„Haben Sie Alpträume, Herr Fitzek?“
„Nein. Ich werde dafür bezahlt, dass andere mit meinen Alpträumen nach Hause gehen.“
Poesiearchitektin Lena hat im Rahmen des 11. Krimifestivals in Hamburg eine Lesung mit Sebastian Fitzek erlebt und dabei einiges über ihn und sein neues Buch „Flugangst 7A“ erfahren.
Vom 7. – 11. November fand in Hamburg das 11. Krimifestival statt. Eine Veranstaltung, bei der nationale wie auch internationale Autoren aus ihren Büchern über Morde und Grausamkeiten gelesen haben. Das „kriminelle Finale“ endete mit dem erfolgreichsten Krimischriftsteller Deutschlands. Sebastian Fitzek brauchte nicht mehr als eine Bühne, auf der er auf und ab spazieren konnte, die eine Hand am Mikro, die andere hin und wieder lässig in der Hosentasche, einen Tisch mit Stuhl und eine Leinwand, um von sich als Autor und Mensch zu überzeugen.
Sein neues Buch „Flugangst 7A“ sollte im Fokus der Lesung stehen, ist in Laufe der Zeit dennoch in den Hintergrund gerückt. Es schien, als ob es Fitzek wichtiger sei, dass das Publikum ihn als Menschen kennenlernt. Und zwar durch Anekdoten über peinliche Momente in seinem Leben, durch die man als Zuschauer nicht das Gefühl hatte, dass dort auf der Bühne ein abgehobener Autor steht, sondern ein ganz „normaler“ Mensch wie jeder andere auch. Diese Tatsache und die Erzählungen, die das Publikum zum Lachen brachten, haben den Abend sehr harmonisch gemacht.
Ergänzt wurden seine lustigen Erzählungen durch eine mühevoll gestaltete PowerPoint-Präsentation, die Bilder, kurze Videosequenzen und einen Clip enthielt, in dem er als Flugbegleiter verkleidet in verschiedenen Büchereien Schokolade verteilt. Dieser zeigte erneut, dass er gerne unter Menschen ist. Ein völlig anderer Fitzek, als man erwarten könnte, bei über 20 Millionen verkauften Büchern weltweit. Aber worum geht es nun in seinem neuen Buch, das Menschen, die an Flugangst leiden, wohl niemals lesen werden?
„Es sind die Passagiere, die einem die meiste Angst machen.“
In Fitzeks „Flugangst 7A“ geht es um Mats Küger, einen Psychologen und Vater mit Schuldgefühlen. Als ihn seine schwangere Tochter bittet, einen Langstreckenflug auf sich zu nehmen, um bei der anstehenden Geburt dabei zu sein, bucht er den nächstbesten Flug von Buenos Aires nach Berlin. Trotz extremer Flugangst, um die Wogen zwischen den beiden zu glätten.
Während des Fluges passieren einige Dinge, mit denen Krüger, der gerne auf alles vorbereitet ist, nie gerechnet hätte. Er wird erpresst. Bringt er das Flugzeug nicht zum Abstürzen, wird seine inzwischen entführte Tochter sterben. Ihm wird klar, dass er mit einer ehemaligen Patientin an Bord ist, die „zufälligerweise“ die leitende Flugbegleiterin ist. Sie war bei ihm in Behandlung, da sie in der Vergangenheit einen Amoklauf in ihrer Schule geplant hatte, bei dem alle Schüler und Lehrer sterben sollten. Das philosophische Gedankenexperiment, ob man einen Menschen opfern würde, um in diesem Fall 626 zu retten, wird für Krüger zur bitteren Realität.
Krimifans, die gerne Detektiv spielen und auf alle Details achten, um den Täter bereits vor dem Ende zu erkennen, kommen hier auf ihre Kosten. Das Buch wird in drei Einzelgeschichten gegliedert, was in den Lesern die Vorfreude weckt, zu erfahren, wie es mit den einzelnen Charakteren weitergeht, bis sie mit einem extremen Schluss überrascht werden. Man leidet mit der Hauptperson, spürt die Verzweiflung fast durch das Buch hindurch und hofft auf ein gutes Ende. Fitzek hat mit „Flugangst 7A“ ein weiteres spannendes Buch geschrieben, das sich für eine Büchersammlung durchaus lohnt.
Nach den 1,5 Stunden mit Sebastian Fitzek hatte man einiges, was man mit nach Hause nehmen konnte. Zum einen den kurzen Einblick in sein neues Buch, die Gewissheit, ob man ein Psychopath ist und das Gefühl, einen Menschen etwas näher kennengelernt zu haben.
Flugangst 7A. Sebastian Fitzek. Droemer. 2017.
Foto: Poesiearchitektin Lena
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