Auf der Suche nach seinem Freund Aimé Bonpland bricht Alexander von Humboldt in der Graphic Novel „Humboldts letzte Reise“ von Étienne Le Roux und Vincent Froissard nach Südamerika auf. Anlässlich seines 250sten Geburtstags hat Worteweberin Annika ihn begleitet.
Kurz vor Weihnachten taucht die Internatsschülerin Doña Luisa Amadilla in Alexander von Humboldts dunklen Gemächern auf. Sie hat ein Päckchen ihres verstorbenen Vaters mit dabei, der sich im Äquinokital-Gebiet auf die Suche nach Humboldts einstigem Reisegefährten Bonpland machte. Im Päckchen befindet sich Bonplands Notizheft, und Humboldt ist direkt klar, dass er sich auf den Weg nach Kolumbien machen muss.
Reise zum Mittelpunkt der Erde?
Luisa begleitet Humboldt auf seiner Reise nach Südamerika. Bald stößt auch noch Humboldts Konkurrent Carl Ritter zu der kleinen Gruppe. In Manier von Jules Verne und Lewis Carroll verschlägt es die Reisegruppe, am Ziel angekommen, in ein unterirdisches Wunderland, aus dem man nur durch die eigene Willenskraft wieder entkommt.
„Dies ist kein Reisebericht. Und auch kein Abenteuerroman. Auch sind dies nicht die Hirngespinste eines alternden Wissenschaftlers, der wieder zum Kind wird. […] Dieser Text wird unveröffentlicht bleiben, meine Zeitgenossen würden ihn nicht verstehen.“ (S. 3)
„Humboldts letzte Reise“ ist keine tatsächliche dokumentierte Reise, sondern eine fantastische Geschichte. Statt Humboldt hätte zu ihr auch Charles Darwin oder jede und jeder andere aufbrechen können. Informationen über den Universalgelehrten und sein Leben muss man hier also nicht erwarten, trotzdem sprühen die Figuren vor Entdeckergeist.
Ohne Kompass unterwegs
Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven der drei Reisegefährten, wobei man nur aus dem Fokus der Bilder oder gelegentlicher Namensnennungen schließen kann, wer gerade das Ich der Erzählung ist. Das kann schon mal Verwirrung stiften – wie ein Entdecker sind die Leserinnen und Leser ohne Landkarte in unbekanntem Gebiet unterwegs.
Die Zeichnungen sind fast komplett in Schwarz-Weiß und Sepiatönen gestaltet, es finden sich nur einige ganz dezente Farbnuancen. So erinnern die Bilder in wechselnden Stilen an Träume aus der Vergangenheit. Dazu passen auch die überspitzten, fast karikaturesken Darstellungen der Figuren mit langen Nasen, kleinen Augen oder buschigen Augenbrauen.
„Humboldts letzte Reise“ ist eine Reise in die Welt der Fantasie, die besonders durch die Zeichnungen besticht. Empfohlen sei die Graphic Novel vor allem Fans von Jules Verne und Lewis Carroll.
Humboldts letzte Reise. Étienne Le Roux. Zeichnungen: Vincent Froissard. Aus dem Französischen von Anja Kootz. Knesebeck. 2015.
0 Kommentare