Adieu, Herr Muffin

von | 12.12.2013 | Bilderbücher, Buchpranger

 

Herr Muffin ist ein altes Meerschweinchen, das in einem umgedrehten blauen Karton lebt. Es sieht aus wie ein Haus, mit Tür und Schornstein. Davor steht ein Briefkasten, in dem mal eine Gurke liegt oder eine Mandel. Manchmal sogar ein Brief von dem Kind, dem das Haustier gehört. Seit Herr Muffin so alt und grau aussieht, schreibt das Kind seine Gedanken und Gefühle auf. „Herr Muffin, ich bin so traurig, weil Papa sagt, dass alte Meerschweinchen sterben können…“ Aber Herr Muffin kann leider nicht lesen, und so zerknabbert er das Papier und die Fetzen fliegen davon. Aber auch er wird nachdenklich. Oft sitzt er in seinem Häuschen und denkt über das Leben nach und erinnert sich an seine Frau und Kinder. Mittlerweile sind alle groß und aus dem Haus. Seine Frau ist an einem Bienenstich gestorben.

Eines Tages kann Herr Muffin nicht mehr aufstehen, weil er Bauchschmerzen hat. Die Tierärztin kommt und untersucht ihn, schüttelt bedauernd den Kopf. Es wird deutlich: Herr Muffin muss sterben. Er selbst scheint es zu spüren, denn er bereitet sich langsam darauf vor. Er schwelgt in Erinnerungen, schaut sich Bilder an, summt ein Lied, das ihm sein Vater früher vorgesungen hat… Und obwohl er geschwächt ist, holt er regelmäßig seine Post ab. „Papa sagt, es ist nicht schlimm zu sterben. […] Wir werden alle sterben – du und ich und Papa. […]“ Das Kind versucht durch Briefe, die es seinem Haustier schreibt, Abschied zu nehmen und die Trauer zu überwinden. Auch nachdem Herr Muffin gestorben ist, schreibt das Kind Briefe. „[…] Ich bin auch die ganze Nacht wach gewesen und habe in meinem Bett gelegen und an den Tod gedacht. […] Jetzt weißt du mehr, Herr Muffin. Jetzt weißt du, was passiert, wenn man stirbt.“

Durch die Briefe wird deutlich, welche Gedanken das Kind beschäftigen und wie es sich mit dem Thema Tod auseinandersetzt. Es hofft, dass Herr Muffin einfach eingeschlafen ist, dass er keine Schmerzen hatte, als er gestorben ist. Dass im Buch geschrieben wird, Herr Muffins Magen täte ihm fürchterlich weh, widerspricht den Gedanken des Kindes, was die Frage aufwirft, ob das, was Erwachsene über den schmerzlosen Tod sagen, gelogen ist. Außerdem fragt man sich am Ende: haben seine Bauchschmerzen mit dem Papier, das er gegessen hatte, zu tun? Aufgrund dieser Widersprüche ist es ratsam, dieses Buch mit dem Kind gemeinsam zu lesen, um aufkommende Fragen zu beantworten und ihm eventuell aufkommende Ängste zu nehmen.

Alexa

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