Ein perfekter Freund

von | 29.05.2013 | Belletristik, Buchpranger

…ein kleines literarisches Kunstwerk mit überzeugenden, individuellen Charakteren und gut gesetzten Beschreibungen und Handlungssträngen.

*Klick* amazon.de; Cover © Diogenes

EIN PERFEKTER FREUND ist Martin Suters dritter Roman, erschienen 2002 im Diogenes Verlag. Nach „Small World“ und „Die dunkle Seite des Mondes“ ist „Ein perfekter Freund“ der letzte Teil der „Neurologischen Trilogie“. Der Roman wurde 2003 mit dem Deutschen Krimipreis in der Kategorie „National“ ausgezeichnet und 2006 mit den Schauspielern Martina Gedeck, Marie-France Pisier, und Carole Bouquet unter der Regie von Francis Girod verfilmt (Un ami parfait).

Journalist Fabio Rossi erwacht mit einer Kopfverletzung im Krankenhaus. Ihm fehlt die Orientierung, er weiß nicht, wer und wo er ist. Als er vollends zu sich kommt, muss er feststellen, dass er sich an die letzten fünfzig Tage nicht erinnert. Doch irgendetwas muss in dieser Zeit vorgefallen sein, da ihm plötzlich viele Menschen mit Distanz und Kälte begegnen. Als nach und nach Erinnerungsbruchstücke zurückkommen, erfährt Fabio, dass er an einem wichtigen Artikel geschrieben hatte. Doch was war das für eine große Sache gewesen? Und warum stößt er bei seinen Recherchen immer wieder auf den Namen seines Freundes Lucas Jäger?

Dass Fabio sich an nichts mehr erinnert, lässt ihn immer wieder in überraschende Situationen treten. So geht er in die Redaktion, obwohl er vor kurzem gekündigt hat. Er kämpft um seine Liebe Norina, welche er wochenlang mit einer anderen betrogen hat. Denn nicht nur seine Erinnerungen sind ausgelöscht, auch die Gefühle, die ihn dazu gebracht hatten, sie zu verlassen. Der vergessene Fabio führte ein neues, zu seinem Charakter unpassendes Leben, was dazu führte, dass sich ihm wichtige Menschen von ihm abwandten. Zu seinem Pech haben, im Gegenteil zu ihm, die Menschen, die er verletzte, die letzten fünfzig Tage nicht vergessen und das Verzeihen fällt ihnen sichtbar schwer. Doch Fabio kämpft um sie. Und der Leser kämpft mit ihm.

EIN PERFEKTER FREUND ist ein kleines literarisches Kunstwerk mit überzeugenden, individuellen Charakteren und gut gesetzten Beschreibungen und Handlungssträngen. Der Leser fühlt sich in die Handlung hineingezogen, fiebert mit, denkt zusammen mit Fabio über das Mögliche sowie Unmögliche nach. Hindernisse, Stolpersteine und Konflikte werden passend eingesetzt und erhalten so den Spannungsbogen. Neugierig liest der Leser bis zur letzten Seite, denn er möchte erfahren, was hinter all den Geheimnissen und Unklarheiten steckt.

Das Thema „Gedächtnisverlust“ könnte als Klischee betrachtet werden, doch belehrt uns Martin Suter eines Besseren: nicht auf das Thema kommt es an, sondern um dessen Umsetzung!

Alexa

Bücherstadt Magazin

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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