In dieser ganz besonderen Nacht…

von | 13.11.2014 | Buchpranger, Kinder- und Jugendbücher

„In dieser ganz besonderen Nacht“ von Nicole C. Vosseler erzählt von einem Mädchen namens Amber, das nach dem Tod ihrer Mutter zu ihrem Vater nach San Francisco ziehen soll. Mit dem Umzug soll sich ihr Leben verändern, doch sie ahnt nicht, welch magischen Ereignisse sie in Amerika erwarten…

Amber kennt ihren Vater kaum, dazu kommt die fremde Umgebung und sie ist einsam, da sie ihre Freunde in Deutschland zurücklassen musste. Als sie beginnt in der Schule Anschluss zu finden, muss sie auch schon die Gefahren der Großstadt kennenlernen. Sie wird von drei großen Typen angegriffen und beklaut, kann aber noch entkommen und sich in einem großen leerstehenden Haus verstecken. Dieses wird zu ihrem Rückzugsort, wo sie Hausaufgaben machen, lesen und nachdenken kann.

Eines Tages trifft sie dort einen fremden Jungen. Anfangs noch geschockt von seiner plötzlichen Anwesenheit, beginnt sie ihn schließlich als Freund zu sehen und verliebt sich in ihn. Aber Nathaniel ist kein gewöhnlicher Junge – als Amber herausfindet, dass er kein Mensch ist, zweifelt sie an ihrem eigenen Verstand. Hilfe findet sie in ihrem Mitschüler Matt, der ebenfalls Geister sehen kann, und seiner Freundin Holly. Die beiden heißen die Beziehung zwischen Amber und Nathaniel nicht gut, denn sie haben die Erfahrung gemacht, dass es keine freundlich gesinnten Geister gibt. Somit haben sie Angst, Nathaniel könnte ihr etwas antun. Amber lässt die Aussagen von Matt und Holly jedoch an sich abprallen und genießt zunächst die Zweisamkeit. Doch schon bald muss sie merken, dass eine normale Beziehung nicht möglich ist. Hoffnung gibt ihr allein die Tatsache, dass in einer bestimmten Nacht des Jahres Nathaniel körperlicher ist als sonst.

Die Autorin erzählt hauptsächlich aus der Sicht von Amber. Doch auch Nathaniel kommt zu Wort. Zudem hat die Autorin viele Schauplätze in San Francisco detailliert beschrieben:
„In dem Backsteinbau mit seinen hohen Sprossenfenstern im oberen Stockwerk, in dem es nach angekokeltem Holz und Schmieröl roch, war nicht nur allerlei Altes und Nostalgisches rund um die Bahnen und das große Erdbeben von 1906 ausgestellt, in dem große Teile der Stadt zerstört worden und in Flammen aufgegangen waren. Weil dort auch das Depot und die Werkstatt der Cable Cars untergebracht waren, konnte ich über ein Geländer hinweg auf die gigantischen Räder hinunterschauen, auf denen unter ohrenbetäubendem Lärm mehr als zwanzig Stunden am Tag die Stahlseile liefen, die die Cable Cars durch die Stadt zogen.“ (Seite 123)

Der Schreibstil ist sehr modern, da viele Wörter der Jugendsprache entstammen, und wirkt dennoch poetisch. Es tauchen viele Namen von Bands und Musikern wie Pink und Markennamen wie Iphone auf, die einen Bezug zur Wirklichkeit darstellen. Weniger überzeugend ist der Umgang mit Alzheimer. Da Amber immer häufiger Dinge vergisst, beschäftigt sie sich mit dem Thema, doch eine ernsthafte Auseinandersetzung wird nicht geboten.
Leider ist das Buch nicht unbedingt empfehlenswert für Jugendliche, da viele Sachen beschrieben werden, die einen negativ beeinflussen könnten. Zum Beispiel ist da Holly, die Freundin von Matt, die Kettenraucherin ist. Dies und die Tatsache, dass Ambers Mutter an Krebs gestorben ist, lässt die Krankheit in ein falsches Licht rücken. Hier wird auf die Gefahren nicht deutlich hingewiesen, eine Aufklärung und Prävention wird nicht gefördert. Auch der „Witz“ über Alzheimer weckt den Eindruck, dass Krankheiten nicht ernst zu nehmen sind. Zudem werden alle Charaktere als sehr schön beschrieben; alle haben eine gute Figur, was für weibliche jugendliche Leser nicht ideal ist, da diese gerade in der Identitätsfindung sind.

Neben inhaltlichen Schwächen zieht sich auch die Spannung unendlich lange hin. Möglicherweise liegt es an dem poetischen Schreibstil, den Charakteren, den detailliert beschriebenen Orten in San Francisco. Das Buch „In dieser ganz besonderen Nacht“ ist zwar schön geschrieben, aber mit etwas weniger Klischees wäre es eindrucksvoller gewesen.

Janna

In dieser ganz besonderen Nacht, Nicole C. Vosseler, cbj, 2013

Bücherstadt Magazin

Bücherstadt Magazin

Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir sind umgezogen!

Wir sind kürzlich umgezogen und müssen noch einige Kisten auspacken. Noch steht nicht alles an der richtigen Stelle. Solltet ihr etwas vermissen oder Fehler entdecken, freuen wir uns über eine Nachricht an mail@buecherstadtmagazin.de – vielen Dank!

Newsletter

Erhaltet einmal im Monat News aus Bücherstadt. Mehr Informationen zum Newsletter gibt es hier.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner