Ich glaube, ich bin zu jung für dieses Buch, meint Zeichensetzerin Alexa. Sie spricht über das Buch, das 2016 den Deutschen Buchpreis gewonnen hat: „Widerfahrnis“ von Bodo Kirchhoff.
Anfangs noch gefesselt von dem unalltäglichen Schreibstil, der mich regelrecht in das Buch gesogen hat, musste ich doch bald feststellen, dass mich der Inhalt nicht wirklich interessierte. Eine Weile blieb das Buch liegen, viele Wochen vergingen, ich versuchte es erneut und hatte nach wenigen Seiten keine Lust mehr. Regelrecht gelangweilt hat es mich, von zwei älteren Protagonisten zu lesen, die sich auf einem Road-Trip immer näher kommen. Es mag wichtige, aktuelle Themen wie die Flüchtlingskrise behandeln und tiefgründige Gefühle und Gedanken – und dennoch ist aufgrund des Schreibstils eine solche Distanz vorhanden, dass mich all das nicht erreicht hat. Worum geht es hier wirklich? Sollen die Leser mit dem, was das Buch aussagt, erreicht werden? Oder will der Autor mit diesem Werk beweisen, wie „kunstvoll“ er schreiben kann?
„Bodo Kirchhoff ist auf der Höhe seiner Kunst angelangt, ein souveräner Meister in der Beherrschung seiner Mittel. Virtuos!“, wird auf dem Klappentext Hubert Spiegel von der FAZ zitiert. Große Worte. Womöglich hat er recht und es ist „Kunst“, die ja bekanntlich subjektiv ist. In meinen Augen keine, die mich anspricht. Zu gewollt, zu kompliziert, zu altbacken. „Ja – altmodisch, so kommt es mir vor, beinahe hätte ich sogar Altherrenprosa gesagt“, schreibt Tobias auf „Buchrevier“ und trifft damit genau meine Gedanken. Sicherlich werden LiteraturwissenschaftlerInnen bei diesem Buch auf ihre Kosten kommen: die Motivik der Idylle, die Gattung Novelle, der veraltete, unnahbare, distanzierte Stil – hier werden sich viele Punkte zur Analyse finden. Das macht für mich aber noch lange kein Meisterwerk aus, und auch keins, welches den Deutschen Buchpreis verdient hätte. Möglicherweise bin ich aber auch einfach nur zu jung für dieses Buch.
Widerfahrnis. Bodo Kirchhoff. Frankfurter Verlagsanstalt. 2016.
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