Adventskalender 2018: Türchen 20

von | 20.12.2018 | #litkalender, Kreativlabor

Neu anfangen

Party.
Gemenge.
Überall Menschen um ihn herum.
Er blickte sich um, sichtlich unwohl, sein Blick suchte nach IHM, der ihn hier hergeschleppt hatte.
Er sollte wohl auf andere Gedanken kommen. Sollte. Als ob das so einfach wäre. Er genehmigte sich ein müdes Lachen.

Vergessen. Betrinken. Neu anfangen. Vielleicht aufstehen.
Vielleicht doch kein so schlechter Plan …
Er bahnte sich einen Weg durch die Menge, hinüber zur Bar, überlegte gleichzeitig, wie er es angehen sollte.
Schnell sollte passen.

„Einen Vodka-Lemon bitte.“

Unverständliches Nuscheln. Die Menge war zu laut. Und die Musik erst …
Er schob ein paar Münzen über den Tresen, bekam einen Becher mit nicht definierbarem Inhalt. Was auch immer da drin war, es war vermutlich nicht besonders gut …

Er nahm einen Schluck und drehte sich um, blickte nach oben zur Empore und erstarrte.
Zwei Augen, ein Gemisch aus Blau, Grün und einem schwer zu definierenden Blick, der ihm direkt ins Herz blickte.
Es war als würde alles andere um ihn verblassen, er war gefangen.
Ein Blick wie ein Feuer, heiß lodernd.

Weshalb war er nochmal hier?
Er konnte sich nicht erinnern.
Der Lärm verschwand, die Menschenmasse auch.
Es war als würden nur noch er und diese Augen existieren.

„Hey! Alles in Ordnung?!“

Schlagartig verflog der Moment und er sah plötzlich in das Gesicht seines Freundes – den, den er kurz vorher noch verflucht hatte.
Dieser verfolgte seinen Blick hoch zum anderen, der sich bereits abgewendet hatte.

„Oh.“

Schlagartig wurde seine Miene ernst.

„Nein. Schlag dir das aus dem Kopf. Nicht er. Alle, aber nicht der!“

Er blickte verwirrt.

„Was? Warum? Was meinst du?“

Der Freund schmunzelte, doch die ernste Falte zwischen seinen Augen blieb.

„Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass er deinen Geschmack trifft. Aber vertrau mir, nicht er. Das wäre … zu kompliziert …“

Die Verwirrung wuchs, offensichtlich auch auf seinem Gesicht; ohne dass er hätte fragen müssen, erwiderte seine Begleitung: „Er gehört zu denen … Ach egal. Komm, lass uns gehen. Ich finde schon etwas anderes, womit ich dich aufmuntern kann. So lange, wie wir uns jetzt kennen, sollte das nicht allzu schwer sein …“

Ein Lächeln. Ein Arm, der ihn wegzog. Und ein Blick, den er in seinem Rücken spürte.

Warum bloß?

In letzter Zeit wuchs ihm alles über den Kopf.
Und mit dem Gefühl im Rücken, dass da irgendwas war, trat er hinaus in die kalte Nachtluft.

The Swan Song

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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