„Natürlich könnte der Nachmittag für Berta noch anders kommen“, denn für jedes Problem gibt es mehr als eine Lösung! Wiebke Oesers Bilderbuch „Bertas Boote“ war 1998 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert – heute hat es sich einen Platz in der Schatzkiste verdient, findet Worteweberin Annika.
Es ist Vormittag und das Mädchen Berta baut sieben kleine Boote, um sie auf dem Meer schwimmen zu lassen. Berta baut sogar ein Piratenboot, das gefällt ihr besonders gut – aber nicht nur ihr, sondern auch einem dicken Fisch, der es einfach verschluckt. Was nun? Berta steht ein Nachmittag ohne Piratenboot bevor, und drei Wege damit umzugehen. Entweder, sie isst haufenweise Fischkonserven und spielt Computerspiele. Oder aber, sie fängt den Fisch in einem großen Netz. Oder: Sie malt ihre Geschichte auf und steckt sie in eine Flaschenpost.
Jeder der drei Nachmittage wird durch eine andere Farbe verbildlicht, so dass es ein gelbes, ein rotes und ein blaues Ende für Bertas Geschichte gibt. Jedes Ende bietet einen anderen Weg, mit Wut und Frust umzugehen. Und wer weiß, ob es das Bilderbuch ohne das dritte Ende, die Flaschenpost, überhaupt gegeben hätte?
„Wem die Geschichte gefällt, dem wird diese Flaschenpost an Bord gespült… Aber bitte nicht verschlucken!“
Dieser Selbstbezug ist für Bilderbücher eher ungewöhnlich und macht „Bertas Boote“ ebenso wie die alternativen Enden zu etwas Besonderem. Das Buch bietet ungewöhnliche Erzählstrategien, die trotzdem für junge Leser gut verständlich sind – und den Vorlesenden etwas Abwechslung bieten. Wiebke Oesers Zeichnungen sind passend zu Bertas Wut kritzelig und kraftvoll, auf eine passende Art wirken sie kindlich. Eben so wie Bertas Bilder in der Flaschenpost aussehen müssen. „Bertas Boote“ ist nur noch antiquarisch erhältlich. Danach zu suchen, lohnt sich aber trotzdem!
Illustration: Buchstaplerin Maike
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Bertas Boote. Eine Geschichte mit drei Enden in Bildern und Worten. Wiebke Oeser. Peter Hammer Verlag. 1997.
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