Wenn man wirklich glaubt, dass Waschen einen zu einem anderen Menschen macht, dann liegt man total daneben.

SEIFEN ÄNDERN DICH heißt der Episodenroman von Marian Heuser. Bücherstädterin Alexa hat sich mit dem Poetry Slammer, Journalisten und Autoren getroffen und über das Leben, soziale Medien und die Wahrheit gesprochen.

BK: Marian, stell dich doch einmal kurz unseren Lesern vor. Wer bist du? Was machst du?

MH: Ich bin Poetry Slammer, Moderator und Autor – als solcher stehe ich zumindest auf den Bühnen. Privat bin ich Journalist im Bereich Rundfunk, Video und Zeitung. Das ist das, womit ich hauptsächlich mein Geld verdiene. Darüber hinaus schreibe ich gerade meine Master-Arbeit. Außerdem bin ich Fotograf und seit zweieinhalb Jahren stolzer Papa.

BK: Wie kamst du zum Poetry Slam?

MH: Ich bin damals als Fotograf losgezogen, weil ich sehr davon angetan war von dem, was ich mit meiner kleinen Digitalkamera hingekriegt habe und einfach Lust hatte, eine Fotoausstellung zu machen. Und dann hab ich geguckt, wo man so eine Ausstellung machen könnte, in Kneipen, Clubs, Cafés, bis ich 2008 in einen Laden kam, der „Picknickpark“ hieß. Dort durfte ich dann eine Fotoausstellung machen und die hatten damals auch eine offene Bühne. Da konnte ich dann ganz unverkrampft meine ersten Gehversuche machen.

BK: Und dann? Hat dir das auf der Bühne gefallen?

MH: (lacht) Wenn ich jetzt „nein“ sage, glaubst du mir das doch eh nicht. Das hat mir schon sehr gefallen. In Paderborn habe ich mir das einmal angesehen, dann selber ausprobiert. Es war auch eine Zeit, in der ich viel geschrieben habe, in der es einfach aus mir raussprudelte. Und deswegen habe ich den Schwung gleich genutzt und bin zu diversen anderen Bühnen gerannt. In Münster war ich dann jeden Monat auf der Bühne und trug jedesmal einen neuen Text vor. Als ich eine schöne Kladde zusammen hatte, begann ich auch außerhalb Münsters vorzutragen.

BK: Dein Episodenroman „Seifen ändern dich“ erschien im März 2012 – wie war das für dich? Wie kamst du dazu ein Buch zu veröffentlichen?

MH: Ich wurde mit der Nachricht konfrontiert, dass ich Papa werde und das hat alles ein wenig beschleunigt. Ich wusste nicht, auf welche Art sich mein Leben dadurch verändern würde und dachte mir, es wäre sinnvoll mal zu fixieren, was bisher war. Logischer Weise ist das Buch auch meiner Tochter gewidmet.

BK: Wie kamst du auf den Titel?

MH: Es ist eine Ableitung von „Zeiten ändern dich“ und somit ein kleiner Seitenhieb auf Bushidos Autobiografie. Ich habe dann mit „Seifen ändern dich“ das ganze noch ein bisschen mehr auf die Spitze getrieben. Der Untertitel des Buches ist ja auch „Dummheiten und Fehleinschätzungen“. Und wenn man wirklich glaubt, dass ordentliches Waschen einen zu einem anderen Menschen macht, dann liegt man ja auch total daneben.

BK: Du schreibst im Vorwort, dass deine Geschichten auf wahren Begebenheiten beruhen, die “so nie stattgefunden haben“. Wie viel Wahrheit steckt wirklich hinter deinen Geschichten?

MH: Das ist schwierig. Da müsste ich mir jetzt jede Geschichte vorknöpfen und dann sagen: in der zu 70, in der zu 40 Prozent. Allgemein kann man aber sagen, dass die Geschichten alle einen wahren Auslöser haben. Wie man das so kennt, passieren Dinge, die einem zunächst weder lustig erscheinen noch man sie einzuordnen weiß. Man wünscht sich dann, dass man viel schlagfertiger wäre, als man dann in der Situation ist. Viele Geschichten habe ich wirklich so erlebt und habe zu Hause dann einfach weitergestrickt, wie es denn gewesen wäre, wenn ich anders reagiert hätte.

BK: In deinem Buch gehst du auf die Tücken des digitalen Zeitalters ein – was denkst du über soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter?

MH: Wie jede Medaille hat auch diese zwei Seiten. Ich bin auf der einen Seite Veranstalter, Moderator und biete meine Dienste an, das heißt, man kann mich einfach kontaktieren. Und da ist Facebook auch einfach ein Segen. Vor allem aber ist es kostengünstig. Man muss keine Millarde Flyer mehr verteilen und nicht die ganze Stadt mit Plakaten bekleben. Das ist die positive Seite von Facebook. Die negative ist selbstverständlich, dass man ganz klar abwägen sollte, wo die Grenze von dem ist, was man mit allen teilen möchte.

BK: Gibt es eine Geschichte, die dir besonders am Herzen liegt?

MH: Ich kann jetzt nicht sagen, dass es die eine Lieblingsgeschichte gibt, wohl eher, pro Kapitel eine Lieblingsgeschichte. Aber da möchte ich dem Leser oder der Leserin gar keine Meinung vorgeben.

BK: Sind weitere Bücher geplant?

MH: Auf lange Sicht schon, aber ich plane im Moment kein neues Buch. Ich habe zwar Ideen und auch etwas angefangen, aber der Fokus ist momentan auf Tochter, Studium und Musik verlegt. In Kürze kommt allerdings die Neuauflage von „Seifen ändern dich“ raus, welche drei neue Texte beinhalten wird.

BK: Was macht dir an deiner Arbeit am meisten Spaß?

MH: Wahnsinnig viel Spaß macht mir derzeit die Arbeit als Organisator und Moderator. Ich mag es im Team zu arbeiten. Es ist großartig, wenn man da seine Grafiker, Fotografen, Presse- und Medienpartner und Sponsoren hat. Man ist die ganze Zeit am Rumtelefonieren und Rumkoordinieren und am Ende steht eine Veranstaltung und alles rastet aus. Wenn man mit vielen Leuten zusammenarbeitet, kann man auch großes bewegen.

BK: Wann und wo können wir wieder etwas von dir hören?

MH: Ich bin am 06. Juni beim Best of Slam in Osnabrück.

BK: Zum Schluss noch unsere Bücherstadt Kurier – Spezialfragen: Stell dir vor, du bist ein Buch. Welches wärst du?

MH: Oh, das ist eine schöne Frage! Ich glaube, ich wäre gerne eine Mischung aus „Momo“, „Sidharta“ und „Gefühltes Wissen“. Ein Buch, so lustig geschrieben wie von Horst Evers, so schön formuliert wie von Hermann Hesse und mit der Fantasie eines Michael Endes.

BK: Hast du dir schon immer mal eine bestimmte Interviewfrage gewünscht? Wie würde deine Antwort darauf lauten?

MH: (lacht) Wie geht’s dir? – Muss ja.

Foto © Marian Heuser

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