Kerstin Gier

von | 07.06.2013 | Buchpranger, Im Interview, Stadtgespräch

„Man lebt die Geschichte, als wäre man mittendrin.“

Foto © Kerstin Gier; kerstingier.com *Klick*

Muss Kerstin Gier eigentlich selbst über ihre lustigen Szenen lachen? Diese und weitere Fragen hat die Autorin der Edelstein-Trilogie Bücherstädterin Ann-Christin beantwortet. Außerdem verriet sie, was die Leser in ihrem neuen Buch erwartet.

BK: Wie sind sie zum Schreiben gekommen? Und was macht für Sie das Schreiben aus?

KG: Ich habe mir Geschichten ausgedacht und aufgeschrieben, kaum dass ich lesen und schreiben konnte, das macht mir einfach Spaß. Bis heute.

BK: Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

KG: Morgens, wenn alle aus dem Haus sind und nur die Katzen mir Gesellschaft leisten. Und nachts, wenn alle schlafen und die Katzen draußen Mäuse jagen.

BK: Neben der Edelstein-Trilogie, die ja eher im Jugendbuchbereich angesiedelt ist, schreiben Sie vor allem Literatur für Frauen in allen Lebenslagen. Gibt es da für Sie einen Unterschied, wenn Sie schreiben? Ist die Zielgruppe im Hinterkopf oder verschwindet sie ganz hinter der Geschichte?

KG: Ich finde, es macht keinen großen Unterschied. Beim Schreiben schlüpfe ich in die jeweiligen Figuren und versuche die Geschichte, so authentisch wie möglich zu erzählen.

BK: Ihre Frauenrollen sind so vielseitig und unterschiedlich – wie entstehen die Charaktere? Und was ist für Sie ausschlaggebend, damit er zum Helden der Geschichte werden kann?

KG: Ich fürchte ja, meine Hauptfiguren ähneln einander ziemlich. Sie sind alle der Typ Frau, die ich gern zur Freundin hätte. Sie haben jede Menge Macken, sind liebenswert und das Gegenteil von langweilig. Wenn es darauf ankommt, kann man sich bedingungslos auf sie verlassen, und sie trauen sich was, auch auf die Gefahr hin, dass sie sich blamieren. Außerdem haben sie viel Humor – eine unverzichtbare Eigenschaft für einen Helden meiner Geschichten.

BK: Nicht selten verschlägt es ihre Heldinnen in geradezu haarsträubende Situationen. Sei es nun Gwendolyn Shepard, die auf einmal durch die Zeit reist, oder etwa Groschenroman-Schreiberin Gerri, die in „Für jede Lösung ein Problem“ Selbstmord begehen will, ihr dann jedoch immer etwas dazwischen kommt. Wie entwickeln Sie solche Geschichten, die auch ein ernstes Thema so verpacken, dass man sich den Bauch vor Lachen halten muss?

KG: Zuerst ist die Grundidee da, so was wie: Was wäre, wenn man Selbstmord begehen wollte und in Abschiedsbriefen allen Mitmenschen die Meinung sagen würde, das mit dem Selbstmord dann allerdings doch lässt und nun mit der Tatsache leben muss, dass alle Menschen wissen, was man wirklich über sie denkt. Um diese Idee herum entwickele ich dann die Geschichte. Das dauert sehr lange. Und schließlich fange ich dann an zu schreiben… Humor ist für mich ein sehr wichtiges Stilmittel, ich habe schon versucht, ernst zu schreiben, aber es klappt nicht, deshalb wird die Komödie wohl für immer mein Genre bleiben.

BK: Müssen Sie selbst manchmal schmunzeln, wenn Sie an einer lustigen Stelle sind? Ist Ihr eigener Humor ein Maßstab dafür, was bei den Lesern ankommt oder haben sie „Testpersonen“ – quasi Lachtester?

KG: Leider ist es mit Humor ja wie mit Geschmack – nicht alle finden komisch, worüber ich lachen kann und umgekehrt. Ich kichere oft beim Schreiben vor mich hin, allerdings weine ich auch bei traurigen Szenen Rotz und Wasser. Das ist das Schöne beim Schreiben: Man lebt die Geschichte, als wäre man mittendrin.

BK: Rubinrot wurde in diesem Jahr verfilmt. Wie war es, die eigenen Gedanken auf der großen Leinwand zu sehen? Waren Sie selbst in das Casting involviert und wie weit ging ihr Mitspracherecht?

KG: Rubinrot ist ein Film für die große Leinwand, weil er so großartige Effekte und Bilder hat, wer ihn nicht im Kino gesehen hat, hat wirklich was verpasst. Und ich hatte mit der Verfilmung rein gar nichts zu tun, ich habe das voller Vertrauen in die Hände von Felix Fuchssteiner, Katharina Schöde und Philipp Budweg gelegt. Ich glaube aber, dass ich beim Casting die gleichen Entscheidungen getroffen hätte, die Rollen sind wunderbar besetzt.

BK: Gab es Änderungen, die der Film gegenüber der Romanvorlage gemacht hat, die Ihnen weniger oder sogar besser gefallen haben?

KG: Bestimmt hätte ich einiges anders gemacht, aber ich finde es sehr reizvoll, dass der Film seine ganz eigene Dynamik und Stimmung besitzt, und ich mag es sehr, wie charmant und gefühlvoll die Liebesgeschichte in Szene gesetzt wurde, davon kriege ich einfach nie genug.

BK: Wann können wir mit Saphirblau – Der Film rechnen?

KG: Tja, eigentlich sollte im September gedreht werden, aber noch steht nicht fest, ob das passieren wird. Es waren schlicht zu wenig Zuschauer in den Kinos.

BK: Am 20. Juni erscheint der Auftakt zu einer weiteren Trilogie. „Silber – Das erste Buch der Träume“ heißt der erste Teil. Können Sie uns schon etwas über die Handlung und die Hauptfiguren verraten?

KG: Die Hauptfigur ist Liv Silber, die sechzehnjährige Namensgeberin der Trilogie, die mit ihrer Familie nach London zieht, weil die Mutter dort einen Mann kennengelernt hat. Und gleich in ihrer zweiten Nacht in London hat sie einen äußerst merkwürdigen und gruseligen Traum. Das Merkwürdigste an diesem Traum ist aber, dass sie am nächsten Tag feststellen muss, dass sie ihn nicht allein geträumt hat… Es ist eine Patchworkfamiliengeschichte, ein Mystery-Thriller, ein Liebesroman – von allem etwas. Und es gibt natürlich auch wieder viel zu lachen.

BK: Wird die Geschichte wieder einige Fantasy-Elemente besitzen? Wenn ja, haben die Edelsteine sie auf den Geschmack gebracht?

KG: Fantasy mochte ich schon gern, bevor ich Rubinrot geschrieben habe, und auch dieses Mal wird es mystisch – die Figuren können sich gegenseitig in ihren Träumen besuchen, auch heimlich. Unvorstellbar, was man dabei alles über einen Menschen herausfinden könnte, oder? Ich arbeite noch daran, diese Fähigkeit zu erwerben.

BK: Abschließend noch unsere speziellen „Bücherstadt Kurier“-Fragen: Wenn Sie ein Buch wären, welches wären Sie?

KG: Ein dickes Kochbuch mit vielen Bildern.

BK: Haben Sie sich schon immer mal eine bestimmte Interviewfrage gewünscht? Wie würde Ihre Antwort darauf lauten?

KG: Nein, ich bin wirklich schon ALLES gefragt worden. Vielen Dank für das nette Interview.

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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