Der Bratapfel

von | 07.12.2013 | Kreativlabor

Bild: chefkoch.de

Kinder, kommt und ratet,
was im Ofen bratet!
Hört, wie’s knallt und zischt.
Bald wird er aufgetischt,
der Zipfel, der Zapfel, der Kipfel,
der Kapfel, der gelbrote Apfel.

Kinder, lauft schneller,
holt einen Teller,
holt eine Gabel!
Sperrt auf den Schnabel
für den Zipfel, den Zapfel,
den Kipfel, den Kapfel,
den goldbraunen Apfel!

Sie pusten und prusten,
sie gucken und schlucken,
sie schnalzen und schmecken,
sie lecken und schlecken
den Zipfel, den Zapfel,
den Kipfel, den Kapfel,
den knusprigen Apfel.

Dieses volkstümliche bayerische Gedicht war eines der wenigen, die meine Großmutter auswendig konnte. Dazu muss man festhalten: Ihr Bücherbestand umfasste die Bibel, ein altes Rezeptbuch, das sie jedoch nie brauchte, und drei oder vier Ganghofer-Romane. Sie liebte andere „geistige“ Genüsse, aber nicht das Lesen.
Dafür war meine Großmutter eine begnadete Köchin. Die Liebe zu ihr ging wirklich unmittelbar über den Magen und alle Geschmackssinne. Als Kind war sie in Niederbayern in ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsen. Schon mit zwölf Jahren kam sie in einen Haushalt als Hilfe. Später dann – in den 1930ern – wurde sie Küchenhilfe in einem Hotel bei Garmisch-Patenkirchen und stieg sogar zur Beiköchin auf. In dem Hotel schnupperte sie den Hauch der „großen weiten Welt“: Greta Garbo huschte an ihr vorbei, ebenso einmal die Dietrich. Leider aber auch der österreichische Anstreicher mit dem komischen Bart. Ob ihr das Eindruck gemacht hat? Gesprochen hat sie so wenig wie gelesen.
Sie ließ lieber ihre Süßspeisen sprechen. Und an Weihnachten waren das die berühmten Bratäpfel. Ein Rezept dazu möchte ich Euch in der Weihnachtszeit schenken:

Bratäpfel

4 Äpfel
50 g Mandelsplitter
50 g Rosinen
4 TL Honig
1 Prise Zimt
etwas Margarine

Äpfel waschen, das Kerngehäuse herausstechen.
Mandeln, Rosinen, Honig und Zimt vermischen.
Füllung in die Öffnung der Äpfel hineindrücken.
Äpfel in eine gefettete Auflaufform legen und auf
jeden Apfel ein Stückchen Margarine geben. Im
vorgeheizten Backofen bei 200° C circa 25 Minuten backen.

Birgit von Sätze&Schätze

Bücherstadt Magazin

Bücherstadt Magazin

Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

3 Kommentare

  1. Avatar

    Grins.. neulich waren wir Essen. Auf dem Teller thronte ein Bratapfel .. nun, den kennt ja jeder. Aber ich erinnerte mich noch aus meiner Kindheit (hüstel .. mehr als 30 Jahre her) an eine LP .. lauter Geschichten zur Weihnachtszeit, wo genau dieses Gedicht vom Bratapfel drauf war und so rezitierte ich aus dem Stehgreif mal ein paar Zeilen. … mein Männe, völlig planlos (kennt keine Märchen oder ähnliches) guckte mich an, als zweifelte er an meinem Verstand, da ich Worte wie „Kipfel, Kapfel…“ vor mich hin brabbelte 😉

    Antworten
  2. Avatar

    Es knistert im Holzofen und duftet nach Bratapfel. Zum Glück, die Holzöfen sind wieder “ in“ ! Das Wohlgefühl in der kalten dunklen Jahreszeit hat wieder eine Chance !

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir sind umgezogen!

Wir sind kürzlich umgezogen und müssen noch einige Kisten auspacken. Noch steht nicht alles an der richtigen Stelle. Solltet ihr etwas vermissen oder Fehler entdecken, freuen wir uns über eine Nachricht an mail@buecherstadtmagazin.de – vielen Dank!

Newsletter

Erhaltet einmal im Monat News aus Bücherstadt. Mehr Informationen zum Newsletter gibt es hier.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner