Romantik vs. Realität

von | 13.02.2016 | Gedankenkrümel, Kreativlabor

Romantik vs. Realität

Sätzchenbäckerin Daniela blickt der Realität ins Gesicht: Wie funktioniert Romantik in Büchern und Filmen und wie realistisch ist ihre Darstellung?

Romantik ist ein Konstrukt. Sie ist etwas, das wir selbst erschaffen aus dem, womit wir uns wohlfühlen. In Liebesbeziehungen suchen wir nach Geborgenheit, nach dem Gefühl gebraucht zu werden, nach Sicherheit oder Stabilität. Romantik gibt uns diese Gefühle und unterstreicht damit die Beziehung, die wir führen. Ob wir einen ruhigen Abend verbringen oder einem schönen Naturschauspiel beiwohnen, tun wir dies mit unserem Partner, fühlen wir uns wohl und erwarten, dass es romantisch ist. Die Medien zeichnen uns ein festes Bild von dem, was romantisch ist und dieses Bild wollen wir auch leben, weil wir glauben, dass es sich auf diese Weise gut anfühlt. Doch das Konstrukt von Romantik aus Büchern und Filmen ist weit von der Realität entfernt.

Plakative Verwendung

Schlechte Liebesgeschichten erkennt man meist daran, dass mit Bildern und Klischees um sich geworfen wird, ohne dass das eigentlich zu erwartende Gefühl dabei überspringt. Das können Sonnenuntergänge am Strand sein oder auch Liebesschwüre, die immer dann lächerlich werden, wenn sie neben den Bildern oder den Erwartungen, die wir an Romantik haben, nicht mehr bieten können. Es fehlt die Charakterdynamik und das, was man gerne auch „echte“ Gefühle nennt. Solche Beziehungen gehen oftmals zu schnell und es fehlt die Chemie zwischen zwei Charakteren. Durch die plakative Verwendung romantischer Motive entfernt sich eine solche Liebesbeziehung immer weiter von der Realität und wird dadurch unglaubwürdig.

Verbindung zur Realität

Erfolgreiche Liebesgeschichten wissen jedoch, wie sie diese Motive gezielt einsetzen können. Sie nehmen Situationen aus unserem Alltag, gebrauchen aber die Romantik im Übermaß, um das Wohlfühl-Gefühl zu erzeugen. Doch die Basis sind Erfahrungen, die vielleicht jeder schon einmal so gemacht hat. Die Leser können sich darin wiederfinden und haben somit einen leichten Zugang zu den Figuren der Geschichte.
Mit der Realität haben diese Romanzen, wie angedeutet, trotzdem jedoch wenig zu tun. Sie haben höchstens eine klare Verbindung dazu. Durch Verstärkung und Übertreibungen von romantischen Elementen zeichnen sie ein idealistisches Bild von Liebe, das oftmals als gegeben dargestellt wird.
So kommt es in Liebesgeschichten oft auch nur zu Konflikten, die von außerhalb der Beziehung angetrieben werden. Personen, die sich einmischen oder Missverständnisse führen zu Fehlannahmen, die jedoch schnell vergessen sind, wenn die betroffenen Partner es schaffen, nach viel zu langer Zeit, endlich miteinander zu reden. Dass eine Beziehung auch kriseln kann, weil beide Partner unterschiedliche Erwartungen haben, wird viel zu oft ausgeklammert.
Durch die Idealisierung sucht man plötzlich auch in seiner eigenen Realität nach dieser überschwänglichen Romantik, die nur dann existiert, wenn wir sie uns vorspielen. Man verliert den Bezug zur eigentlichen Liebe, sucht nach dem falschen Partner oder ist mit seinem Leben unzufrieden, weil es eben nicht ist wie in Büchern.

Romantik in den kleinen Dingen

In unserem Alltag steckt Romantik in den kleinen Dingen. Immer dann, wenn wir uns wohlfühlen. Das braucht dann keine großen Gefühle, wie wir es in Liebesgeschichten lesen. Sondern es sind eigentlich vollkommen banale Situationen mit unserem Partner, die romantisch sind. Auch wenn es nur ein Abend auf der Couch ist oder beide eine gemeinsame Leidenschaft teilen.
Neben diesen kurzen, sehr romantischen Momenten ist eine Beziehung Arbeit. Romantik ist nichts Gegebenes, sondern man muss sich darauf einlassen. Romantik braucht diese ganzen Übertreibungen nicht. Warum sollte eine Liebesgeschichte ohne die viel zu oft benutzten Klischees nicht funktionieren?

Realistische Romanzen

Es wäre viel schöner, wenn mehr Liebesgeschichten Liebe genauso einfangen würden, wie sie passieren könnte. Nicht wie wir sie haben wollen. Wenn die Stolpersteine nicht künstlich erzeugt werden, sondern sich einfach aus der Situation heraus ergeben. Geschichten, die zeigen, dass Liebe nicht nur romantisch, sondern auch Arbeit und eine Masse an Komplikationen ist, die durch zwei unterschiedliche Menschen verursacht werden.
Machen wir uns klar, was Romantik für einen bedeutet und lösen uns so von dem Konstrukt der übertriebenen Romantik, werden die Feinheiten einer Liebesbeziehung sichtbar. Viele Liebesgeschichten enthalten diese bereits, doch wir übersehen sie viel zu oft, geblendet von all den Klischees.
Liebesgeschichten schreibt das Leben und dieses kann unglaublich romantisch sein.

Bild: morguefile.com

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