Die Kleinen werden die Größten sein

von | 21.12.2016 | Digitale Spiele, Spielstraße

Die Entwicklerschmiede von King Art hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Roman „Die Zwerge“ von Markus Heitz virtuelles Leben einzuhauchen. Wortspieler Nico hat sich für euch ins Schlachtgetümmel geworfen, um das geborgene Land vor dem Unheil zu bewahren.

Die Geschichte basiert auf dem ersten Teil der Reihe „Die Zwerge“. Wer sich jetzt denkt, dass aus einem Fantasy Roman kein gutes Videospiel werden kann, der wird hier eines Besseren belehrt. Denn die Bremer Entwickler von King Art haben es mit sehr viel Liebe zum Detail hinbekommen. Wir übernehmen die Kontrolle über den Zwerg Tungdil Bolofar und begleiten ihn auf seiner Reise, um das geborgene Land zu retten.
Je weiter wir in der Geschichte voranschreiten, desto mehr Begleiter finden wir, mit denen wir dann die aus dem Buch beschriebenen Orte erkunden. Wir werden von einem Erzähler durch die Geschichte geführt, in welcher die Charaktere auch immer wieder selber sprechen. Wer den Roman gelesen hat, wird feststellen, dass das, was die Charaktere sagen, zumeist sogar Zitate sind. Dazu kommt, dass die Wahl der einzelnen Stimmen für alle Charaktere sehr gut gelungen ist.

Wie auch im Buch beginnen wir mit der Schlacht des fünften Zwergen-Klans gegen eine Übermacht von Orks und Trollen, die versuchen in das geborgene Land einzudringen. Dieses Scharmützel dient uns als Tutorial. Hier wird das Spiel immer wieder automatisch pausiert und es gibt eine kurze Erläuterung zum Spielsystem.
Nachdem zusätzlich in den Reihen der Orks auch noch Albae – besser bekannt als Dunkelelben – auftauchen und wir den Kampf verloren haben, gibt es einen Zeitsprung von über tausend Jahren zu unserem eigentlichen Helden in Buch und Spiel: Tungdil Bolofar. Ein Zwerg, der bei den Menschen aufgewachsen ist. Unser Ziehvater ist Lot-Ionan, einer der sechs mächtigsten Magi im geborgenen Land, der uns das Lesen und Schreiben beigebracht hat, wodurch wir uns aus Büchern Wissen über Zwerge aneignen konnten. Begegnet sind wir noch keinem Vertreter unseres Volkes. Eines Tages bittet uns Lot-Ionan seinem ehemaligen Schüler einige Gegenstände zu bringen. Wir begeben uns auf die Reise, mit der unser Abenteuer beginnt.

Kopfkino statt Openworld

Die Reise wird mittels einer Weltkarte dargestellt und nicht wie die Schlachten komplett animiert. Während wir Tag um Tag weiterziehen, beschreibt uns der Erzähler, was sich alles um uns herum abspielt. Auf der Weltkarte gibt es mehrere Wege, die wir wählen können, um an unser Ziel zu gelangen. Kommen wir an einem Dorf vorbei, können wir dieses zum Beispiel vor Angreifern schützen, um im Anschluss unseren Proviant wieder aufzufüllen, Verbündete zu finden oder gar eine Nebenaufgabe zu erhalten.
Natürlich können wir auch das Dorf seinem Schicksal überlassen und einfach weiterziehen. Nur müssen wir uns im Klaren sein, dass sich Entscheidungen, die wir treffen, auch auf das Spiel auswirken. Bei einem Zwischenziel werden wir vor die Wahl gestellt, ob wir eine Rast an einem Feuer machen wollen oder doch lieber in einer Baumkrone versuchen, es uns so gemütlich wie möglich zu machen. Entscheiden wir uns falsch, müssen wir das Spiel neu laden, weil wir möglicherweise rücklings von einem Ork gemeuchelt wurden.

Jedoch beeinflussen unsere Entscheidungen nicht nur uns, sondern auch die Gruppenmitglieder. Es lohnt sich zu versuchen mit allen wohlgesonnen zu sein. Uns stehen später bis zu 15 spielbare Helden zur Auswahl, doch unsere Schlachten können wir mit maximal vier Kriegern schlagen. Dort empfiehlt es sich die zu wählen, die das beste Verhältnis zueinander haben, denn dadurch bekommen wir Aktionspunkte-Boni. Teilweise sind trotz dieser Boni die Kämpfe anscheinend aussichtslos und unmöglich zu schaffen. Spätestens dann sollte man an den unteren Bildschirmrand schauen und das Aktionsziel zu lesen. Denn manchmal heißt es einfach „Entkomme aus dem Gebiet“. Wenn man aber versucht, die gegnerische Horde zu bekämpfen und gefühlt für jeden gefallenen Gegner drei neue erscheinen, kann man schnell die Lust am Spiel verlieren. Es empfiehlt sich also immer, das Missionsziel im Auge zu behalten.

Erfahrung ist alles

Je länger wir spielen, desto mehr Erfahrungspunkte sammeln unsere Charaktere. Auf unterschiedlichen Level können diese dann bis zu sechs Spezialfähigkeiten erlernen. Dort können wir uns dann entscheiden, ob wir zum Beispiel einen Flächenschaden oder eine starke Einzelattacke erlernen wollen. Ab und an gibt es auch nur eine Fähigkeit zu erlernen, die dann automatisch zu den Fähigkeiten hinzugefügt werden. Auch wenn wir bis zu sechs Fähigkeiten bekommen können, können wir vor jedem Kampf nur drei pro Held auswählen. Jeder unserer Helden hat auch eine passive Eigenschaft, die sich von anderen unterscheidet.
Wenn Tungdil nur noch im Besitz von 30% oder weniger Lebenspunkten ist, erhöht sich sein Rüstungswert und seine Stärke, während Goïmgar automatisch Gegner auf sich zieht, da ihn keiner leiden kann. Boïndil wiederrum kann jederzeit in Raserei verfallen. Währenddessen teilt er viel mehr Schaden aus, ist aber nicht mehr zu steuern. Da hört es aber auch schon fast mit der Charakteranpassung auf. Wir können jedem Streiter noch einen Trank oder einen Talisman mitgeben, welcher dem Träger noch einen kleinen Wertebonus gibt, aber das war es dann auch schon. Rüstungen und Waffen können nicht eingesammelt und ausgetauscht werden.

Wenn wir dann mit unseren vier ausgewählten Helden einen Kampf bestreiten, werden wir sehr schnell sehen, dass wir deutlich in der Unterzahl sind. Während wir von Nahkämpfern attackiert werden, fliegen uns noch die Pfeile der Bogenschützen um die Ohren und in einigen Kämpfen haut auch noch ein Boss auf uns ein. Dafür können wir dann aber die Geschehnisse mittels Leertaste pausieren und uns nicht nur einen Überblick über die Lage verschaffen, sondern auch noch die Spezialangriffe von Tungdil und seiner Gefolgschaft auswählen, während die normalen Angriffe automatisch ausgeführt werden. Allerdings sollte man aufpassen, denn wenn wir mit einem Helden einen Flächenschaden starten und in dem Radius steht ein Verbündeter, wird auch dieser getroffen, gegebenenfalls zu Boden geworfen oder, noch schlimmer, getötet. Sollte dies geschehen, ist der Kampf verloren und wir müssen die Schlacht erneut beginnen.

Wenn ihr auf viel Action, Heldengeschichten und Rollenspiele steht, kann ich euch dieses Spiel nur ans Herz legen. Und wenn ihr schon das Buch mochtet, werdet ihr auch dieses Spiel lieben. Aber selbst jemand, der die Bücher nicht vorher gelesen hat, ist mit diesem Titel gut beraten. Denn „Die Zwerge“ ist gewissermaßen ein Interaktives Hörbuch, das viel Spaß garantiert. Bleibt nur noch zu hoffen, dass die weiteren Titel ebenfalls umgesetzt werden.

Die Zwerge. Entwickler: King Art GmbH. Publisher: Euro Video. Plattform: PC, PS4. Genre: Taktik RPG. Anzahl Spieler: Einzelspieler. Spielzeit: ca. 20 Stunden. Erstveröffentlichung: 01. Dezember 2016.

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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