Otfried Preußler

von | 20.02.2013 | Buchpranger, Kinder- und Jugendbücher

Otfried Preußler

Otfried Preußler, geboren 1923 in Liberec (Reichenberg) und kürzlich verstorben in Prien am Chiemsee, hinterlässt in der Bücherwelt nicht nur Trauer, sondern auch seine vielen Mut machenden Geschichten, die er vor allem für Kinder schrieb.

Preußler, der als Kind mit vielen Sagen und Geschichten aus böhmischen Gebieten aufwuchs, geriet als junger Mann in die Schrecken des Zweiten Weltkrieges und überlebte fünf Jahre lang in sowjetischer Kriegsgefangenschaft, bevor er endlich in Oberbayern anfangen konnte, sich wieder ein menschenwürdiges Leben einzurichten. Schon während seines Studiums begann er zu schreiben, was er während seiner Laufbahn als Lehrer und Schulrektor nebenberuflich beibehielt. Als seine Geschichten schon erfolgreich verlegt worden waren, begann Otfried Preußlers Zeit als freiberuflicher Schriftsteller.

Inspiriert von den Sagen und Begebenheit, die er selbst als Kind gehört und erlebt hat, schrieb er über fantasievolle Gestalten, die viele von uns im Kindesalter begleiteten und Spaß brachten: die kleine Hexe, der Wassermann, das kleine Gespenst und nicht zu vergessen der Räuber Hotzenplotz sind Namen, die kein Kind – und sei es schon erwachsen – je vergessen wird. Noch heute beschenken Preußlers Geschichten Kinder mit wertvollen Stunden voller Fantasie und interessanten, stimmungsvollen Lese- und Hörbuchmomenten.

Wir hissen in der Bücherstadt ehrfurchtsvoll die weiße Turmflagge auf Halbmast und wünschen den Hinterbliebenen alles Gute.

Mit trauernden und lieben Grüßen

Eure Redaktion

Otfried Preußlers bekannteste Werke

Krabat

Der wendische Waisenjunge Krabat zieht mit zwei Freunden als ‚Drei Könige‘ verkleidet, als Bettler, von Haus zu Haus. Nachts, wenn sie zitternd beisammen liegen, hat er immer wieder denselben Traum. Elf Raben sitzen auf einer Strange, ein Platz ist leer. Eine Stimme sagt zu ihm: „Krabat, komm nach Schwarzkollm in die Mühle, es wird nicht zu deinem Schaden sein.“

Heimlich verlässt Krabat seine beiden Freunde und geht zu der Mühle am Koselbruch. Dort nimmt der Meister ihn als seinen Müllerburschen auf. Der Junge fühlt sich wohl auf der Mühle, doch seltsame Dinge gehen vor sich. Der Meister scheint mit dem Jahresende zu altern und je näher das neue Jahr rückt, desto verschwiegener werden die anderen Burschen…

„Krabat“ ist von Anfang bis zum Ende ein spannendes Buch. Eine düstere Atmosphäre legt sich über die gedruckten Worte und man fühlt sich dem Meister und dem Zauber der Mühle ebenso ausgeliefert, wie Krabat und die anderen Jungen. Dabei sind die Charaktere liebevoll gestaltet und ziehen sofort die Sympathie des Lesers auf sich. Außerdem hält manch Charakter noch Überraschungen bereit und der Leser lernt zusammen mit Krabat, dass ein wahrer Freund hinter jeder Fassade stecken kann. Auch ist es schön zu lesen, wie am Ende die Liebe über das Böse siegt und die Sorge um einen Menschen, einen aus jeder noch so düsteren Situation befreien kann. (Ramona Helmrich)

Der Räuber Hotzenplotz

Jeder fürchtet sich vor dem Räuber Hotzenplotz. Sogar die Polizei! Eines Tages sitzt die Großmutter vor ihrer Tür und mahlt mit ihrer neuen Kaffeemühle Bohnen, als der Räuber sie überfällt. Augenblicklich sind Kasperl und Seppel zur Stelle. Sie beschließen den Räuber mit einem Trick zu fangen. Schnell bauen sie sich eine Kiste mit der Aufschrift ‚Vorsicht Gold‘, in welcher aber nur Sand ist. Wenn der Räuber die Kiste in seine Höhle schleppt, so würden sie der Sandspur folgen können. Augenscheinlich läuft auch alles nach Plan, doch dann entdeckt der Räuber die Spur und dreht den Spieß um…

„Der Räuber Hotzenplotz“ zählt zu den meistgelesen Werken Preußlers. Obschon der Räuber für einen Erwachsenen eher glimpflich rüberkommt, erinnert sich der Leser gerne noch an die Spannung, welche die Geschichte ihm als Kind bescherte. Man jagte zusammen mit Kasperl und Seppel den Räuber, wurde von ihm und von einem Zauberer verschleppt und musste zu allem Übel auch noch Kartoffeln schälen. Es freut den Leser, dass es gleich drei Teile vom Räuber Hotzenplotz gibt. (Ramona Helmrich)

Die Abenteuer des starken Wanja

Zum Leidwesen seiner beiden fleißigen Brüder ist Wanja ein geborener Faulpelz. Er liegt den ganzen Tag lang in der Sonne und krümmt auf den Feldern keinen Finger.

Eines Tages begegnet ihm im Wald ein blinder Mann, welcher dem jungen Mann voraussagt, dass dieser bald Zar werden wird, sofern Wanja die nächsten sieben Jahre auf dem Backofen verbringt und ausschließlich Sonnenblumenkerne isst. Wanja gefällt die Idee, sich Kraft ‚anzufaulenzen‘ und so begibt er sich für sieben Jahre auf den Backofen in der großen Stube. Trotz dem Murren seiner Familie hält Wanja durch und bricht nach den sieben Jahren in Richtung der weißen Berge auf, gestärkt und kühn. Doch der Weg ist hart und überall lauern Gefahren.

„Die Abenteuer des starken Wanja“ sind für den Leser immer wieder ein Genuss, weil es so schön skurril ist, wie er auf dem Ofen liegt und alle versuchen ihn dort herunterzuholen. Dass er es wirklich schafft, durch Faulenzen stark zu werden, ist umso beeindruckender, zumal er ein sehr liebeswürdiger Held ist und man ihn einfach nur liebhaben muss. Das Happy End gönnt ihm am Ende wohl jeder. (Ramona Helmrich)

Die kleine Hexe

Nichts wünscht sich die kleine Hexe sehnlichster als zu den großen Hexen zu gehören, auf dem Blocksberg herumzufliegen und an der Walpurgisnacht dabei zu sein. Als sie versucht, unbemerkt an dieser ereignisvollen, für die Hexen wichtigen Nacht, teilzunehmen, wird sie entdeckt und muss dafür als Strafe ihren Hexenbesen hergeben.

Doch die kleine Hexe bekommt eine Chance: wenn sie bis zur nächsten Walpurgisnacht zu einer guten Hexe wird, darf sie teilnehmen. Ein Jahr lang hat sie Zeit, gute Taten zu vollbringen, Menschen und Tieren zu helfen und Bösewichte zu bestrafen. Auf diesem Weg begleitet sie ihr Freund Abraxas, ein Rabe, der ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Allerdings stellt sich später heraus, dass der Hexenrat mit „gut“ „böse“ meinte. Gut ist eine Hexe nur dann, wenn sie Böses verbreitet. Da die kleine Hexe aber genau das Gegenteil gemacht hat, muss sie als Strafe das Holz für den Scheiterhaufen der Walpurgisnacht zusammentragen. Doch dann rächt sie sich, indem sie den Hexen die Fähigkeit zu hexen „weghext“ und deren Zauberbücher und Besen auf dem Scheiterhaufen, den sie für ihre eigene Walpurgisnacht macht, verbrennt.

„Die kleine Hexe“ ist ein Buch voller Magie. Es entführt kleine und große Leser in eine andere Welt und spricht Wünsche und Sehnsüchte an. Wer hat sich nicht schon mal gewünscht, zaubern zu können? Ob als Buch oder Hörbuch – die Geschichte lädt immer wieder auf eine Reise ein, die der Leser gerne auf sich nimmt. Die kleine Hexe gibt dem Leser Mut, nicht aufzugeben, wenn mal etwas nicht klappt. Und auch wenn sie am Anfang unbedingt dazugehören will, so bleibt sie doch bis zum Ende sie selbst und geht ihren Weg, ohne sich von anderen beeinflussen zu lassen. (Alexa)

Illustration: Aaron

Bücherstadt Magazin

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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