Bei „It takes two“ ist der Name Programm: denn es braucht zwei Spieler:innen, um in dem quirligen Videospiel voranzukommen. Satzhüterin Pia und Wortspieler Nico hatten jede Menge Spaß und das, obwohl das Spiel mit einer Trennung beginnt.
Es verschlägt uns in eine vermeintlich idyllische Vorstadt, alles ist blühend und harmonisch … alles? Cody und May sind seit einer ganzen Weile nicht mehr glücklich und sie beschließen, allen Auseinandersetzungen und Streits ein Ende zu setzen: Sie wollen sich scheiden lassen. Verkompliziert wird das allerdings durch die gemeinsame Tochter, der sie dies nun noch erzählen müssen. Rose nimmt es vermeintlich gut auf, sucht sich dann aber Hilfe: Sie zieht Dr. Hakims „Book of Love“ zu Rate. Einer Verkettung von (un)glücklichen Zufällen ist es nun zu verdanken, dass ihre Eltern in einen tiefen Schlaf zu sinken scheinen, während ihr Bewusstsein eine Reise antritt und jeweils in von Rose gebastelte Puppen, die ihren Eltern nachempfunden sind, übergeht.
Paartherapie mal anders
Die Aufgabe im Spiel ist schnell erklärt, aber längst nicht schnell bewältigt: Um wieder in ihren echten Körpern aufzuwachen, müssen sie zusammenarbeiten und sich verschiedenen Aufgaben stellen – angeleitet durch das sprechende „Book of Love“. Klingt kitschig, ist es aber nicht. Vor allem ist es sehr witzig sowie tiefgründig und emotional erzählt. Dabei helfen die wirklich gelungenen englischen Sprecher:innen, die den kleinen Puppen ordentlich Leben einhauchen. Rose‘ Traurigkeit und auch ihre Hilflosigkeit lassen uns nicht unberührt. Auch in den Missverständnissen und der allzu oft missglückten Kommunikation des Ehepaares dürfte sich der oder die eine oder andere Spielende wiedererkennen können. Wir lernen die Stärken aber auch Schwächen von Cody und May kennen, ihre Interessen und ihre Dynamik untereinander.
Teamwork, denn „it takes two“
Das farbenfrohe und wirklich unglaublich abwechslungsreiche Spiel schafft es wie kein zweites, Emotionen mit spaßigem Gameplay zu verbinden. Schon früh im Spielverlauf witzeln wir, dass wir am Ende entweder eine aufgefrischte Ehe haben werden oder die Scheidung einreichen, denn das Spiel hat es mit seinen Rätseln durchaus in sich und erfordert viel Geschick und gutes Timing bei den meisten Aufgaben.
Das ganze Spielprinzip ist auf Zusammenarbeit ausgelegt. Zum Großteil ist der Bildschirm zweigeteilt, was für die einen oder anderen gewöhnungsbedürftig sein könnte, uns aber nicht gestört hat. Ganz im Gegenteil, an einigen Stellen waren wir sehr froh über einen weiteren Blickwinkel (und natürlich auch über unseren großen Fernseher …). Es half zusätzlich, dass wir das Spiel nebeneinandersitzend gespielt haben. In einem Online-Koop und ohne Kommunikationsmöglichkeit dürfte so manche Aufgabe nicht oder nicht so einfach zu schaffen sein. Wie in einer echten Beziehung: Ohne Kommunikation geht es nicht.
Abwechslungsreiche Welten und Werkzeuge
Die verschiedenen Level und Rätsel sind sehr bunt und unterschiedlich gestaltet, es gibt unwahrscheinlich viele Details zu entdecken. In fast allen Bereichen verweilt man sogar gerne länger, zum Beispiel in Rose‘ Zimmer. Als kleine Puppe wird einem hier eine riesige Welt geboten, wenn man unter Betten oder Kissen herumstöbert und auf lauter kleine Gimmicks trifft. Es gibt auch einige Anspielungen an Klassiker der Videospielwelt zu entdecken und das zugrundeliegende Jump & Run-Spielprinzip wird durch viele andere Elemente erweitert. Allzu viel wollen wir hier nicht vorwegnehmen, aber das Adjektiv „abwechslungsreich“ trifft es wohl am besten, mag es noch so abgedroschen klingen. Zusätzlich zu dem Grundspiel und seinem fordernden Teamwork, gibt es Minispiele zu entdecken, die hierzu im Kontrast stehen: Darin treten wir nämlich gegeneinander an. Wir haben beim ersten Durchspielen sicherlich nicht alle entdeckt.
Ein Faktor, der uns ebenfalls positiv aufgefallen ist, ist die Rollenverteilung. Während May karrieretechnisch viel unterwegs ist und das Hobby Heimwerkern hat, hütet Cody Haus und Kind und liebt das Gärtnern. Auch die stimmige Erzählung – alles greift ineinander – hat für ein harmonisches Spielerlebnis gesorgt. Ein Beispiel: Cody wirft May vor, dass sie nie für die Familie Zeit hat und immerzu unterwegs ist, sie verteidigt sich, dass doch jemand das Geld für die Familie verdienen muss und sie sich nicht klonen kann. Dr. Hakim schickt uns daraufhin in eine Kuckucksuhr, in der Cody die Zeit manipulieren kann, während es May möglich ist, sich zu klonen. Und nicht zuletzt liegt zwar der Fokus auf dem Gemeinsamen, aber die jeweiligen Figuren kommen trotzdem auch für sich nicht zu kurz. Denn nur zufriedene Einzelpersonen können Teil eines zufriedenen Paares, einer glücklichen Familie sein. Es ist dem Spiel zugute zu halten, dass das wirklich nicht in Kitsch ausartet.
Große Koop-Liebe
Wir sind eigentlich immer auf der Suche nach einem guten Couch-Koop. Titel wie „Unravel 2“, „Overcooked 2“ oder „Portal 2“ sind zum Beispiel spaßige Spiele, die es als Team zu bewältigen gilt und die uns gut gefallen. Das 2018 erschienene Koop-Action-Adventure „A way out“ hat uns, obwohl gänzlich anders im Stil als „It takes two“, auch super gefallen. Das ebenfalls rein auf den Zweispieler:innen-Koop ausgelegte Vorgängerspiel von Hazelight Studios wird in der Third-Person-Perspektive gespielt: Wir übernehmen hier jeweils die Rolle eines Gefängnisinsassen, um gemeinsam auszubrechen und zu flüchten. Aber dieser neue Titel von Hazelight Studios toppt all jene Spiele.
Bei „It takes two“ stimmte für uns wirklich alles: ein kreatives, spaßiges Gameplay, ein bunter und cooler Look, knifflige Rätsel und eine überbordende Fülle an Welten und Spielmöglichkeiten. Aber vor allem ist die Story wirklich gut – gefühlvoll, sehr humorvoll und mitreißend.
It takes two. Hazelight Studios. Publisher: Electronic Arts. Gespielt auf der PS 4. 2021.
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