7. Türchen

von | 07.12.2014 | #litkalender, Kreativlabor

Adventgedicht

Schafft jede Jahreszeit sich die Geschichten,
erfüllt von denen, die sich drin erleben,
wird ’s im Advent auch eine Ankunft geben,
wenn Weihnachtsbäume selbst die Wälder lichten?

Vielleicht gilt ’s, die Beziehung neu zu sichten
und das, was flach, bewusst herauszuheben,
Wollwarmes gegen Außenkalt zu weben
und einen Heilig-Abend-Vers zu dichten.

Wenn erst das Kind den Tannenbaum mitträgt,
sich, nicht markierend, Hunde dran begrüßen,
wird zwar am Brauch, an Wurzeln nicht gesägt.

Maroniwarme Socken an den Füßen,
dass nicht das Fremdsein an die Nieren schlägt,
bereit, Vorweihnachtszeit euch zu versüßen!

Ankunft statt Auskunft

Wenn Arbeitgeber Arbeitszeiten kürzen,
wenn damit Löhne und Gehälter sinken,
wenn Banken neue Sicherheiten fordern,
Geschäftsbedingungen dem Trend nachhinken,
ist’s sinnlos, Einkauf wunschgemäß zu ordern.
Sich jetzt nur nicht in neue Schulden stürzen!
Die Weisheit der Altvordern.
Wir müssen neue Selbstauskunft erteilen,
und wir erkennen eigene Finanzen
jetzt einzeln vor den ganzen.
Wir sollten uns nicht gar so sehr beeilen
und leiser treten, denen, die uns lieben,
zu schenken von der Zeit, die uns geblieben.

Um Weihnachtszeit tut es mir Leid

Die Menschen sind zur Weihnachtszeit
zu Andacht, Demut kaum bereit.
Statt im Gebet an stiller Krippe
im Cabrio mit großer Lippe!

Scheinwerfer leuchten auf statt Kerzen,
viel Punsch gibt ’s anstatt Lebkuchherzen.
Wo sind sie hin, die fernen Zeiten,
da Könige den Stern begleiten?

Von Weihnachten, wie ’s uns gefiel,
blieb leider nicht mehr allzu viel.
Bescheidenheit versinkt im Trubel;
der Euro glänzt, es rollt der Rubel.

Von Hektik haben wir genug.
Was wesentlich, kommt nicht zum Zug.
Es herrschen leider rundherum
nichts als Erwerb mehr und Konsum.

Für Liebe und Besinnlichkeit
nimmt man sich heute nicht mehr Zeit.
Wer kann noch unterm Weihnachtsbaum
verwirklichen der Kindheit Traum?
Wohl kaum!

Heinz – Helmut Hadwiger

Über den Autor:
Am 29.8.1941 in Wien geboren, Mittelschule in der BEA Graz-Liebenau, Matura 1959 in Wien; neben Studium der Rechts- und Staatswissenschaften Ausbildung zum Buchhändler, Promotion zum Dr. jur. in Wien, seit 1969 Richter; zuletzt am Landesgericht Linz, seit 1996 in Ruhe, freischaffender Dichter und Schriftsteller. Mehr über mich könnt ihr hier erfahren: www.haha-hadwiger.at

Bild: Lisa

Bücherstadt Magazin

Bücherstadt Magazin

Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

1 Kommentar

  1. Avatar

    Was für ein Gedicht über die Weihnachtszeit – es ist es wert, 3 Minuten dieser Zeit dem Lesen zu opfern!
    Ich nenne es bewusst nicht „Weihnachtsgedicht“, denn es reiht sich nicht ein in den Ton, den uns die Werbung aufzwingt. Zwar bin ich 50 Jahre jünger als der Autor, aber ich verstehe noch, das in der Weihnachtszeit eigentlich der glänzende Euro der Bescheidenheit weichen sollte.
    Folgende Verse erinnerten mich an das Buch „Danas Uhrwerk“:

    „Wir sollten uns nicht gar so sehr beeilen
    und leiser treten, denen, die uns lieben,
    zu schenken von der Zeit, die uns geblieben.“

    Die 3 Teilüberschriften finde ich originell, das hilft beim Lesen. Vielen Dank für dieses Gedicht!
    Aaron vom Bücherstadt Kurier

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir sind umgezogen!

Wir sind kürzlich umgezogen und müssen noch einige Kisten auspacken. Noch steht nicht alles an der richtigen Stelle. Solltet ihr etwas vermissen oder Fehler entdecken, freuen wir uns über eine Nachricht an mail@buecherstadtmagazin.de – vielen Dank!

Newsletter

Erhaltet einmal im Monat News aus Bücherstadt. Mehr Informationen zum Newsletter gibt es hier.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner