10 Fragen an Büchermonster

von | 29.10.2017 | #Todesstadt, 10 Fragen an ..., Buchpranger, Specials, Stadtgespräch

Man stumpft tatsächlich ein wenig ab, vor allem was die Gewaltdarstellungen in Büchern betrifft – mittlerweile hat man da gefühlt alles schon mal gelesen, sodass einen hier nicht mehr ganz so viel schocken kann.

Wenn es richtige Experten zu den Themen Grusel, Krimi und Spannung gibt, dann ist das wohl das Team vom Blog „Büchermonster“: Sebastian Lecher und Maraia Bonsignore. Worteweberin Annika hat mit den beiden kurz vor Halloween gesprochen und sich gleich noch ein paar Büchertipps geben lassen.

1. Seit wann gibt es denn die Büchermonster und wie seid ihr zum Bloggen gekommen?

Maraia & Sebastian: Unseren Blog gibt es seit Januar 2011 und es hat eigentlich alles damit begonnen, dass damals der Hörbuchanbieter Audible Blogger gesucht hat, die Lust hatten, Hörbücher zu rezensieren. Weil Sebastian schon seit Jahren großer Hörbuchfan war und immer noch ist, hat er dann mehr aus einer spontanen Laune heraus einen WordPress-Blog gestartet und versucht, über die von ihm gehörten Titel zu schreiben. Das hat von Anfang an viel Spaß gemacht und so ist dann nach und nach der Blog in der heutigen Form entstanden. Anfang 2017 ist dann auch Maraia dazu gekommen und seitdem teilen wir uns die Blogarbeit beziehungsweise schreiben die meisten Artikel gemeinsam.

2. Hat sich die Arbeit am Blog seit der Gründung 2011 verändert?

Gestartet ist www.buecher-monster.de wie gesagt in den ersten Wochen vorrangig als Hörbuch-Blog, bis dann schnell auch Printbücher und eBooks dazu kamen. Seit Anfang 2016 schreiben wir zum Teil auch auf Englisch, weil wir uns durch das Bloggen und die sozialen Netzwerke auch immer mehr international vernetzt haben und uns die Zweisprachigkeit einfach noch mehr Möglichkeiten gibt, an weltweiten Aktionen teilzunehmen und unsere Artikel auch für nicht-deutschsprachige Leser zugänglich zu machen.

Eine weitere Veränderung ist vielleicht auch, dass wir es seit diesem Jahr etwas entspannter angehen lassen und Sebastian nicht mehr absolut jedes Buch rezensiert, das er gehört oder gelesen hat und wir uns nun etwas mehr auf allgemeinere Beiträge wie Monatsrückblicke, Vorschauen oder Top-10-Tuesday-Artikel konzentrieren. Weil Maraia in ihren Lesegewohnheiten nicht ganz so auf ein bestimmtes Genre fokussiert ist wie Sebastian mit Krimis und Thrillern finden nun auch verstärkt Bücher aus den Bereichen Fantasy und Science-Fiction bei uns Erwähnung.

3. Mit eurem Blog seid ihr auf der Longlist für den Deutschen Buchblog Award 2017 gelandet – herzlichen Glückwunsch dazu erst einmal! Was ist das Besondere an Büchermonster?

Vielen Dank, wobei man natürlich auch fairerweise dazu sagen muss, dass man sich für die Longlist selbst nominieren konnte und die Kriterien dabei nicht allzu schwer zu erfüllen waren – trotzdem hat es Spaß gemacht dabei zu sein, auch wenn es bekanntermaßen noch die ein oder andere Kinderkrankheit bei der erstmaligen Austragung des Awards gegeben hat.

Was unseren Blog so besonders macht, ist schwer zu sagen und können unsere Leser vielleicht besser beurteilen, wir sind auf jeden Fall stolz darauf, seit so vielen Jahren zur Blogger-Szene zu gehören und freuen uns, eine hoffentlich recht hilfreiche Anlaufstelle für Fans von Spannungsliteratur zu sein – die Krimi- und Thriller-Blogger sind gefühlt ja immer noch ein bisschen in der Minderheit.

4. Jeden Monat erscheint eine Vielzahl an Büchern, auf einige besondere weist ihr auch immer auf eurem Blog hin. Wie behält man den Überblick? Und wie hoch ist eigentlich euer Stapel ungelesener Bücher?

Unsere Hauptquellen für kommende Neuerscheinungen sind eigentlich immer die Verlagsvorschauen, Goodreads oder auch die Vorbesteller-Listen bei den Online-Händlern. Interessante Titel werden dann bei Goodreads in entsprechende Regale sortiert, zudem haben wir eine Art Kalender in Form einer Excel-Tabelle, welcher uns die Arbeit erleichtert. Über unseren SUB sollten wir vielleicht besser den Mantel des Schweigens hüllen, wir bewegen uns da auf jeden Fall deutlich im dreistelligen Bereich. 😀

5. Woher kommt euer Interesse gerade an spannender und gruseliger Literatur?

Sebastian fand Krimis eigentlich schon als Kind am spannendsten und hat zum Beispiel mit TKKG- oder Gänsehaut-Romanen angefangen, bis er dann die ersten „Erwachsenenkrimis“ von den Eltern gelesen hat – allen voran die Kurt-Wallander-Bücher von Henning Mankell. Irgendwie ist er dann in diesem Genre hängengeblieben und findet es auch nach all den Jahren immer noch kein bisschen langweilig. Maraia ist eigentlich eher im Fantasy-Genre zuhause, hat sich von Sebastian aber zum Glück erfolgreich von der Thriller-Sucht anstecken lassen – deshalb ist der Nervenkitzel aus unseren Bücherregalen längst nicht mehr wegzudenken.

6. Was müsste passieren, damit ihr mal etwas ganz anderes lest, einen kitschigen, rosaroten Liebesroman zum Beispiel?

Die Hölle müsste zufrieren. 😀 So richtig kitschig und rosarot wird es bei uns vermutlich nie werden, zwischendurch lesen wir aber tatsächlich vielleicht auch mal den ein oder anderen eher romantischen YA-Contemporary-Roman – vor allem gerne in der Weihnachtszeit (zum Beispiel „Dash & Lily’s Book of Dares“ oder „Simon vs. the Homo Sapiens Agenda“), um ein wenig in die besinnliche Stimmung zu kommen. Das kommt aber ehrlich gesagt schon sehr selten vor.

7. Gruselt ihr euch überhaupt noch so richtig, oder stumpft man irgendwann ab?

Man stumpft tatsächlich ein wenig ab, vor allem was die Gewaltdarstellungen in Büchern betrifft – mittlerweile hat man da gefühlt alles schon mal gelesen, sodass einen hier nicht mehr ganz so viel schocken kann. Gruselige Bücher zu finden ist für uns leider eher schwierig, das hat aber einfach auch damit zu tun, dass es schon ziemlich schwer ist, alleine mit Wörtern und ohne die visuellen Möglichkeiten von (Horror-)Filmen eine unheimliche Atmosphäre zu erzeugen. Umso mehr freut man sich dann aber, wenn man dann doch mal ein Buch findet, das einem das Blut in den Adern gefrieren lässt – wir können hier vor allem „Geisterfjord“ von Yrsa Sigurdardottir sehr empfehlen!

8. Was ist momentan euer jeweiliger absoluter Buch-Favorit?

Zu Maraias derzeitigen Favoriten gehört die „Chronicle of the Unhewn Throne“-Reihe von Brian Staveley und „Failure to Communicate“ von Kaia Sønderby, Sebastian war zuletzt von „Die Brut“ von Ezekiel Boone ziemlich begeistert.

9. Jetzt noch zu unseren typisch bücherstädtischen Fragen: Wenn ihr selbst ein Buch wärt, welches wäre das dann?

Vielleicht eine Mischung aus Kochbuch und Reiseführer? Jedenfalls gehen wir gerne auf Entdeckungsreisen und Essen steht bei unseren Prioritäten immer ganz weit oben. 😀

10. Und welche Frage wolltet ihr in einem Interview schon immer mal gestellt bekommen und was wäre eure Antwort?

Puh, schwierige Frage! Vielleicht „Welche Bücher bekommen eurer Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit und sollten unbedingt gelesen werden?“ Die Antwort(en) darauf würden wahrscheinlich den Rahmen dieses Interviews ein wenig sprengen, stellvertretend seien hier aber zum Beispiel der Japan-Krimi „Six Four“ von Hideo Yokoyama, Daniel Prices grandiose SciFi-Romane „The Flight of the Silvers“ und „The Song of the Orphans“, das oben schon erwähnte „Failure to Communicate“ oder die Bücher von Katrina Leno genannt – wer noch mehr Geheimtipps haben möchte, schaut am besten mal bei uns auf dem Blog vorbei. 😉

Vielen Dank für das Interview!

Wir danken ebenfalls, es hat uns sehr viel Spaß gemacht!

Ein Fund aus der Todesstadt.

Foto: privat

Annika Depping

Annika Depping

Als Chefredakteurin versucht Annika in der Bücherstadt den Überblick zu behalten, was mit der Nase zwischen zwei Buchdeckeln, zwei Kindern um die Füße und dem wuchernden Grün des Kleingartens im Nacken nicht immer einfach ist. Außerhalb der Bücherstadt ist Annika am Literaturhaus Bremen mit verschiedenen Projekten ebenfalls in der Welt der Geschichten unterwegs.

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