Zu Hause fremd

von | 12.11.2015 | Belletristik, Buchpranger

Die Welt ist in mancher Hinsicht heutzutage zusammengerückter als sie es jemals war. Jedenfalls dann, wenn man sich die multikulturellen Menschenmassen in größeren Städten so ansieht. In Großstädten wie Bremen oder Hamburg treffen Deutsche, Türken und Afrikaner auf zahlreiche andere Nationalitäten – und das an jeder Ecke. Sicherlich ist auch der eine oder andere Perser dabei. Wie zum Beispiel Mahmood Falaki, der seit 1986 in Hamburg lebt. „Ich bin Ausländer und das ist auch gut so“ heißt eines seiner Werke, das 2013 in dem Bremer Sujet Verlag erschien.

Es sind Kurzgeschichten, mit denen der als Flüchtling nach Deutschland gekommene Iraner schildert, wie es ist, in einem Land zu Hause und doch fremd zu sein. Gut pointierte Momentaufnahmen, die auf eine sehr trockene und humorvolle Art von Begegnungen mit Menschen verschiedener Kulturen erzählen. Momentaufnahmen kurz nach der Ankunft in Deutschland. Momentaufnahmen der ersten Arbeit in Deutschland. Momentaufnahmen eines vollends integrierten Ausländers in Deutschland.
Man fährt mit dem Protagonisten U-Bahn und beobachtet Menschen, hört Gespräche oder führt selber welche. Man geht mit ihm durch die Innenstadt oder durch die eigene Wohnung und erfährt, wie es im Kopf eines ausländischen Mitbürgers aussehen kann. Komische Dialoge, Missverständnisse und interessante oder auch furchtbar langweilige Begegnungen werden geführt und beschrieben. Kurz, man lernt ein mögliches, alltägliches Leben eines Ausländers in Deutschland kennen.
Neben all den komischen Momenten vergeht dem Leser das eine oder andere Mal aber auch das Schmunzeln. Der Blickwinkel weitet sich, wenn man liest, wie manche Menschen, egal welcher Nationalität, auf (andere) ausländische Mitbürger reagieren, wie sie mit ihnen reden oder sie behandeln. Nicht nur ein Mal entsteht beim Lesen ein Gefühl des Fremdschämens. Die Erzählungen regen zum Nachdenken und Reflektieren an, zum Überdenken eingefahrener Sichtweisen, Vorurteilen und Haltungen.

„Ich bin Ausländer und das ist auch gut so“ macht Spaß zu lesen. Kurzweilig und aus dem Leben gegriffen sind die 157 Seiten schnell durchgeblättert und lassen einen mit einem Gefühl zurück, etwas gelernt zu haben. Und ganz besonders in der heutigen Situation mit Flüchtenden tut ein Blick hinter die Kulissen – und wenn es nur ein kurzer und flüchtiger ist – durchaus gut.

Pia

Ich bin Ausländer und das ist auch gut so: Kurzgeschichten
Mahmood Falaki, Sujet Verlag, 2014

Bücherstadt Magazin

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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