Angst essen Mädchen auf

von | 15.02.2019 | Buchpranger, Graphic Novels, Comics, Manga

Das Mädchen Epiphanie Schreck ist acht Jahre alt und ihre Angst folgt ihr, wortwörtlich, wie ihr Schatten. Diese Angst will die junge Epiphanie loswerden. Geschichtenerzähler Adrian hat sich den gleichnamigen Comic von Séverine Gauthier und Zeichner Clément Lefèvre angeschaut.

Auf ihrer Suche nach Doktor Psyche erwacht Epiphanie allein in einem dunklen Wald. Nun ja, nicht so ganz allein, denn ihre Angst ist immer bei ihr. Diese verwandelt den Wald in einen Ort des Schreckens, vor dem Epiphanie verängstigt flieht.

Dem Wald entkommen, gerät sie an einen Wegweiser: ein kleiner, nervöser Mann mit großem Zylinder, der Fragen beantwortet. Bevor Epiphanie jedoch ihre Frage stellen kann, fordert der kleine Mann sie auf, erst einmal eine Fragerunde zu absolvieren – heißt, einmal um sein kleines Haus herumzulaufen – und daraufhin tiefer zu graben, worauf er ihr als Hilfsmittel eine Schaufel in die Hand drückt.

Nach einigem Hin und Her kommt heraus, dass der Wegweiser Epiphanie nicht helfen kann und somit seine Ernsthaftigkeit verloren hat. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, geht ihm damit auch seine Bodenständigkeit flöten, was ihn in der Schwebe lässt – wortwörtlich, denn der kleine Mann fängt an zu fliegen. Nun mit einem Begleiter mehr, den sie an einer Leine hinter sich herzieht, wandert Epiphanie weiter, auf der Suche nach der Praxis von Doktor Psyche.

Eine seltsame Geschichte

Wie ihr bereits merkt, wird in der Welt von Epiphanie Schreck einiges sehr wörtlich genommen, denn es bleibt nicht bei dem Verlust der Bodenständigkeit. So stehen Epiphanie beispielsweise wortwörtlich die Haare zu Berge, woraufhin Doktor Psyche sie in einen Haarschneidesalon überweist.

Die offensichtlichste Verbildlichung einer Metapher ist jedoch die Angst selbst, welche in einem großen, schwarzen, schlangenartigen Schattenwesen dargestellt wird. So wächst dieser Schatten exponentiell zu Epiphanies Angst, woraufhin das Mädchen auch anmerkt, dass er zu viel Platz einnehmen würde und sie ersticke, da sie keine Luft mehr bekäme. Auch der Versuch, die Angst mithilfe eines Zirkusdompteurs zu bändigen, misslingt. Sie wird dadurch sogar noch schlimmer.

Allgemein sind die Charaktere sehr abstrus und merkwürdig. Da ist der Ritter ohne Furcht und Tadel noch der Normalste. Im Großen und Ganzen erinnert die ganze Welt sehr an „Alice im Wunderland“.

Verbildlichte Angst

Zeichner und Kolorist Clément Lefèvre nutzt viele sehr helle, aber auch dunkle Farben – letzteres gerade für die Darstellung der Angst – und hält sich vermehrt in einem matten Ton. Vor allem bei den vielen hellen Farben wirken die Bilder recht kalt und künstlich und die Tatsache, dass am Computer gezeichnet wurde, tritt hier viel stärker hervor als in dunkleren Sequenzen.

Die Charaktere sind einem Kindercomic angemessen fantastisch und knuffig dargestellt. Aber auch hier ist es das Schattenwesen, welches stark unter den restlichen Figuren hervorsticht. Dadurch, dass die Angst nicht reden kann, zeigt sie ihre Launen verstärkt durch Mimik und Gestik. Somit wird eine Bedrohung dargestellt, deren Auswirkungen bis in die Magengegend der Lesenden vordringen. Doch ist es auch dieses ausgeprägte Spiel mit Gestik und Mimik, das die Angst teils ziemlich niedlich aussehen lässt, wenn sie etwa mit großen Augen und kleinem Mund brav wartend neben Epiphanie im Wartezimmer bei Doktor Psyche sitzt.

Kreative Extras

Neben der Hauptgeschichte ist dem Comic noch ein Anhang beigefügt, der zum einen eine kurze Auflistung mit passend illustrierten Ängsten enthält sowie ein Brettspiel über zwei Seiten, in dem die Spielenden bis ans Ziel kommen müssen, jedoch immer wieder von kleinen Hindernissen aufgehalten werden.

„Die entsetzliche Angst der Epiphanie Schreck“ ist ein schönes und fantasievolles Comicvergnügen. Obwohl es ein Kindercomic, ist die Geschichte teils etwas konfus erzählt, sodass es in manchen Teilen schwer erscheint, der Handlung und den Reaktionen der Figuren zu folgen. Dennoch kann ich diesen Comic nur empfehlen, da es vor allem die Bilder sind, die immer wieder Lust zum Hineingucken machen.

Die entsetzliche Angst der Epiphanie Schreck. Autor: Séverine Gauthir. Zeichner: Clément Lefèvre. Toonfish Verlag. 2018.

 

Bücherstadt Magazin

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