Flach, aber actiongeladen

von | 30.09.2015 | Belletristik, Buchpranger

„Königsschwur“, der erste Teil der Königs-Romane von Joe Abercrombie, zeigt einen Helden mit Fehlern in einer Welt, in der harte Zeiten herrschen. Wörterschmied Diungo hat sich das Werk mal genauer angesehen.

Ein König stirbt, sowie sein für die Nachfolge angedachter Erstgeborener. So kommt es unerwartet, dass der Junge Yarvi auf den Schwarzen Thron gesetzt werden soll. Ein schlauer junger Mann, der seit seiner Geburt mit dem Makel der Götter bestraft ist: Eine deformierte Hand, wodurch er, in den Augen der rauen Wikinger ähnlichen Welt von Joe Abercrombie, niemals ein ganzer Mann sein könnte. Denn nur wer den Schild hoch genug halten kann und das schwere Schwert stark genug schwingt, gilt in diesen harten Zeiten als brauchbar.
So ist es kaum verwunderlich, dass er sich nicht lange auf dem Thron halten kann, denn sein eigener Onkel verrät ihn beim ersten Raubzug. Vorher werden große Reden geschwungen und Schwüre geleistet, die in dem knapp 350 Seiten umfassenden Werk natürlich erfüllt werden müssen.
Doch es kommt anders und er entgeht dem Attentat seines Onkels und seiner Gefolgsleute, gerät stattdessen aber in Gefangenschaft des Feindes, ohne dass dieser weiß, wer er eigentlich ist. Ein Stahlhalsband und einen Sklavenmarkt – sowie einen Menschenhandel – später, ist unser Prinz auf einer Galeere an eine Bank gekettet und muss mit seiner einen Hand rudern.

Gewohnt flüssig liest sich Joe Abercrombies Schrift und vermittelt ebenso ein gutes Gefühl für die raue Welt und das Wesen, welches jeden einzelnen Mann in dieser dargestellten Welt erfüllt. Leider schafft er nicht den Absprung von seiner Geschichte hinein in ein Epos, das nicht nur durch Brutalität glänzen sollte, sondern auch durch Geschick und Können.
Die Überraschungen sind nicht der übliche Verlauf einer Geschichte, der teilweise doch ein bisschen absurd wirkt. Auch die Charakterentwicklungen und Sichtweisen wechseln schnell von Freund und Feind. Schade, dass er nicht die gleiche Sorgfalt an die Charaktere gelegt hat wie in den Aufbau seiner stimmigen Welt.

Der 2. Teil „Königsjäger“ ist im August erschienen.


Königsschwur, Joe Abercrombie, 

Kirsten Borchardt (Übersetzerin), Heyne, 2015

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