Der Tag, an dem ich Eiskristalle nieste

von | 23.02.2013 | Gedankenkrümel, Kreativlabor

Kalt, kalt, kalt! Wer sich in letzter Zeit nach draußen gewagt hat, musste mit schweren Kälteschäden rechnen. Dabei hatte der Frühling doch schon verheißungsvoll gewunken!

Doch Herr Winter möchte sich noch nicht verabschieden und martert uns mit sibirischen Temperaturen. Dass es nun wirklich kalt sein muss, erkenne ich nicht nur an den Eiskristallen an meinem Fenster, sondern vor allem daran, dass meine russische Mitbewohnerin nun eine leichte Strickjacke über ihrem T-Shirt trägt. Wer empfindlich auf Kälte reagiert, packt sich in eine Daunenjacke, trägt drei Paar Socken und zwei Schichten Pullover.

Die Menschheit verwandelt sich langsam, aber sicher in Michelinmännchen. Gesichtskonturen sind von Schals und Mützen verdeckt und wer seine Freunde sucht, muss jedem Passanten die Jacke herunterreißen und drunter nachschauen. Kein Wunder, dass man sich lieber zu Hause vor dem Kühlschrank einigelt und seine Hände am Gemüsefach wärmt.

Laut Verbraucherzentrale stieg der Verzehr von Tee in den letzten Tagen auf einen Durchschnittswert von zehn Litern pro Einwohner. Dass man anschließend dauernd zur kalten Toilette rennen muss, wurde von den Verbrauchern nicht bedacht. Hierfür helfen selbstgehäkelte Wärmebeläge für Kloschüsseln, denn schon manch einer musste die angefrorene Brille von seinem Allerwertesten operativ entfernen lassen.

Geländer und Außenklinken führten in den letzten Stunden zu den meisten Unfällen in Deutschland und in ganz schlimmen Fällen mussten die festgefrorenen Hände abgehackt werden. Die einzig gute Nachricht ist: Minderjährige Raucher müssen sich nun nicht mehr verstecken. Bei diesen Minusgraden ist Zigarettenrauch von Atemwölkchen nicht mehr unterscheidbar.

Gibt der Vorratsschrank nichts mehr her, vermummt man sich notgedrungen mit seinem Skianzug und stiefelt zum nächsten Markt. Jeder Meter brennt sich schmerzvoll in die Knochen ein. Nach drei Schritten spürt man seine Zehen nicht mehr. Nach zehn Schritten ist die Nase nur noch ein lebloses Stück Knorpel und nach fünf Minuten in der Außenwelt knirschen die Gelenke bei jedem Schritt. Vorsorglich hat man sich heiße Kartoffeln in die Jackentaschen gesteckt. Betend umklammert man diese, doch selbst warme Hände schützen nicht vor dem kalten Wind, der einen anweht. Sollte man also nicht innerhalb von sieben Minuten den Supermarkt erreicht haben, droht man zur Eisstatur zu erstarren.

Wirklich gefährlich wird es, wenn man sich eine Grippe einfängt. Jedes Husten lässt einen aussehen wie eine schnaufende Dampflock und selbst reißfeste Taschentücher werden von den Eiskristallen durchbohrt, welche man hinein schnieft. Vorsorglich sollte man mindestens einen Liter Frostschutz zu sich nehmen und für die Kinder im Haushalt empfehlen wir Frostschütz-Junior, die Flasche mit dem lustigen Schneemann drauf.

Ich selbst gehe nur noch die kürzesten Wege und vermeide es in Taschentücher zu schnupfen. Bleibt einzig das Problem: Was tun, mit all den abgefrorenen Fingern und Zehen, welche die Straßen säumen? Ich glaube, ich werde sie einsammeln und mir eine leckere Lasagne draus kochen. Oh ja, das sollte ich.

Ramona

Bücherstadt Magazin

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

3 Kommentare

  1. Avatar

    Oh danke, für diese witzige Glosse… äh diesen leckeren Gedankenkrümel! Der Nächste, der diesen Gedankenkrümel findet, darf ihn gerne essen. Es könnte ja Fingerlasagne sein – und die ist nicht so mein Fall.

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  2. Avatar

    Lasagne scheint es momentan mit vielen verschiedenen Fleischsorten zu geben. Welche wählt ihr? 😀

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      Aus aktuellem Anlass: Pferd? =D

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