Wie findet man in Paris die ganz große Liebe? Und wie kann jemand ein Buch schon lange kennen, das gerade erst veröffentlicht wurde? Worteweberin Annika hat mit Nicolas Barreaus „Paris ist immer eine gute Idee“ ein gemütliches Wochenende in der Stadt der Liebe verbracht und dabei das nicht allzu geheimnisvolle Geheimnis gelüftet.
Rosalie besitzt einen kleinen Postkartenladen im Pariser Viertel Saint Germain, doch eigentlich wäre sie lieber Künstlerin. Deswegen malt sie kleine Wunschkarten, die eines Tages die Aufmerksamkeit eines Verlegers auf sich ziehen. Er braucht eine Illustratorin für sein neues Kinderbuch, geschrieben vom berühmten Autor Max Marchais. Schließlich taucht jedoch ein junger Amerikaner in Rosalies Laden auf und behauptet, Marchais habe die Geschichte geklaut, er selbst kenne die Geschichte noch aus seiner Kindheit. Was nun? Widerstrebend beginnen Rosalie und Robert, der Amerikaner, zusammen das Geheimnis zu lüften und entdecken dabei nicht nur ein altes Manuskript, sondern auch zarte Gefühle füreinander.
Wer schon einmal einen Roman von Barreau gelesen hat, dem dürfte hier einiges bekannt vorkommen: Eine junge Frau trifft auf einen Unbekannten, es gibt Missverständnisse, die beiden glauben, sich zu hassen und verlieben sich dabei ineinander. Das ist also alles nichts Neues. Die Frage ist, ob es das sein müsste. Ab und zu kann es ja auch unterhaltsam sein, einen Roman zu lesen, bei dem man ganz genau weiß, was einen erwartet. In diesem Fall ist es eben das Paris von Barreau, fast so etwas wie ein eigenes kleines Universum. Ein Universum, in dem das Schicksal im Minutentakt Menschen zusammenführt, die zusammen gehören, in dem Paris nur aus dem Eiffelturm, kleinen süßen Gässchen und Croissants zum Frühstück besteht und die Liebe immer siegt.
Noch dazu tauchen einige Figuren aus Barreaus vorherigen Büchern hier als Randfiguren wieder auf und machen das Paris-Universum zu einer eigenen kleinen Welt. Und wieso auch nicht? So ein Universum kann auch ein Zufluchtsort sein, wenn im Alltag gerade alles drunter und drüber geht, man sich vielleicht nach ein bisschen Romantik sehnt. Fans von Barreau oder Liebesromanen im Allgemeinen dürften hier all das finden. Realisten mögen sich an dieser Stelle fragen, ob es denn in einer Millionenstadt wie Paris nur einen einzigen Verlag gibt und wie wahrscheinlich es ist, dass ein Tourist bei einer riesigen Auswahl von Sträßchen gerade durch die läuft, in der ein Laden steht, in dem ein Buch im Fenster liegt, das er von früher kennt, obwohl das eigentlich nicht sein kann. Wenn man an dieser Stelle direkt „Schicksal!“ denkt, ist man bei Barreau bestimmt richtig. Ansonsten sollte man von diesem Roman vielleicht besser die Finger lassen.
„Paris ist immer eine gute Idee“ ist wie ein kleiner Urlaub für die Seele – aber es ist eben eher das Wellnesswochenende an der Nordsee als eine Abenteuersafari in Afrika oder eine anregende Museumsreise durch die Kulturhauptstädte Europas. Bildlich gesprochen. Denn natürlich darf man hier weder sprachlich noch was die Handlung angeht mit großen Offenbarungen oder bahnbrechenden Ideen rechnen. Eher eben mit einer kleinen Verwöhngeschichte zum Träumen. Also Kuscheldecken raus, Kamin an, Schokolade auspacken und nach Paris abtauchen – oder eben zu einem anderen Buch greifen.
Paris ist immer eine gute Idee. Nicolas Barreau. Aus dem Französischen von Sophie Scherrer. Piper. 2015.
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