück werden hier genauso thematisiert wie Hoffnung und Glück. Die Geschichte um Wilhelm bildet den roten Faden und verhilft dabei, dass man sich leichter auf Sachinformationen einlassen kann. Demnach ist dieses Sachbilderbuch sehr ansprechend und lebendig gestaltet, in Zusammenspiel von Bild und Text.

Endres, der Kaufmannssohn

„Endres, der Kaufmannssohn“ ist zwei Jahre später im gleichen Verlag erschienen. Diesmal hat sich Anke Bär mit dem Leben in einer mittelalterlichen Hansestadt beschäftigt. Auch in diesem Bilderbuch ist ein Junge, genannt Endres, der Protagonist und begibt sich auf eine Reise: Er muss die Hansestadt verlassen, um in Riga in die Lehre zu gehen. Wie das Leben in einer Hansestadt aussieht, welche Anforderungen damals an den Kaufmann gestellt wurden und welche Gefahren auf einen lauerten, erfährt man in diesem Bilderbuch. Dieses ist im mittelalterlichen Stil gestaltet: Die Seiten erinnern an Pergament, Schnörkel und Schrift weisen auf ältere Handschriften hin. Ganze Seiten sind gefüllt mit Buchmalerei, in denen symbolische Figuren abgebildet sind, versteckte Details, die erst beim genauen Hinsehen zu erkennen sind. Auf diese Weise wird auch deutlich, wie Menschen sich die Welt früher vorgestellt haben. Man entdeckt gefährliche Ungeheuer, die im weiten Meer auf einen lauern, ein Einhorn, Drachen und Ritter, zwischen Adam und Eva eine blaue Schlange, ein Monster, das einen heimsucht, wenn man krank ist…
In diesem Sachbilderbuch gibt es viel zu entdecken. Es ist nicht nur lehrreich, sondern auch aufgrund der Geschichte um Endres sehr interessant gestaltet. Besonders faszinierend ist die Gestaltung des Buches – man fühlt sich gleich im Mittelalter, wenn man es aufschlägt.

Alexa

Wilhelms Reise – Eine Auswanderergeschichte, Anke Bär, Gerstenberg, 2012
Endres, der Kaufmannssohn, Anke Bär, Gerstenberg, 2014
cargocollective.com/ankebaer

Ein Interview-Projekt von Neslihan Turhan, Veronika Zalyeyeva, Victoria von Döllen und Alexandra Schilref.
Das Interview führte Neslihan Turhan.

Bücherstadt Magazin

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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