Karin Kalisas Roman „Radio Activity“ war 2019 als Lieblingsbuch der Unabhängigen Buchhandlungen nominiert und eine Zeitlang in aller Munde. Worteweberin Annika wollte wissen, was am Hype dran ist und ist nicht ganz überzeugt.
Eines vorweg: Die Botschaft von „Radio Activity“ ist wichtig. Es ist gut, dass Gewalt an Frauen und Missbrauch in der Literatur thematisiert werden und dass über die Probleme in unserer Gesellschaft geredet wird. Das Was war es auch weniger, was mich an Kalisas Roman gestört hat, es war eher das Wie.
Worum geht es aber eigentlich im Roman? Nora Tewes gründet mit zwei Schulfreunden einen Radiosender. Auf 100.7 wollen die beiden Jungs sich ausprobieren, Nora hingegen verfolgt einen anderen Plan. Sie stellt eine Falle; dem Mann, der das Leben ihrer Mutter zerstört hat, als er sie als Kind missbrauchte, und den Nora jetzt nicht mehr anzeigen kann, weil das Verbrechen verjährt ist. Mit Hilfe des Rechtsreferendars Simon findet sie schließlich eine Lösung, die für Aufsehen sorgt. Und vielleicht findet sie dadurch sogar ein wenig Ruhe.
Karin Kalisa erzählt in einem meist lockeren Ton. Gelegentlich aber rutschen ihr Bandwurmsätze dazwischen, die sich gewaschen haben. Da fällt es nicht immer leicht, am Ball zu bleiben. Was mir ebenfalls weniger gefallen hat: Statt uns zu zeigen, was an Missbrauch und auch am juristischen Umgang damit schlecht ist, wird es uns gesagt. Erzählt wird es zwar von der traumatisierten Mutter, aber dennoch hätte man sich gewünscht, dass hier die einfache Schreibregel „showing statt telling“ berücksichtigt worden wäre. Kurzum: „Radio Activity“ ist ein Buchhype, den ich nicht nachvollziehen kann.
Radio Activity. Karin Kalisa. C.H.Beck. 2019.
[tds_council]Was haltet ihr von Buchhypes? Lest ihr ein Buch eher, wenn darüber viel berichtet wird oder schreckt es euch gar ab?[/tds_council]
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