Bücher sammeln oder schreiben?

von | 12.02.2016 | Belletristik, Buchpranger

Für Bücher gehen manche Menschen überall hin. Und manche vergessen dabei auch das Gesetz. Stoff für einen Krimi gibt das allemal. „Romantische Lieder und eine Leiche“ ist genau das: ein Bücher-Krimi. Zeilenschwimmerin Ronja hat ihn gelesen und dabei ein paar Dinge vermisst.

Ein Buchhändler findet in seinem Antiquariat eine Leiche. Doch als die Polizei bei ihm ankommt, ist die Leiche verschwunden. Und mit ihr ein wertvolles Buch. Kurz darauf passiert das Gleiche in einem anderen Ort. Schließlich wird auch noch eine Büchersammlerin tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Bücher scheinen das durchgehende Motiv in diesen Fällen zu sein und die Ermittler sind sich sicher, dass alle Verbrechen vom selben Täter begangen wurden.

Romantische Lieder und eine LeicheEin Krimi aus der Bücherwelt. Unter den Verdächtigen sind zahlreiche Buchhändler, Buchliebhaber, Sammler und auch solche, die man schon als Bibliomanen bezeichnen muss. Dass manch einer für bestimmte Bücher auch das Gesetz verletzen würde, wird mehr als deutlich. Die Bücherwelt einmal aus einem anderen Blickwinkel – einem, der die schattigen Seiten beleuchtet – zu betrachten, ist interessant. Es ist ganz deutlich, dass der Autor sich in dem Milieu von Sammlern und Antiquariaten gut auskennt. Kein Wunder, schließlich hat er sich als Mitherausgeber eines Sachbuches über das Sammeln von Büchern selbst als Sammler zu erkennen gegeben. Nun folgt also nach einem Sachbuch ein Krimi. Geht das gut?

Leider nicht ganz. Klaus Walthers Sprache, welche zu einem Sachbuch über das Büchersammeln wunderbar passt, wirkt in diesem Krimi dagegen etwas gestelzt. Das fällt insbesondere in den Dialogen auf, die für realistische wörtliche Rede zu korrekt und konstruiert geschrieben sind. Daneben finden sich hin und wieder auch ausgefallene Worte, mit denen Namen und Wiederholungen vermieden werden sollen. So wird zum Beispiel aus der Friseurin die „Haarkünstlerin“. Es ist eine Stilfrage, um die es hier geht. Ob es gefällt oder nicht, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, mir erscheinen solche umschreibenden Worte meist eher überflüssig.

Vorsicht, Andeutung auf die Lösung des Falls!

Auch inhaltlich besitzt der Kriminalroman ein paar Schwächen. In der Kürze liegt die Würze heißt es, und auf 150 Seiten kann eine Menge passieren. Zwar habe ich etwas übrig für unblutige Kriminalromane, in denen es zumindest halbwegs gesittet zugeht, doch in „Romantische Lieder und eine Leiche“ fehlt selbst mir die Spannung. Die Ermittler befragen immer wieder dieselben Leute und finden dabei kaum etwas Neues heraus. Den Mörder entdecken sie jedenfalls erst auf den letzten zwanzig Seiten: Ein Verdächtiger, der zuvor keine Bedeutung hatte und nicht einmal befragt wurde. Sehr frustrierend für diejenigen, die mit raten wollen.

Gefahr vorüber.

Zuletzt muss ich auch ein wenig Kritik an der Gestaltung des Buches üben. Äußerlich erinnert es mehr an ein fachwissenschaftliches Werk aus einer Universitätsbibliothek, eine Abhandlung über Tote in Gedichten und Liedern aus der Romantik vielleicht. Auch der Textsatz wirkt mehr wie der eines Fachbuchs. Die Absätze sind oft sehr lang und es finden sich kaum Zeilenumbrüche, sodass die Seiten sehr voll sind. Gerade bei Dialogen fällt dies ins Gewicht, da die Äußerungen verschiedener Figuren nicht sofort als solche zu erkennen sind. Zum Lesen wäre ein etwas luftigerer Textsatz angenehmer.

„Romantische Lieder und eine Leiche“ lässt sich zwar recht flüssig lesen, verliert jedoch durch die eher gemächliche Sprachwahl und den fehlenden Spannungsaufbau deutlich an Krimipotenzial.

Romantische Lieder und eine Leiche. Klaus Walther. Mironde Verlag. 2015.

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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